20 Jahre Else Lasker-Schüler-Gesellschaft

Jubiläumsveranstaltung am 7. November im Zentrum für verfolgte Künste/Solingen

Red.

"Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im dunkel der Kellertür
Seitdem die Welt verrohte ….“
20 Jahre Else Lasker-Schüler-Gesellschaft

Jubiläumsveranstaltung am 7. November
im Zentrum für verfolgte Künste/Solingen
 
Im November 1990 lud der Journalist Hajo Jahn 20 Interessenten in die Stadtsparkasse Wuppertal ein, um die „Else Lasker-Schüler-Gesellschaft“ zu gründen. Mit dabei und Mitglieder bis heute sind u.a. die Autoren Hermann Schulz, Karl Otto Mühl, Matthias Buth, Gerhard Zwerenz und Ingrid Bachér. Vorstandsmitglieder waren u.a. Herta Müller und Hans Joachim Schädlich, heute sind es Ulla Hahn und Jiři Gruša.
Nach den Neonazianschlägen auf Asylbewerberheime in Hoyerswerda, Rostock, Schwerin etc. veranstaltete die junge Literaturgesellschaft  ab 9. November 1992 Dichterlesungen in solchen Heimen in allen 16 Bundesländern. Es folgten Samstag für Samstag, rund 6 Monate lang, ähnliche Aktionen an einem Ort.  Mehr als 50 Autoren waren beteiligt, darunter Sarah Kirsch, Herta Müller, Günter Grass, Eva Demski, Peter Härtling und Wolf Biermann. Damit wurde die ELS-Gesellschaft bekannt und hat heute rund 1.400 Mitglieder.
In zwei Jahrzehnten organisierte sie 17 Kulturforen, darunter die ersten Präsentationen einer deutschen Literaturgesellschaft in Israel, Polen, Tschechien, der Schweiz und Italien. Schirmherren und Mitwirkende waren u.a. Vaclav Havel, Johannes Rau, Lech Walesa, H.D.  Genscher und Shimon Peres. In Berlin konnte die ELSG nach langem Kampf eine Straße nach Else Lasker-Schüler benennen - sie hieß zuvor nach dem Antisemiten August v. Mackensen.
12 Bücher wurden herausgegeben, darunter „Gewissen gegen Gewalt – für ein Zentrum der verfolgten Künste“ sowie Dokumentationen eines China- und eines Israel-Forums: „Zwischen Theben und Shangai“ und „Momente in Jerusalem“.
Organisiert wurden Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen, Konzerte und Aktionen mit Zeitzeugen in Schulen. Beim NRW-Wissenschaftsministerium erreichten Prof. Heinz Rölleke und Hajo Jahn die Finanzierung einer wissenschaftlichen Kraft für die kritische ELS-Gesamtausgabe, die Satzungsziel ist und just zum 20-jährigen Bestehen fertig wurde (Jüdischer Verlag/Suhrkamp).
Drei Theaterstücke, davon zwei über ELS und eins über Anna Politkowskaja, hat die Gesellschaft initiiert. Hanna Schygulla, Angela Winkler, Hannelore und Nina Hoger traten mit Lasker-Schüler-Stücken auf, sind Mitglieder der Gesellschaft.
Anlaß für die Gründung war neben der Pflege des Werks von Else Lasker-Schüler die Einrichtung des Zentrums für verfolgte Künste. Mit Hilfe der Stiftung „Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler“, unterstützt von der Fotografin Ursula Schulz-Dornburg, Düsseldorf, sowie von der Schriftstellerin Ingrid Bachér und unter Mithilfe des Museumsdirektors Rolf Jessewitsch, ist das Zentrum im Solinger Kunstmuseum realisiert mit der Exilliteratur-„Sammlung Jürgen Serke“ und der Bilder-„Sammlung Gerhard Schneider“.
Das Pendant dazu ist mehrsprachig im Internet unter www.exil-archiv.de und verfügt mit www.exil-club.de über ein pädagogisches Portal, das mit 2 Mio. DM vom Bundesbildungsministerium finanziert und mit „Schulen ans Netz“ realisiert wurde (heute jedoch unfinanziert, also unverändert, im weltweiten Netz auf Sponsoren oder Mäzene wartet).