Moselfränkisch

Sprache als Beleg für leitkulturelle Integration

von Rudolf Engel

Rudolf Engel - Foto © Frank Becker
 „Däät denn och net grombeln?“
 
Sprache als Beleg für leitkulturelle Integration
                  
Von Großonkel Champ, den ich als Junge noch in seinen letzten Jahren gekannt habe, erzählte Mutter folgende Geschichte:
Er und noch zwei Burschen aus dem Dorf hatten in der Deutschen Klassenlotterie einen Volltreffer gelandet. In Frack und Zylinder waren sie mit einer dreispännigen offenen Schees (Chaise) durchs Dorf gefahren und hatten gesungen:
- „Wej brenge mir ed droff?" – (Wie bringen wir es drauf?)
Der eine hat dann von einem Teil seines Geldes den Kaiserhof gebaut, der andere begann zu zocken und landete im Kittchen, und Onkel Champ hatte sich eine zeitlang ins Rheinland abgesetzt.
Der Moselfranke von der Unteren Saar steht eines Tages vor dem großen Spiegel eines renommierten Hauses für betonte Herrenmode auf der Kö, dreht sich nach rechts und links und fragt die Verkaufsdame: „Grombelt denn och net un der Box?“
Die Dame: „Wie bitte?“
„Ob denn net grombelt, loo uawen erem?
„Ich verstehe nicht, mein Herr.“
Darauf er ungehalten: „Sein Sie der deutschen Sprache nicht matz?“
 
moselfränkisch:
Champ                 Jean-Pierre
Schees                Chaise, Kutsche
grombeln              knittern
Box                       Hose
loo uawen rem     da oben herum
Matz                     als Substantiv  für Mathias
matz                     als Adjektiv: mächtig, fähig, imstande
 
Der moselfränkische Dialekt wird nur im westlichen Teil des heutigen Saarlandes, eben der Unteren Saar, gesprochen. Östlich einer Nord-Südlinie, die ziemlich genau durch die Mitte des Saarlandes verläuft, wird rheinfränkisch gesprochen, mit "pälzer" Einschlag, so wie es Gerd Dudenhöffer tut.