Die Varusniederlage oder Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald

Die Schlacht um die Schlacht - (Teil 7)

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker
Die Varusniederlage
oder
Die Schlacht im oder am Teutoburger Wald
Oder
Die Schlacht um die Schlacht
Die reine rheinische Wahrheit

- Teil 7 -
 
 
Also heute, wie versprochen:
Die Germanen

Da muß man zunächst mal sagen: Germanen? Die gab es überhaupt nicht. Denn: das war alles ein Haufen von einzelnen Grüppchen, Stämmen und, wenn es hoch kam, schon mal Völkern. Keiner wollte Steuern zahlen von denen, egal
an wen; weil sie im Rechtsrheinischen unzufrieden mit den Ernten, dem Regen und dem Altbier waren, haben sie alle naslang Ausfälle ins Linksrheinische bis nach Gallien gemacht; weil sie nix zu beißen hatten, haben sie die Römer überfallen, ob Kaufleute oder Offiziere war ihnen egal, Hauptsache in der Überzahl und aus dem Hinterhalt, was den Caesar dazu geführt hat, von Andernach aus mit dem Holzschlauchboot nach Neuwied zu düsen, wo er sich aber nur eine blutige Nase geholt hat; In Bonn hat er eine Holzbrücke über den Rhein schlagen lassen, die haben die Bonner aber weggeschmissen, als der Beton erfunden war.
Da waren drumherum aber noch andere Völker, da legst du die Ohren an: hier, der Ur-Holländer.
Wissen Sie, wie die hießen, ich sage nur: Nomen est omen! Die hießen Bataver, weil sie sich eine Batavia nach der anderen drehten und Cananefaten, weil die Cananef hatten, so hieß damals Cannabis, weil die sich also ein Rohr nach dem anderen drehten! So was wohnte damals hier. Die Germanen waren da schon ein bißchen anders: gut: Met und auf dem Bärenfell chillen, ok, bei der Kälte aber hierzulande auch verständlich, oder. Dabei aber hatten die einzelnen Stämme, also die Cherusker, die Chatten etc. pp. auch schon den Widerstandsgedanken gegen Rom. Wenn auch dieser Gedanke, das muß man auch sagen, nicht in Westfalen entstanden ist.
 
Er entstand im Rheinland, sprich: im Rechtsrheinischen. Hier haben wir die größte aller rheinischen Heiligen, und obendrein eine große rheinische Widerstandskämpferin gegen die römische Besatzung: die Hl. Penaten!
Sie hat ja damals oben im Schmelztal bei Bad Honnef ihre Heilsalbe zusammengebraut, von daher hat das Tal ja seinen Namen, aus Ochsenfett, Irisch Moos, zerriebenen Eicheln, Eberzähnen, Feuersalamandern, Sumpfdotterblumen, Aalgrün aus dem Rhein und wat weiß ich wat noch die Salbe gerührt und hat diese Salbe den Legionären angeboten, weil: Die kamen ja zu Fuß aus dem Süden, wat weiß ich, aus Marokko, Tunesien, Persien, das waren ja alles keine Römer, das waren ja alles nur Söldnertruppen - uns hier im Rheinland aber die Zivilisation beibiegen, verstehße mich, könnte ich heute noch sooo einen Hals. Egal, stellen Sie sich vor, das wären Schwaben gewesen, was meinen Sie, wenn sich schwäbische Sparsamkeit und rheinischer Unternehmergeist gepaart hätten: an jeder Ecke eine Bausparkasse und an jeder zweiten eine Wirtschaft, um die Hypotheken zu versaufen, na ja, das zweite haben wir ja glücklicherweise!
Die hatten sich also bei den wochenlangen Märschen aus dem Süden bis zu uns nach Honnef ja einen Wolf nach dem anderen gelaufen und da kam nun die Hl. Penaten und hat denen die Creme verkloppt. Mit ungeheurem Erfolg übrigens – was jeder weiß, der seinem Kind im Stadium des Laufenlernens den Po damit eingecremt hat – wat die do stifte jon! So auch damals die Legionäre: eine Handvoll Creme, fott wore die – das war passiver Widerstand par excellence, worin der Rheinländer ja immer schon Weltmeister war, wie wir wissen.
So ist Rheinland Pfalz entstanden.
 
Kommen wir jetzt zu den Cheruskern, weil um die dreht sich die ganze Geschichte ja letztendlich. Die Cherusker waren klassische Ostwestfalen: sie lebten von Paderborn bis Detmold – nicht länger – und waren überhaupt ein auffälliges Volk. Velleius Paterculus schreibt über sie:
„Die Leute dort sind – wer es nicht erfahren hat, wird es kaum glauben – bei all ihrer Wildheit äußerst verschlagen, ein Volk von geborenen Lügnern. Sie erfinden einen Rechtsstreit nach dem anderen; bald schleppt einer den anderen vor Gericht, bald bedanken sie sich dafür, daß das römische Recht ihren Händeln ein Ende mache, daß ihr ungeschlachtes Wesen durch diese neue und bisher unbekannte Einrichtung (sprich: Gerichte, Richter und Prozesse) allmählich friedsam werde und, was sie nach ihrer Gewohnheit bisher durch Waffengewalt entschieden hätten, nun durch Recht und Gesetz beigelegt würde. Dadurch wiegten sie Quinctilius Varus in höchster Sorglosigkeit, ja, er fühlte sich eher als Stadtprätor (sprich: Regierungspräsident), der auf dem römischen Forum Recht spricht, denn als Oberbefehlshaber einer Armee im tiefsten Germanien.“
Ich meine: das ist doch mal eine brillante Analyse, oder?!
Andererseits: Die Absichtserklärung in der Vergangenheit.

Das geht so: nehmen wir einmal an, da sind zwei Angestellte, ein Rheinländer und ein Westfale, sagen wir jetzt mal spaßeshalber. Beide bekommen vom Chef den Auftrag, was zu erledigen. Eine Woche später kommt der Chef und fragt nach. Er kommt zum Westfalen und fragt, ob das erledigt ist, der Westfale hat es aber nicht erledigt. Nun hat der Westfale zwei Eigenschaften, die zu seinem seelischen Grundkostüm gehören: er sagt a) immer die Wahrheit, er sagt sie b) immer im falschen Moment. Da kann er nix für, is so. Der Westfale also sagt zu seinem Chef: „Ich hab das nicht erledigt!“. Das sagt er. Seinem Chef! Ich meine: da muß man sich über die Arbeitslosenziffern doch nicht wundern, oder?
Was macht dagegen der Rheinländer, der es auch nicht erledigt hat? Vom Römer Gewitztheit gelernt!! Er greift zur Absichtserklärung in der Vergangenheit und sagt treuherzig zu seinem Chef: „Ich wollt dat dieser Tage noch erledigt haben!“. Und wat is? Alle sind sie’t zufrieden und bestens gelaunt verläßt der Chef dat Büro! So muß man es machen!
Jetzt aber zu den Hauptdarstellern: oder besser, ich heb mir dat für nächsse Woche auf, da sollen Sie auch noch wat Infomativer ze lese krieje.
 
Bis nächste Woche also in alter Frische!
 
Ihr
Konrad Beikircher



Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2011
Redaktion: Frank Becker