Musikstunde

Robert Schumann und Clara - Teil 2 einer Brautwerbung

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Konrad Beikircher
Musikstunde
 

Robert Schumann und Clara
Teil 2 einer Brautwerbung


Tja, liebe Freunde, unser Robert hat ja ordentlich zu tun gehabt, um seine Clara unter die Haube zu kriegen. Doch Widerstände spornen an.

Denn nach des Schwiegervaters in spe Ausfällen wurde unser Robert richtig pfiffig. Zum einen hat er über Freunde bei der Universität Jena um den Doktor phil. angesucht, mit dem Argument: er wäre natürlich bereit, eine Dissertation zu schreiben und zwar über Shakespeare und seinen Umgang mit Musik, er fände aber andererseits, daß ihm dieser Doktorhut auch wegen seiner bisherigen Verdienste verliehen werden könne, was ihm auch zeitlich angenehmer wäre, weil er im Moment ziemlich im Stress wäre wegen Komponieren und so. Und das hat geklappt! Am 24. 2. 1840 wurde dem 30-jährigen der Imponier-Titel verliehen.
Zum anderen hat er natürlich Zeugen und Zeug herbeigeschafft, um den Vorwurf des Trunkenboldes zu entkräften, hat aber das entscheidende Argument erst ganz zum Schluß in die Diskussion geworfen, nämlich dies, daß der alte Wieck derjenige war, der täglich im Kaffeebaum herumhing und meist als letzter ging.
Das hat das Gericht dazu gebracht, dem alten Wieck aufzuerlegen, zu beweisen, daß Schumann ein Liederjan sei. Das konnte der nun beim besten Willen nicht, und so ging es aus, wie es mußte: der alte Wieck klemmte den Schwanz ein, das Gericht gab im August 1840 die Einwilligung zur Heirat und am 12. September 1840 war die Hochzeit. Glück prall und schön und ein Jahr später war das erste Töchterchen da, Marie (nicht „Maria“!).
Ein überglücklicher Vater schreibt an ihrem ersten Geburtstag:
„Leipzig, am 1. September 1842
Du bist geboren am 1. September 1841, früh zwischen 10 - 11 Uhr gerade während eines Gewitters.
Getauft wurdest Du am 13., dem Geburtstage Deiner Mutter, die an diesem Tage 22 Jahre alt wurde.
Du warst im ersten Jahre Deines Lebens, das mit dem heutigen Tage vollendet ist, immer ein liebes kleines Wesen, das seinen Eltern viel Freude machte. Von schwerer Krankheit hat Dich der Himmel in diesem Jahre immer beschützt gehabt. Du zeigtest Dich immer fast heiter und aufgeweckt. Die schwarzen Wimpern über den blauen Augen stehen Dir recht hübsch. Jetzt kriechst Du schon ziemlich geschwind und mit vielem Geschick in der Stube herum und kannst auch allein aufstehen. Aber mit dem ordentlichen Gehen ist es natürlich noch nichts. Auch nicht mit dem Sprechen. Desto weiter bist Du schon im Singen und singst schon ganz bestimmte Intervalle und Tonfolgen. Am Schluße dieses Buchs, wo die Notenlinien stehen, wirst Du kleine Melodien finden, die ich Dir öfters am Klavier vorsang. Wir wollen sie fleißig fortsetzen.
Dies ist das Wichtigste aus Deinem ersten Lebensjahre, mein liebes Kind. Gott nehme Dich ferner in seinen Schutz!“
 
Hinweis: Das Album entstand 1848 und ist ein Geschenk Schumanns zum 7. Geburtstag seiner ältesten Tochter Marie – zumindest die ersten Nummern daraus, weshalb diese auch so einfach gehalten sind.
 
Tja, das war es wieder einmal, liebe Freunde der Musenblätter-Musikstunde, sogar das letzte Mal für dieses Jahr. Die Musenblätter und ich, wir gönnen uns eine kleine Verschnaufpause. Herrn Christian Wulff wünsche ich eine glücklichere Amtszeit als seinem Amtsvorgänger, der sich als sensibles Wattebäuschchen erwiesen hat. Die Griechen, die lassen wir ganz besonders hoch leben, sie haben ja gut 3.000 Jahre lang funktioniert, also wird’s auch jetzt wieder werden, oder, para kalo und kal’imera und dann auch noch hintendran: ena piros, para kalo = die Rechnung bitte! Also dann: schöne und friedliche Weihnachten wünsch ich Ihnen und freu ich mich schon auf das neue Jahr, in dem ich natürlich wieder kleine Geschichten für Sie bereit halt. Also, tschöö, muß mich beeilen, ich hab noch nicht alle Geschenke...
 
Ihr
Konrad Beikircher


© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2010
Redaktion: Frank Becker