Plauderstunde

Über Horst Köhler und andere Rücktritte

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Konrad Beikircher
Plauderstunde

Über Horst Köhler und andere Rücktritte



Hallo und einen schönen guten Morgen,
 
liebe Freunde meiner kleinen Dienstags-Plauderei in den Musenblättern - heute mal ohne Musik, dafür aber mit Mißklängen -, ich begrüße Sie herzlich und freue mich unbändig geradezu, daß ich einer der wenigen bin, dem man hierzulande noch zuhört und zwar ohne daß er jemals mit Rücktritt gedroht hätte, geschweige, ihn auszuführen.

Ich persönlich lehne, lieber Herr Köhler, geschätzter Michael Offer, Rücktritt aus grundsätzlichen Erwägungen heraus ab, für mich gibt es da nur die rheinische Art des Rücktritts, die Marcel Reich-Ranicki - ohne jemals Rheinländer gewesen zu sein - auf geradezu geniale Art demonstriert hat, als er nach seiner furiosen Verkündigung (so muß man es bei einem so hoch sitzenden Pegasus-Ritter wohl formulieren): „Ich lehne den Preis ab“ gegen halb zwei Uhr nachts Hand in Hand mit seiner Frau den Ort der Verkündigung verließ, indem er in der anderen Hand den Preis locker schwenkend mit sich führte. Das ist die einzig richtige Art, diesen Dingen zu begegnen. Wo wären wir denn hingekommen, wenn Papa Heuss bei jeder Kritik daran, daß er ja seinerzeit dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt hätte und deshalb als Bundespräsident untragbar sei, mit dem Rücktritt gewedelt hätte! Er hat seine Gründe dafür genügend oft dargelegt und damit Basta! Lieber Herr Köhler, das hat einfach nur weh getan, daß Sie nach relativ milder Kritik an einer Wischi-Waschi-Äußerung, in der nicht klar war, ob Sie die Piraten am Horn von Afrika oder den Krieg in Afghanistan meinen, zurücktreten. Den Bettel so hinzuschmeißen ist kein gutes Beispiel in einer Zeit, in der alle nur noch vom Durchhalten-Müssen reden und das Interview war auch nicht Grund genug, es zu tun. Dazu braucht es bitte doch ein bißchen mehr, oder? Ja haben wir denn nur noch Mimöschen in unserer politischen Landschaft? Und schaun Sie mal, was/wer Ihnen da im Amt gefolgt ist – herrje! Alle teilen aus aber keiner kann mehr einstecken? Also ich weiß es nicht...


Es kann nur besser werden, konstatiert mit guten Wünschen für den Tag
Ihr
Konrad Beikircher




© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2010
Redaktion: Frank Becker