Das Ur-"Rössl" in der Komischen Oper Berlin

Premiere unter Sebastian Baumgarten am 28. November

von Kevin Clarke/Bec.
Das Ur-"Rössl" kehrt nach 80 Jahren
nach Berlin
zurück

Premiere am 28. November
in der Komischen Oper

 
Der Countdown läuft: am kommenden Wochenende geht in Berlin das „Weiße Rössl“ in seiner spektakulären und jazzigen 1930er Ur-Gestalt in Premiere an der Komischen Oper. Regie führt Sebastian Baumgarten, der die Bayreuther Festspiele 2011 mit dem Tannhäuser eröffnen wird. Auf der Bühne wird man das BVG Orchester als "Feuerwehrkapelle" erleben können sowie – natürlich – die einzigartige Dagmar Manzel als Rössl-Wirtin Josepha Vogelhuber. Nach der Last-Minute-Absage von Dieter Hallervorden, (ein Geschenk des Himmels!, Anm. d. Red.) hat Dieter Montag die Rolle des Giesecke übernommen. Montag ist bekannt aus TV-Serien wie Unser Lehrer Doktor Specht oder Ein Fall für zwei, von 1998 bis 2003 spielte der den Ermittler im Polizeiruf 110.
 
Fernen sind zu hören und zu sehen: Max Hopp als Leopold, Christoph Späth als Dr. Siedler, Peter Renz als schöner Sigismund und Irm Hermann (!) als Kaiser.
 
Wie schon bei „Kiss Me, Kate“ – dem Dauerbrenner der Komischen Oper – wird Musical-Mann Koen Schoots die musikalische Leitung übernehmen. Er dirigiert die kürzlich erst wiedergefundene Ur-Fassung des Rössl, die in Berlin seit 1930 nicht mehr zu hören war. Die grandiose Instrumentation stammt bekanntlich von Eduard Künneke, die Fassung enthält eine dezent andere Auswahl an Titeln, zu denen auch der MGM-Musicalhit "There's Danger in Your Eyes" gehört, der hier als "Es ist doch nicht das letzte Mal, daß wir uns seh'n" auftaucht. (Gesungen von Dr. Siedler und Ottilie.)
 
Wie Baumgarten die ehemals von Meisterregisseur Erik Charell aufwendig durchchoreographierte Revueoperette an der Komischen Oper tänzerisch umsetzen wird, bleibt abzuwarten. Im Pressematerial ist kein Choreograph und keine Tanztruppe bzw. Ballett aufgeführt, anders als das bei „Kiss Me, Kate“ der Fall war.
 
Bislang hat nur die Staatsoperette Dresden 2009 diese Ur-Fassung – allerdings in einer stark gekürzten Version – gespielt, eine Fassung, deren Notenmaterial erst kurz zuvor in Zürich in einem Pappkarton im Keller des Musikverlags Zürich AG gefunden worden war. Jahrzehntelang hatte sich niemand dafür interessiert…
 
Bei der Eröffnung der Berliner Erik Charell Ausstellung im Sommer 2010 erwähnte Sebastian Baumgarten in seiner Rede, daß er Charell als Vorbild sehe und bewundere. Wie viele Charell'sche Ideale in der Produktion enthalten sein werden, wird man am Sonntag, 28. November wissen. Um 19 Uhr ist Premiere.


Foto © Komische Oper Berlin
 
Redaktion: Frank Becker