Labyrinth

Ein polnisch-deutsches Kunstfestival mit internationaler Beteiligung

von Anna Panek-Kusz und Krzysztof Juretko

© wypozyczalnia
Labyrinth/Labirynt
 

Eine Konfrontation unterschiedlicher Erscheinungen neuer Kunst im Hinblick auf ihre Form und ihre Botschaft und ein Treffen von Künstlern mit dem Publikum.
Jerzy Olek, 1999
 



Entschlossen… konsequent… hartnäckig… leidenschaftlich…
erlangte ich Labyrinth
 
Ich freue mich sehr, daß das Festival nach Słubice und Frankfurt an der Oder gekommen ist und es mir gelungen ist, Jerzy Olek – meinen Mentor und Ideengeber dieser Veranstaltung - zu überzeugen, daß die Idee es wert ist, realisiert zu werden. Zusammen sind wir davon ausgegangen, daß die Provinz ein guter Ort sein kann, auch wenn sie politisch geteilt ist, wie das deutsch-polnische

Raumanspielung © Ada Panek
Grenzgebiet.
Diese Tatsache wird zum Vorteil im Zuge offener Grenzen, gemeinsam realisierter Vorhaben und gegenseitigen Nutzens. Jeden Tag tauschen sich Leute beider Grenzstädte aus auf dem Weg zum Einkauf und zur Arbeit. Es entstehen deutsch-polnische Kindergärten und Schulen. Immer mehr Kunstveranstaltungen werden innerhalb der deutsch-polnischen Partnerschaft realisiert und obwohl dies anfangs nur durch EU-Mittel bedingt war, sieht man die daraus resultierenden Vorteile sowohl im Bereich des menschlichen und gesellschaftlichen Verhaltens, wie auch auf dem Niveau der angebotenen, internationalen Kulturereignisse, zu welchen jetzt auch „Labyrinth“ – ein Festival neuer Kunst“ hinzugekommen ist.
Das Leitmotiv der diesjährigen Veranstaltung lautet: FENSTER im Labyrinth – offenes Sehen.
Das Konzept des Festivals basiert auf einem dreitägigen Veranstaltungszyklus, von Freitag (22.10.2010) bis Sonntag (24.10.2010), der sich aus Ausstellungen, Vorführungen, Seminaren, Vorträgen und Treffen mit Dutzenden Künstlern in Słubice und Frankfurt zusammensetzt. Kunstwerke aus den Bereichen Fotografie und Multimedia, aber auch Installationen, Grafik, wie auch eigene Techniken sind hier zu finden. Autoren aus Polen, Deutschland, Tschechien, Frankreich, Italien, Rumänien, der Slowakei, den Vereinigten Staaten und Japan wurden eingeladen ihre Werke zu präsentieren.
Labyrinth ist für viele eine Art intellektuell-künstlerischer Initiation, die das Suchen und Finden des eigenen Zugangs zur Kunst im Dickicht moderner Kunst ermöglicht. Labyrinth wird so zum Mittel der Zielerreichung, zur Möglichkeit, Herausforderung, nicht zum Irrgarten als Hindernis. Das Durchqueren des Labyrinths bis zum Ziel ist nicht einfach, wir sollten uns jedoch erinnern, daß man auch aus Fehlern lernt, man muß nur den Geist öffnen, nicht verneinen, sondern erfassen, verstehen, kennen lernen und sich hinreißen lassen.

Oko Ra © Kinga Dunikowska
Labyrinth ist ein aktives, mutiges und dynamisches Festival. Es unterscheidet sich von anderen Veranstaltungen vor allem durch den Mangel an billigem Populismus. Wir setzen auf unspektakuläre Lösungen, um eine zugängliche Atmosphäre rund um Kunst, Künstler, Referenten und Publikum zu erzeugen. Das Fest ergibt sich aus der Lust, gemeinsam dieses Festival zu erschaffen, der Lust an der Teilnahme an Ausstellungen, Vorträgen und Diskussionen. In diesem lockeren Dialog formulieren sich Gedanken, verbinden sich Projekte, verlaufen Gespräche, Auseinandersetzungen und Konfrontationen von Neu mit Alt. Die Begegnungen erzeugen das Klima dieses Vorhabens, das Energie freisetzen kann, beflügeln möge, aber auch provozieren darf, zu denken geben soll und hoffentlich zum Nachdenken anregt.
Zusammen mit Jerzy Olek wollten wir, daß das von uns geöffnete Fenster im Labyrinth frischen Wind hereinläßt und Richtungen aufzeigt, als Chance für das Kennenlernen und die Analyse aktueller Tendenzen in Kunst und Fotografie.
 
Mit herzlichem Dank an alle
Anna Panek-Kusz
 

Künstler aus aller Welt

Zu diesem internationalem Kunstprojekt sind 200 Künstler aus Europa, Asien und Amerika eingeladen. Auch Künstler aus NRW nehmen zwischen dem 22. und 24.Oktober  am Kunstprojekt "Labyrinth" in Frankfurt/Oder teil. Die Einladung kam von dem polnischen Fotografen und Kunsttheoretiker Jerzy Olek und  Kuratorin Anna Panek-Kusz. Ausstellungen, Vorführungen, Seminare, Vorträge werden in drei Tagen an verschiedenen Orten stattfinden.  Mit der Eröffnung der Ausstellung Raumanspielungen II werden ca. 200 Künstler ihre Miniaturbilder in Form einen ca. 40 m langen Frieses in Europa-Universität Viadrina zeigen.
 
Aus dem Bergischen Land und NRW sind folgende Künstler dabei:
Bodo Berheide, Carl-Peter Buschkühle, Andreas Steffens, Renate Löbbecke, Regina Friedrich-Körner, Nanny de Ruig, Zbigniew Pluszynski, Matthias Neumann, Bartek Juretko, Shahin Damizadeh, Katharina Kolesinski, Geli S., Jörg Lange, Claudia Mann, Krzysztof Juretko.
 
Einer unter den vielen ist Krzysztof Juretko, der uns auf die interessante, in mancher Hinsicht grenzüberschreitende Veranstaltungsreihe aufmerksam gemacht hat. Sein Projekt mit der Tänzerin Chrystel Guillebeaud stellen wir mit seinen eigenen Worten vor:
 

"Folge mir"
 
Die Ästhetik der bewegten Körper aus dem modernen Tanz in die Bildsprache übertragen ist für mich schon seit der Mitte der 90-er Jahre eine Herausforderung. Die gezeichnete Spur einer komplexen Bewegung der Tänzer auf dem Papier, als ein tägliches Protokoll während eines langwierigen

© Krzysztof Juretko
Kampfes und Ringens mit einer entfliehenden und zugleich dynamischen Form, gab mir das Gefühl, neue Raumdimensionen zu entdecken. Während des Trainings und der Proben von Pina Bauschs Tanztheater in der "Lichtburg", im Opernhaus oder im Schauspielhaus Wuppertal übertrug ich den Eindruck der Bewegung auf das Papier. Aber nicht den Eindruck eines erstarrenden Moments wollte ich festhalten, sondern das lebendige „Einschmelzen“ in die Tänzergestalt, das in ihn Versetzen, eine Metamorphose zu erleben, das Durchdringen von Bild und Bewegung und dabei nicht entdeckte Grenzräume seiner tänzerischen Möglichkeiten und meiner Fähigkeiten als Zeichner. Die Charakteristik des modernen Tanzes bei Pina Bauschs " Tanztheater Wuppertal" läßt sich in einer kurzen Begründung ihrer Position, als Choreographin, in einem Satz erschließen: "Mich interessiert nicht, wie sich die Menschen bewegen, sondern was sie bewegt." Um Pinas Aussage zu paraphrasieren und ihrer Klugheit im Aufbau der Tanzform zu folgen, versuche ich keine künstlerische Dokumentation darstellen zu wollen, sondern bin bestrebt eine Übersetzung der Bewegungsformen und der Tanzstrukturen in Zeichnung und Malerei zu erreichen. Das ist besonders in der letzten multimedialen Installation "Follow me" aus dem Jahr 2009 sichtbar, wo Figurenzeichnungen mit der Tanzperformance von Chrystel Guillebeaud in einem Dialog zusammen kommen. Das Treffen der grundsätzlich verschiedenen Formen ist ein Ansporn für die Entstehung einer emotionalen Bindung zwischen der Tänzerin und ihren transparent im Raum hängenden Bildnissen auf Papier. Das erlaubt es nicht nur Bewegungsereignisse im Dialog mit Zeichnungen zu protokollieren, sondern diese aus dem Moment entstandenen Zeichnungen auch in die dritte Dimension zu transfigurieren. Das einer solchen Transformation unterworfene Bild tritt in die dritte Dimension und erscheint räumlich.
 
Krzysztof Juretko
 
Festival-Programm
 
22.10.2010
16.00 Eröffnung der internationalen Ausstellung „Form des Welltalls”, die künstlerische und wissenschaftliche Werke verbindet; Leiter: Jerzy Olek, stellv. Leiter: Marek Abramowicz; Autoren: Patrick Bailly-Maitre-Grand, Kurt Buchwald, Sławomir Decyk, Istvan Feleki, Štěpán Grygar, Wolf Kahlen, Akira Komoto, Jerzy Olek, Iva Pavlatova, Rudolf Sikora, Zdeněk Stuchlik, Yasu Suzuka, Gisela Weimann, Stefan Wojnecki sowie Fotografien vom Hubble-Teleskop (Galerie „Okno”)
Vortrag von Marek Abramowicz „Schwarze Löcher”
Vortrag von Jerzy Olek „Weisse Löcher”
Präsentation von Kurt Buchwald „Rohrmenschen und Fotografien durch Rohre“
17.30 Eröffnung der Gruppenausstellung „Rundum”; Leiter: Zbigniew Muziewicz; Autoren: Kinga Dunikowska, Tomasz Fedyszyn, Gabriela Huk, Anna Kędziora, Zbigniew Muziewicz, Żaklina Nowodworska, Paweł Piekarski, Michał Podgórczyk, Katarzyna Stupnicka, Witold Szymański und Dick Termes; Film „Sechs Perspektiven” von Dick Termes (Kleine Galerie)
18.00 Vortrag und eine Zeichnungsaktion von Witold Szymański zum Thema „Magie der geometrischen Form”
20.00 Vortrag von Wolf Kahlen zum Thema „Zeitlosigkeit” sowie die Projektion „TischeRücken” (Kinosaal SMOK)
21.00 Präsentation von Kunstfilmen:
Man Ray: „Dada”
Paolo Gioli: „Bilder, die das Rad von Duchamp eingeholt haben“ und „Filmarilyn”
Werner Nekes: „Downup”
Yasu Suzuka: „Gassho Mandala. Gebetshände”
Takashi Ishida: „Film über das Meer ”
Jan Švankmajer: „Die Möglichkeiten eines Dialogs”
Gisela Weimann: „Oper für 4 Busse”
Michael Kurzwelly: „Dazwischen, davor und danach”
Maciej Ćwiek: „Video-disc”
Jerzy Olek: „Labyrinth der Einbildungen”
(Kinosaal SMOK)
 
23.10.2010
10.00 Vernissage zum Thema „Absolute Zeit – eine fiktive Kategorie” Fotoschine
Frankfurt und AKFA, Leiterinnen: Anna Panek-Kusz und Claudia Tröger, Autoren: Ewa Adamczyk, Jakub
Chojka, Tomasz Fedyszyn, Anna Gibała-Łazdowska, Anna Kathrin-Nöthel, Janusz Michalski, Karolina Mochnacz, Anna Panek-Kusz, Jürgen Reimann, Claudia Tröger, Krzysztof Waszak und Marlies Zippan (Bankettsaal Collegium Polonicum)
10.30 Vernissage „Einmal im Leben” von Elina Moriya (Korridor zum Foyer vor der Aula des Collegium Polonicum)
11.00 Vernissage „Hybride” von Paulina Hebda und Eröffnung der Ausstellung „Wohin führt dieser Weg?” von Aleksandra Horoszkiewicz (Foyer Collegium Polonicum)
11.30 Eröffnung „Passe-par-tout” von Jan Berdyszak (Galerie „Miejsce sztuki”)
12.00 Vortrag von Elina Moriya zum Thema „Visualisierung der Ideen”
12.30 Vortrag von Tadeusz Sawa-Borysławski unter dem Titel „Lichtgrenze, Weltgrenze” (Kleine Aula Collegium Polonicum)
Mittagspause
15.00 Vernissage von Adam Czerneńko „Absolution” (I. Stock Collegium Polonicum)
16.00 Eröffnung der tschechischen Ausstellung „Variationen”, Leiter: Rudolf Němeček, Autoren: Vitezslav Krejči, Petr Moško, Rudolf Němeček, Pavel Rejtar, Vladimir Skalický und Michaela Stejskalová (Rathaus Frankfurt Oder)
17.00 Vernissage des Ideogramms von Studenten eines Kommunikationsgestaltungsbetriebes „Das Bild erfahren“, Leiter: Michał Jakubowicz, (Rathaus Frankfurt Oder)
17.30 Ausstellung der Werke von Studenten der Kunsthochschule in Posen „Verleih”, Sammelwerk, Autoren: Jarosław Barański, Maciej Bogunia, Aleksandra Kubiak, Maja Kryńska, Magdalena Ośko, Natalia Pakuła und Kinga Zawal (Bibliothek der Universität Viadrina)
18.00 internationale Ausstellung „Raumanspielungen II”, Leiter: Jerzy Olek (Universität Viadrina)
18.30 Eröffnung der Ausstellung „Simulacrum” von Kamil Wnuk (Universität Viadrina)
19.00 Vernissagen: „Genesis” von Anna Panek-Kusz, „Der gestörter Raum” von Jerzy Olek und „Self- definition” von Malte Lück (Galerie B)
20.00 Ausstellung junger Fotografie aus Japan „Inneres Labyrinth”, Leiter: Naoya Yoshikawa, Autoren: Kaori Horai, Yusaku Nakada, Ena Nakagawa, Ayako Onogi, Kensaku Tanaka, Kazushige Toma und Saori Yamashiro (Kleist Forum – Korridor)
20.30 Ausstellung „Gedankenränder” von Zbigniew Muziewicz (Kleist Forum – Café)
21.00 interaktive Installation „Anfang Ende Hier Jetzt” von Gisela Weimann (Kleist Forum)
22.00 Projektion „Ins Nirwana” von Stefan Wojnecki (Marienkirche)
 
24.10.2010
11.00 „Rita” im Labyrinth:
- Experimentelle Filme von Piotr bARTos,
- Performance von Marcin Czerwiński / mar czer – Chefredakteur von „Rita Baum”,
- Treffen mit der Dichterin Agnieszka Mirahina.
 
Vortrag „Hierarchien innerhalb der Kunst und drum herum ” von Paweł Łubowski – Chefredakteur von „Artluk”
13.00 Vortrag „Mehrere Falten habendes: multiplex” von Kordian Bakuła (literarischer Salon SMOK)
13.30 Raumgestaltung „Folge mir” von Krzysztof Juretka (Kammersaal SMOK)
14.00 Film „Galerie ef” über die Sammlung von o Jerzy Olek (Kinosaal SMOK)


© Kszysztof Waszak

Redaktion: Frank Becker