Postcard from Brazil

Ulla Haesen - "Love, Tears & Joy"

von Frank Becker
Ein feiner Hauch Brasilien

Spröde, mit einer gewissen Anmutung der brasilianischen Bossa Nova-Ikone Astrud Gilberto präsentiert die Kölnerin Ulla Haesen auf ihrem ersten Album "Love, Tears & Joy" (eine Verneigung vor Blood Sweat & Tears) zehn großartige Stücke aus der Pop- und Rock-Geschichte, darunter alleine fünf von Antonio Carlos Jobim, dessen Musik ihr besonders am Herzen liegt. In den ideenreichen Arrangements von Ralph Herrnkind sind zudem Pop-Klassiker von David Clayton-Thomas (Spinning Wheel - siehe oben: Blood Sweat & Tears)), Ray Charles (Unchain My Heart), Cheb Khaled (Aïcha/Aisha) und Michel Berger (Elle elle l´a - durch France Gall zum Standard geworden) ins Album aufgenommen. Ulla Haesen beherrscht federleicht sowohl das brasilianische Portugiesisch in seiner eleganten Bossa Nova-Ausprägung wie auch den französischen Chanson-Tonfall.

Haupt- und Herzenssache sind aber die Jobim-Titel, die Ulla Haesens großes Einfühlungsvermögen in dieses seelenvolle Genre belegen. Nicht ohne Grund habe ich sie eingangs mit Astrud Gilberto verglichen. Das feine Vibrieren der Stimme, die seelenvolle Tiefe ihres leicht spröden Vortrags und die Eleganz der Ausführung verschmelzen vor dem Hintergrund der ausgesucht stimmigen Instrumentation zu zartem Genuß. Nun hat Ulla Haesen auch ein paar hervorragende Begleiter ins Boot genommen. Peter Fesslers/John Goldsbys Bearbeitung von "Postcard From Brazil" ist ein grandioser Opener, Jobims "Eu sei que eu vou te amar" mit dem butterweichen E-Bass von Andy Duero und der dezenten Percussion von Angela Frontera geht wie Honig ins Ohr, das fröhlich beschwingte "Chega de saudade" mit Peter Heidl an der Querflöte macht so richtig gute Laune und läßt tänzerisch die Sonne Brasiliens am deutschen Winterhimmel strahlen. So swingend habe ich "Spinnig Wheel" seit der Version von Sammy Davis jr. nicht mehr gehört - macht Spaß.

France Gall feiert mit Ulla Haesen fröhliche Urständ´, und Ray Charles wäre gewiß nicht beleidigt, hörte er die weich-rhythmische Fassung seines doch eigentlich dramatischen "Unchain My Heart". Mit "A felicidade" (glasklar Jesse Milliners Keys) und "O morro não tem vez" spinnt das Album den brasilianischen Faden fort, bis
(nach leider nur einer guten halben Stunde) zum zauberhaften Rausschmeißer "Brigas nunc mais", bei dem Peter Fessler sanft an der Posaune brilliert. Schon mal vorbestellen, das Album erscheint offiziell am 24. Januar.

Beispielbild

Ulla Haesen
Love, Tears & Joy

Ulla Haesen - Gesang, Gitarre
Peter Fessler - Vocal Trombone (10)
Ralph Herrnkind - Gitarre
Andy Duero - Bass
Jesse Milliner - Klavier, Keyboards
Olly Rohles - Schlagzeug
Angela Frontera - Percussion
Peter Heidl - Flöte (3, 10)

© 2011Ulla Haesen
Produziert von Ralph Herrnkind

Titel:
1. postcard from brazil 3:37
2. eu sei que eu vou te amar 3:39

3. chega de saudade 3:38

4. spinning wheel 3:06

5. ella elle la 3:35

6. unchain my heart
4:00

7. a felicidade 3:24

8. aisha 3:58

9. o morro nao tem vez
2:57

10. brigas nunca mais
  2:32

Gesamtzeit:  34:30


Weitere Informationen unter:
www.ulla-haesen.de