Aktuelles aus der Kultur - heute: Ausstellungen

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt
 
Thema heute: Ausstellungen


Mythos Lack. Die Schule von Palech 1923-1950.
 
Lackminiaturen der Ikonenmaler - Ausstellung russischer Lack-Kunst vom 24. Februar bis 1. Mai 2011 im Bröhan-Museum, Berlin
 
Berlin - Ausgelöst von der Oktoberrevolution und dem staatlich verordneten Atheismus war der religiösen Kunst in Rußland seit 1917 schlagartig der Boden entzogen. In Palech, einem alten Zentrum der Ikonenmalerei, suchten die betroffenen Maler in der Hinwendung zur Lackminiatur ein Auskommen und eine neue künstlerische Ausrichtung. Nach Anfängen unter dem Einfluß des Art Deco gelang die Transformation religiöser Motive und eines tradierten Stilvokabulars in die neue sowjetische Kunst. Im Zentrum dieses Geschehens stand der Maler Iwan Golikow, der gemeinsam mit sechs weiteren ehemaligen Ikonenkünstlern 1924 die Palecher „Genossenschaft für alte Malerei“ ins Leben rief. Golikows Malerei sollte Ausgangspunkt und Höhepunkt des frühen Palecher Stils zugleich sein, den sich bei aller individuellen Ausprägung auch die anderen Maler zu eigen machten. Bereits 1925 erlangte die junge Sowjetunion mit diesen Arbeiten großen Erfolg auf der epochemachenden Ausstellung „Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes“ in Paris. Mit der Zehnjahresfeier der Revolution 1927 traten die Ziele und Errungenschaften des Sozialismus als dominierendes Thema in den Vordergrund. Der radikale Umbau der Gesellschaft und der Wandel vom Agrar- zum Industriestaat wurde in plakativ anmutenden Kompositionen gefeiert. Schon seit den späten dreißiger Jahren und verstärkt von 1941 an wichen sie Bildern der Bedrohung und des Kampfes von düsterer Eindringlichkeit, schließlich den triumphalen Szenen des Sieges.
 
Erstmalig wird in Ausstellung und Katalog aus dem reichen Fundus der bedeutendsten russischen Sammlungen das Werden der Palecher Schule nachgezeichnet. Die Anfänge der aus der traditionellen Ikonenmalerei hervorgegangenen Palecher Miniaturlackmalerei werden mit herausragenden Beispielen dokumentiert. Zu sehen sind 160 Objekte, darunter 15 Ikonen der Palecher Tradition, 130 Lackarbeiten der frühen Palecher Schule, Zeichnungen Palecher Künstler sowie didaktische Exponate zur Technik der Lackmalerei.
 
Die Ausstellung war zuvor im Museum für Lackkunst in Münster zu sehen.
 
Öffentliche Führungen zur Ausstellung:
Immer am ersten Sonntag im Monat um 15 Uhr (6. März, 3. April, 1. Mai 2011). Die Führungen sind kostenfrei (zzgl. Eintrittspreis), Anmeldung nicht erforderlich.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: 250 Seiten, zahlreiche farbige Abb., Hardcover, Preis 46,- €
Öffnungszeiten: Di bis So von 10 bis 18 Uhr, an allen Feiertagen geöffnet
Eintritt: 6,- €, erm. 4,- € (inkl. Eintritt Dauerausstellung), jeden ersten Mittwoch im Monat Eintritt frei
 
 
Ausstellung über Kriminalität im Römischen Reich
 
Xanten - "Gefährliches Pflaster - Kriminalität im Römischen Reich" lautet der Titel einer Sonderausstellung im Römer-Museum des Landschaftsverbandes Rheinland in Xanten. Die vom 8. Juli bis zum 12. Februar nächsten Jahres laufende Schau setzt sich nach Angaben des Museums mit antiken Straftaten auseinand. Vom Mundraub bis zur organisierten Wirtschaftskriminalität hatten die Menschen in römischer Zeit mit einer großen Bandbreite von Verbrechen zu kämpfen, hieß es im Vorfeld der Ausstellung. 
 
Betrüger, Diebe und Mörder haben über die Jahrhunderte hinweg verschiedenste Spuren ihrer Untaten hinterlassen. Zahlreiche archäologische Funde und antike Textquellen führen uns noch
heute auf ihre Fährte, so die Aussteller. Die Schau will aufzeigen, wie die römische Justiz die Bevölkerung in den Städten und auf dem Land schützte, in einer Gesellschaft, die keine
Polizei kannte und in der die Menschen oft auf sich allein gestellt waren.
 
Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.apx.lvr.de
 
 
Ausstellung über japanische Stadtprojekte seit den 1960er Jahren 
 
Die Schau in Köln fragt nach der Beziehung zwischen Stadt und Architektur im modernen Japan
 
Köln - Über japanische Stadtprojekte seit den 1960er Jahren informiert eine Ausstellung im Japanischen Kulturinstitut in Köln. Vom 15. Februar bis zum 18. März geht es in der Schau um die Frage nach der Beziehung zwischen Stadt und Architektur im modernen Japan, hieß es in der Ankündigung des Instituts. Ausgehend von verschiedenen experimentellen Konzepten zum Begriff "Stadt" zeigt die Ausstellung anhand von Architekturmodellen, Photographien und audiovisuellen Medien die historische und aktuelle Entwicklung städtischer Ballungszentren in ausgewählten Ländern der Welt.
 
Mit einem Blick auf zukünftige Perspektiven werden Charakteristika und Fragestellungen am Beispiel der heutigen Megacity Tokyo verdeutlicht. Durch die Gegenüberstellung von Plänen aus Vergangenheit und Gegenwart wird deutlich, daß die Stadtplaner zu allen Zeiten die Vision einer idealen Stadt angestrebt haben. Die tatsächlich verwirklichten Projekte vermitteln eine Idee davon, in welchem Verhältnis die Anstrengungen zur realen Umsetzung im zeitgenössischen urbanen Kontext stehen.   
In der Phase zwischen den 1960er und 1970er Jahren begann die Zeit der modernen Stadtplanung. Die Ausstellung stellt Masterpläne von Großstädten wie Brasilia (Brasilien), Abuja (Nigeria), Skopje (Mazedonien) sowie Chandigarh (Indien) vor und demonstriert anhand von hochmodernen Satellitenphotographien, in welcher Form die Pläne in die Realität umgesetzt wurden. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt heute in Stadtgebieten, so daß sich auch zukünftige Stadtplaner mit der Frage auseinandersetzen müssen, welches Stadtbild gigantische Ballungszentren vermitteln können.
 
Internet: www.jki.de
 
 
Stadtmuseum Bergkamen zeigt Porzellan- und Celluloid-Puppen
 
Bergkamen/Ratingen - Unter dem Titel "Von Püppchen zur Puppe - kleine, große Welt" zeigt das Stadtmuseum Bergkamen seit Samstag Porzellanpuppen der Thüringer Firma Hertwig und Celluloid-Puppen der Firma Schildkröt. Bei den Exponaten handele es sich um Dokumente ihrer Zeit, die die Welt der Erwachsenen im Kleinen widerspiegelten, hieß es in der Ankündigung der  umfangreichen Puppenschau.
Zu verdanken ist die Sammlung wertvoller Hertwig Puppen dem "Verein Ratinger Puppen- und Spielzeugfreunde", der rechtzeitig einen Teil der Musterkarten-Bestände in den 1980er Jahre erwarb und als Sammlung retten konnte. Der Verein übergab die Bestände dem Museum der Stadt Ratingen, das sie nun für die Dauer der Ausstellung an das Stadtmuseum Bergkamen ausleiht. Die Porzellan- und Steingutfabrik Hertwig & Co. im thüringischen Katzhütte wurde 1864 gegründet und bestand bis zum Beginn des 2. Weltkrieges.
Firmengründer Christoph Hertwig richtete auf einem ehemaligen Eisenwerk eine Porzellanmanufaktur ein, die sich bald durch besonders liebenswerte Details und eine überraschende Vielfalt einen guten Namen machte. Hunderte von Heimarbeitern aus den umliegenden Ortschaften fanden dort einen Arbeitsplatz, die Firma nahm schon in den Anfangsjahren einen enormen Aufschwung. Exporte nach Amerika an das Handelshaus Butler Bros. in New York zeugen von der Qualität der damaligen Produkte, so die Ausstellungsmacher.
Die Schildkröt-Puppensammlung von Eva Eckold aus Göttingen beginnt mit ersten Exemplaren aus der Frühzeit der Celluloid-Puppenherstellung. 1896 begann die "Rheinische Gummi- und Celluloid-Fabrik" in Mannheim-Neckarau mit der Produktion von Puppen, die zum Verkaufsschlager wurden und schließlich die ganze Welt eroberten. Sie galten als unzerbrechlich, hygienisch und preiswerter als die Porzellanpuppen. Schildkröt-Puppen werden heute noch in geringem Umfang als Klassik-Edition im thüringischen Rauenstein hergestellt.
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr, samstags von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
Von Liebesdingen und Stadtlandschaften
 
Kunstraum Düsseldorf zeigt Arbeiten von Anja Ciupka und Etuko Watanabe
 
Düsseldorf - Arbeiten von Anja Ciupka und Etsuko Watanabe sind seit Freitag im Kunstraum Düsseldorf ausgestellt. Die bis zum 27. März laufende Ausstellung findet nach Angaben der Veranstalter unter dem Thema "Liebesdinge und Stadtlandschaften" statt. Die Bildhauerin und Installationskünstlerin Anja Ciupka ist Meisterschülerin von Magdalena Jetelová. Ihre bildhauerischen Arbeiten wie auch die Rauminstallationen wirken als "Gedankenräume". Für die Schau ist eine raumgreifende Installation entstanden, die die Liebesbeziehung als Grundlage für eine dauerhafte Bindung in Frage stellt.

Die in Japan geborene Düsseldorfer Malerin Etsuko Watanabe ist Meisterschülerin des international renommierten Künstlers Gerhard Richter. Stadtlandschaften sind eine zentrale, umfangreiche Werkgruppe innerhalb ihrer Malerei. Sie betonen den Blick der Künstlerin auf die jeweilige Stadt, zeigen Motive von Tokio ebenso wie von Düsseldorf. Es sind zumeist Ausblicke von einem erhöhten Standpunkt aus, sie vermitteln eine deutliche Distanz zwischen der wahrnehmenden Beobachterin und der Stadt, in der Menschen nur selten vorkommen. Etsuko Watanabe zeigt eine Auswahl von Gemälden und Aquarellen aus den vergangenen drei Jahren.
 
Die Ausstellung ist donnerstags und freitags von 15 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Zwischen Altweiberfastnacht und Aschermittwoch ist der Kunstraum Düsseldorf allerdings geschlossen.
 
 
Redaktion: Frank Becker