Striese läßt grüßen

Die "Opera Romana" gab Johann Strauß (Sohn) mit 3. Garnitur

von Frank Becker

Dieses Foto ziert den Prospekt des Teo Otto Theaters. Mal davon
abgesehen, daß von Johann Strauß (Sohn)  kein Cancan bekannt
ist, ist auch die Bühnendekoration der pure Schwindel. Aber wen
kümmert das schon in Zeiten, in denen Kriegsminister ungestraft
ihre Doktorarbeit abschreiben dürfen...
Gala ist was anderes
 
Die "Opera Romana"
gab Johann Strauß (Sohn)
mit 3. Garnitur
 
Daß Rumänien und k.u.k. Österreich-Ungarn in ihrer langen Geschichte manch ein Scharmützel, sogar veritable Kriege gegeneinander geführt haben, sei als historische Marginalie erwähnt. Nicht angenommen werden kann, daß die Animositäten auch gut 90 Jahre nach der letzten kriegerischen Auseinandersetzung noch anhalten und die „Strauß-Gala“ der „Opera Romana“ (er immer das auch ist, s.u.) am vergangenen Mittwochabend im Remscheider Teo Otto Theater als ein später Nadelstich gegen Wien gewertet werden müßte.
 
Hier führte einfach nur ein drittklassiges Gesangs-Ensemble, begleitet von einem routinierten, wenn auch kaum mehr als zweitklassigen Orchester unter Leitung von Dorel Munteanu Musik auf, dem es nicht gewachsen war. Auf kahler Bühne (jede, aber auch jede Dekoration, obwohl im Programm des Theaters üppig abgebildet, fehlte) agierten die Künstler ohne jede Verve. Mit Kalauern, Witzen mit Bart und uralten Musiker- und Theateranekdoten aufgefüllt von Peter Josch, den man sich eher als Schwejk oder Nestroy-Figur vorstellen mag, währte das Programm aus sieben „Fledermaus“-Liedern, zweien aus „Wiener Blut“, zweien aus dem „Zigeunerbaron“, drei „Fledermaus“-Ensemblestücken, fünf Polkas, einem einzigen Walzer und dem grauenhaft unvermeidlichen Radetzky-Mitklatsch-Marsch als Zugabe etwas mehr als zwei Stunden. Drei Tänzerinnen – mein Vater hätte Hupfdohlen gesagt, ein Tänzer, dessen Kummerbund seinen Namen zu Recht trug und ein Chor machten das Ensemble um die zehn Sängerinnen und Sänger komplett.
 
Den unglücklichen Anfang nach der einleitenden Fledermaus-Ouvertüre machte Gabriela Hazarian mit der Arie des Prinzen Orlofsky (na klar, Fledermaus) in drittklassigem Mezzo, belegt und trotz Mikroport kaum vernehmbar. Sie wurde, notabene, auch später nicht besser. Die Schnellpolka „Auf der Jagd“ galoppierte hastig darüber hinweg, aber nur um den Weg für den vom Blatt gesungenen Frühlingsstimmen-Walzer frei zu machen. Nicht sattelfest in den hohen Tönen, mitunter überschrieen, war Valentina Margaras da keine spürbare Verbesserung. Übrigens Blatt: fas alle Lieder wurden in einem köstlichen Kauderwelsch, das deutsch sein sollte, und textlich überwiegend unverständlich am Pult stehend vom Blatt gesungen, da die transsylvanische Truppe des Deutschen schlicht nicht mächtig war.
Verbesserung konnte auch Mihai Irimia nicht bieten, der mit schwachem Tenor weder einen ordentlichen Buffo im Pepi-Duett hinlegen noch in der Arie des Barinkay „Ja das alles auf Ehr´“ auch nur annähernd in die Nähe des legendären Joseph Schmidt (1904-1942) rücken konnte. Schmidt, dessen Interpretation bis heute maßgeblich ist, würde sich im Grabe herumdrehen, hätte er das hören müssen. Es blieb ihm erspart.
 
Bevor man nun glaube, daß alles schlecht war, richten wir geschwind den Blick auf Valentin Marele, der mit kraftvollem Tenor einer von zwei aufflackernden Hoffnungsschimmern war. Als der andere glänzte die Sopranistin Asineta Raducan, besonders mit dem Czardas (jaja, Fledermaus), der viel von dem herausriß, was ihre Kollegen bis dahin Strauß angetan hatten. Daß mit einer gewissen Lässigkeit Vater und Sohn Strauß in einen Topf geworfen wurden, fiel nicht weiter auf, Hauptsache Radetzky-Marsch (Vater). Dem Publikum im ausverkauften Saal hat es aber offenbar gefallen – bei Preisen ab 21,- € applaudiert man sich das vielleicht auch schön… Aber wie gesagt: Gala ist was ganz anderes. Striese läßt grüßen.
 
Weitere Informationen über die "Opere Romana" können wir Ihnen leider nicht anbieten, diese Gurkentruppe ist in den im Internet veröffentlichten rumänischen Bühnenverzeichnissen schlicht nicht auffindbar. Man fragt sich, wie das Theater Remscheid an sie geraten ist.