Stollenspezialität aus dem Sauerland reift in altem Bergwerk

Genußvoll verkostet

von Andreas Rehnolt und Peter Bilsing

© Stollenspezialist
Stollenspezialität aus dem Sauerland
reift in altem Bergwerk


Bestwig - Ein Stollen muß lange liegen, dann schmeckt er erst so richtig gut. Ein Bäcker aus Bestwig aus dem Sauerland hat jetzt einen Ort gefunden, an dem ideale Lagerbedingungen herrschen. Ein stillgelegtes Schieferbergwerk bietet eine gleich bleibende Temperatur von 12 Grad Celsius, Dunkelheit und eine hohe Luftfeuchtigkeit, die ein Austrocknen verhindert. Bäcker Jörg Liese lät dort seine Spezialität, den "Glück-auf-Stollen", vier Wochen reifen.
 
Der Stollen wird in lebensmittelechten Kisten mit festverschlossenen Deckeln gelagert, die allerdings die Luftfeuchtigkeit durchlassen. Das schade nicht, im Gegenteil, heißt es aus dem Sauerland. : Im Felizitasstollen sei die Luft nachgewiesen keimfrei. Der Verkauf der mehrfach prämierten Stollenspezialität hat Anfang November begonnen. Ein 650 Gramm schweres Exemplar mit in Weißwein marinierten Sultaninen, frisch gerösteten Mandeln und Haselnüssen kostet 11,99 Euro.


Der Waldfeenstollen © Stollenspezialist
 
Unserem Opernkritiker Peter Bilsing ist bei der Lektüre dieses Stollen-Artikels das Wasser im Munde zusammengelaufen und er hat es sich nach Lektüre nicht nehmen lassen……
 
Also: Peter Bilsings persönlicher Stollentest
 
Als alter Ossi (geb. in Erfurt) bin quasi ich mit dem originalen Dresdner Stollen aufgewachsen. Daher wahrscheinlich meine 2 Meter Körpergröße. Später in Düsseldorf - gute Stollen gab es im Rheinland nicht - bekamen wir noch jahrzehntelang diesen Stollen regelmäßig zur Vor-Weihnachtszeit geschickt. Er lagerte dann im Keller (Stollen muß lagern!) bis zum Heiligen Abend. Und dann: hmmmmm……
Heute, gibt es zwar bei Heinemann auf der Düsseldorfer Kö geschmacklich vergleichbares – doch mit ca. vier Euro pro hundert Gramm auch unerhört teuer. Edelstollen für edles Geld.
 
Nach dem Musenblätter-Artikel über den preisgekrönten Spezial-Stollen-Bäcker Liese aus dem Sauerland, der den Stollen nicht nur in einem echten Bergwerksstollen lagert, sondern ihn auch noch in Handarbeit und mit ausschließlich den besten garantierten Zutaten versehen soll, habe ich zugeschlagen. Worte sind ja bekanntlich Schall und Rauch…
 
Testobjekt (wie es sich für einen ordentlichen Opernkritiker gehört):Mozartstollen. 650 g/9,99 Euro
 
Ankündigung der Bäckerei: Absolute Premiumqualität, ein Stollen auf Pralinenniveau. Champagnerrosinen und Pistazienmarzipan, ein Konzert für den Gaumen. Mit einer saftigen Mandelmarzipanfüllung, ohne Milcheiweiß und ohne Haselnüsse. Weitere Zutaten, Weizenmehl, Wasser, Mandeln, Zucker, Fruchtzucker, Ei, Marzipan, Amaretto, Gewürze. Keine Konservierungsstoffe.
 
Erster persönlicher Geschmackstest: Donnerwetter!
Einmalig! Vergeßt Bittner auf der Kö! Vergeßt Dresden! Vergeßt original Salzburger Mozartkugeln. Datt isset! Ein Traum wird wahr. Der Stollen hat genug Feuchtigkeit, zergeht fast auf der Zunge. Den Teig durchzieht ein grünlicher Schleier von edlem frischem Pistazienmarzipan. Auch die anderen Zutaten sind reichlich vorhanden. Wunderbar abgerundet im Geschmack – der Vergleich zu einem richtig guten Praliné ist nicht von der Hand zu weisen. Lecker!
 
Der ebenfalls bestellte „Mandelstollen“ und der „Premiumstollen“ müssen aber bis Weihnachten warten – auf irgend etwas muß sich der Mensch doch noch freuen.
 
Für unser Omma – habe ich noch den „Waldfeenstollen mit Haselnußmarzipan“ und für Opa den „Rotweinstollen“ bestellt. Die alten Herrschaften essen ja nicht so viel… Die üblichen Verwandten bekommen am ersten Weihnachtsfeiertag natürlich, wie immer, den Aldi-Stollen. Nicht jeder kann schließlich mit Juwelen beschenkt werden.
 
Fazit: Mit den Liese-Stollen kann man leben wie Gott im Stollenparadies. Bitte nicht weitersagen! Das muß unter uns Gourmets bleiben – also Psssst....