Aktuelles aus der Kultur

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Die Kunst des Zuschauens

Düsseldorfer Theatermuseum konnte zahlreiche Werke für die neue Sammlung erwerben
 
Düsseldorf - Ein Düsseldorfer Geldinstitut hat dem Freundeskreis des Theatermuseums im vergangenen Jahr Geldmittel zur Verfügung gestellt, um den Aufbau einer Sammlung zum Thema "Zuschauer und Zuschaukunst" im Theatermuseum der Landeshauptstadt zu fördern. Die Neuerwerbungen – grafische Blätter und Fotografien – reichen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, stammen von Künstlern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan, den Niederlanden und den USA und sind bis Mitte Februar erstmals im Museum zu sehen. 

Die ältesten Blätter gehen auf das frühe 18. Jahrhundert zurück. Der englische Grafiker William

William Hogarth - The Beggars´ Opera
Hogarth (1697–1764) war durch seine Freundschaft mit dem Autor John Gay (1685–1732) Verfasser von "The Beggars Opera" auch dem Theater sehr verbunden. Aus den USA erwarb das Theatermuseum: "Parodie auf die Bettleroper", "Southwark Jahrmarkt" und "Das lachende Publikum". Der englische Grafiker Thomas Rowlandson (1757–1827) zeichnete ab 1809 die erste chronologisch aufeinanderfolgende Cartoon-Reihe um einen pensionierten Lehrer, den es auch ins Theater verschlägt. Bei einer Deutschland-Reise besuchte er in Düsseldorf die Kurfürstliche Gemäldegalerie und zeichnete 1791 den Marktplatz mit dem kurfürstlichen Komödienhaus.

Der französische Maler und Grafiker Jean Louis Forain (1852–1931) gehörte zu einer Künstlergruppe, zu der auch Manet, Degas, Renoir, Sisley, Pissarro und gelegentlich Monet und Cezanne zählten. Das Theatermuseum erwarb ein Blatt von 1880, das zu den frühen Arbeiten Forains zählt und einen Blick hinter die Kulissen des Pariser Theaters eröffnet. 1923 erschien eine Mappe mit Radierungen des Malers, Grafikers und  Bühnenbildners Emil Orlik (1870–1932). Die Darstellungen - acht davon konnte das Theatermuseum erwerben -, die zwischen 1911 und 1923 entstanden, zeigen Zuschauer an unterschiedlichen Orten in China, Ägypten, Deutschland und Frankreich im Varieté, in Theater und Konzert.

Der Maler und Grafiker Ernst Oppler (1867–1929) radierte ab 1912 überwiegend Bühnendarstellungen vom populären Russischen Ballett. Seine Eindrücke von den Tanzaufführungen hielt er unmittelbar während der Theaterbesuche fest, wofür er einen speziellen beleuchteten Zeichenstift erfand, der ihm das Skizzieren seiner Eindrücke von der Bewegung im abgedunkelten Raum ermöglichte. Von 1913 stammt der Holzschnitt Ernst Moritz Engerts (1892–1986) "Tänzerin, aus einem Vorhang hervortretend", der den Augenblick des Kontakts mit dem Publikum eindrücklich thematisiert.

Der amerikanische Aquarellist, Illlustrator, Maler, Holz- und Linolschnittkünstler Norman Kent (1903–1972), sowie Kobayashi Kiyochika (1847–1915), der als der letzte traditionell arbeitende japanische Holzschnittkünstler gilt und gleichzeitig den Übergang zur Moderne mit westlichen Einflüssen verkörpert und  der japanische Maler und Druckgrafiker Sanzo Wada (1885–1960) sind mit je einem Blatt in der Sammlung vertreten.
 
 
Bildband mit Aufnahmen des Photographen Benjamin Katz
 
Köln - Im Kölner Wienand-Verlag ist jetzt ein sehenswerter Bildband mit Aufnahmen des Photographen Benjamin Katz erschienen. Auf insgesamt 160 Seiten gibt es neben einer Fülle von Künstlerbildnissen auch weniger bekannte Aufnahmen des Flaneurs Katz zu sehen, die er auf Reisen und vielen anderen Stationen seines Lebens festhielt. Der 1939 geborene Photograph lebt seit 1972 in Köln und betätigt sich nach Angaben des Verlags seit Jahrzehnten als "Chronist und Essayist" der westdeutschen Kunstszene.
 
Seine Aufnahmen sind stets Ausdruck tiefer Sympathie gegen über den porträtierten Künstlern. Dabei nimmt er sie ohne große Vorbereitung und ohne Blitz mit seiner Leica-Kamera auf, die er immer bei sich trägt. Auch Landschaften und Stillleben verleiht Katz den Charakter persönlicher Portraits. Heinrich Heil nennt den Photographen in einem Beitrag des Buches einen "Augenblicksfänger". Das fotografische Gesamtwerk von Katz zählt rund eine halbe Million Negative und stellt laut Verlag eine unschätzbare Kunstchronik und reiche Bilderfundgrube dar.
 
Traumhaft in dem neuen Bildband sind sicherlich auch die Aufnahmen, die Katz bei Besuchen in den Ateliers oder Wohnungen seiner Kunstfreunde durch die Fenster aufs Meer oder in Gärten "geschossen" hat. Toll natürlich die schwarz-weiß-Portraits etwa von Gerhard Richter (1984), von Sigmar Polke, von Tony Cragg (1986), Günther Uecker (1977), Dennis Hopper (1992) oder Damian Hirst (2007).
 
Der Band ist im Kölner Wienand Verlag erschienen und für 19,80 Euro unter der ISBN-Nummer: 978-3-86832-041-1 im Buchhandel erhältlich. 
 
 
 
Theater an der Ruhr präsentiert "Klanglandschaft Marokko"
 
Mülheim/Ruhr - Am 15. Februar steht im Theater an der Ruhr in Mülheim die "Klanglandschaft Marokko" auf der Bühne. Wie das Theater mitteilte, sind die Aïssâwa vermutlich die ungewöhnlichste unter den nordafrikanischen Sufi-Bruderschaften. Sie leben mit Schlangen, hypnotisieren, küssen sie gar und lassen sich von ihnen beißen. Sie stechen sich Messer unter die Augen, schneiden sich, ohne zu bluten oder sie nehmen kochendes Wasser in den Mund und sprühen es auf ihre Zuschauer.
Dazu spielen sie polyrhythmische, Trance indizierende Musik mit Schalmeien, Rahmentrommeln, Rohrflöten und religiösem Gesang. Dahinter verbergen sich Heilungszeremonien. Ihre magische Fähigkeit im Umgang mit Schlangen, Messern und kochendem Wasser beweist, daß die Aïssâwa über die Segenskraft Gottes ("Barakat") verfügen, hieß es im Vorfeld der Veranstaltung. Von den Musikern mit kochendem Wasser bespuckt zu werden, sei "kein Affront, sondern Medizin." Bei "Klanglandschaft Marokko" handelt es sich nach Angaben des Theaters um eine Mischung aus Konzert, Lesung und Zeremonie.
 
Redaktion: Frank Becker