Wessi - sitz!

Baumann & Clausen - "Die Wende in 90 Minuten"

von Frank Becker
Käffchen?

Die Wende in 90 Minuten“
mit Baumann & Clausen


Sie möchten mal wieder zwei Stunden von Herzen lachen? Leichte Unterhaltung gehört, notabene, und das unterschätzen viele, zum Schwersten auf der Bühne. Baumann und Clausen, das sind Frank Bremser (als Ossi Alfred Clausen) und Jens Lehrich (als Wessi Hans-Werner Baumann) gelingt das aufs Feinste, und die derzeit vom Winterstress geplagten Gäste in den Theatern der Baumann & Clausen-Tournee können in „Die Wende in 90 Minuten“ (eigentlich sind es ja sogar mehr als 105 Minuten + Boni) mal wieder zwei Stunden von Herzen lachen. Mit der heiteren menschlichen Seite der deutschen Bürokratie in Ost und West vor und nach der Wiedervereinigung gastieren die beiden schon gut zwei Jahre lang in der aus Rost- und Restdeutschland zusammengewachsenen Republik vor vollen Häusern. Ihr Konzept, den öffentlichen Verwaltungsapparat ordentlich auf die Schippe zu nehmen, funktioniert hier besonders gut, lassen sie doch Behördenvertreter zweier sich in Trägheit und Vorschriften übertreffender deutscher Staaten aufeinandertreffen.

1. Akt, im Büro Ost mit Plastestühlen und 70er-Jahre-Tapete: Baumann (West) muß 1988 von Clausen (Ost) auf dem Volkspolizeikreisamt Brumkow einen Antrag für die Rückreise in die BRD genehmigen lassen, wo er am nächsten Tag heiraten will. Das wird wegen beiderseitiger Arroganz schwierig. Der eine läßt überheblich den Kapitalisten mit schnurlosem Fernsprecher (Steinzeitmodell) und Luxuslimousine raushängen, der andere den Ost-Bürokraten mit unbegrenzter Macht und Klappstullen. Kein Wunder, daß es zum Konflikt kommt, wenn der arrogante Wessi den sturen Ossi (von der Wand lächelt schmallippig Erich H.) als „komischen Zonendödel“ bezeichnet und (das zu Recht) konstatiert: „In die DDR einzureisen ist schon schwieriger, als die Wildecker Herzbuben auf Diät zu setzen“. Da wird der Zoni natürlich steif im Rücken. Aber weil beide nur Menschen sind, kommen sie sich beim Büroschnaps und beim "Käffchen"doch näher, als Clausen fernmündlich die Nachricht von der Geburt seines Sohnes bekommt. Aber die Ausreise bleibt schwierig, fetzig dazu der Song „Ausreisestop“ zur Melodie von „Y.M.C.A.“.

2. Akt, November 1990: Clausen ist nach der Wende in den Westen gezogen, die beiden treffen sich nun im Rathaus von Neddelhastedtfeld (jetzt mit Kohl-Foto an der Wand) wieder, wo der Angeber Baumann nur ein kleiner Fisch beim Einwohnermeldeamt ist. Der Büro-Schlendrian West unterscheidet sich von der Arbeitsunlust Ost nicht im geringsten. Dialog: „Ich wollte heute mal nichts tun.“ – „Hast du doch erst gestern getan.“ – „Aber da bin ich nicht fertig geworden.“
Bremser und Lehrich inszenieren das mit liebenswertem Humor. Das Publikum geht landauf, landab begeistert mit. Sprüche wie „Die Liebe ist das Licht des Lebens, und in der Ehe kommt die Stromrechnung“ stoßen auf jubelnde Zustimmung. Im Mittelpunkt steht natürlich – wie in jedem Büro – das „Käffchen“. Ohne Kaffee funktioniert eben keine Verwaltung.

Mit gekonnt inszenierten scheinbaren Extemporés, live gespielten Songs und dem berühmt gewordenen Clausen-Shuffle haben die beiden Komödianten Lacher in Serie. Das ist ympathische Unterhaltung mit viel Humor - Lachtränen garantiert .

Baumann & Clausen - "Die Wende in 90 Minuten - Eine deutsch-deutsche Freundschaft"
(P) + © 2010 CallACOMEDY, DVD ca. 105 Minuten + ca. 22 Minuten Bonus-Material

Weitere Informationen unter: www.baumannundclausen.de