"Wir werden Helden oder Märtyrer sein"

Eine Graphic Novel zur Lebens- und Revolutionsgeschichte Fidel Castros

von Andreas Rehnolt
"Wir werden Helden
oder Märtyrer sein"

 
Eine Graphic Novel zur Lebens- und
Revolutionsgeschichte Fidel Castros
 

Im Hamburger Carlsen-Verlag ist jetzt eine spannende Graphic Novel über den kubanischen Revolutionsführer und jahrzehntelangen Staatschef des Inselstaates, Fidel Castro erschienen. Reinhard Kleist, der auch schon den Band über Johnny Cash bei Carlsen herausbrachte, hat auf rund 280 Seiten die Lebens- und Revolutionsgeschichte Castros gezeichnet. Er bediente sich dazu des von ihm erdachten Fotografen Karl Mertens, der in den 1950er Jahren nach Kuba reist, um Castro kennenzulernen, der zu diesem Zeitpunkt noch in den Bergen der Karibikinsel seine bis dahin kleine Revolutionstruppe ausbildete.
 
Aus dem Blickwinkel von Mertens werden die Kämpfe der Revolutionäre, ihre Niederlagen aber auch ihr Sieg über das korrupte Militärregime auf Kuba geschildert, bis hin zu der Krebserkrankung des "Maximo Lider", der Revolution und seinem Abschied von der politischen Bühne. Der Leser erfährt viel auf diesen schwarz-weiß gezeichneten Bildern. Es gibt Rückblicke, in denen Weggefährten von Castro beschreiben, wie der Sohn eine wohlhabenden Landbesitzers zum Kämpfer für die Freiheit wurde. Che Guevara taucht nur auf wenigen der Bilder auf. Schließlich gibt es auch schon eine Comic-Biografie über ihn beim Carlsen-Verlag.
 
Es wird geschossen, diskutiert und nicht zuletzt werden kubanische Zigarren geraucht in diesem sehr informativen Band. Der junge Fotograf lernt Castro in den Bergen kennen. In einer Hängematte liegend und rauchend sagt der Revolutionsführer den visionären Satz: "Wir werden Helden oder Märtyrer sein." Rückschläge der Revolutionäre, die Inhaftierung Castros durch das Batista-Regime, seine Freilassung, die rhetorische Stärke des studierten Juristen und sein Charisma, die ihn so beliebt bei den unterdrückten Kubanern machten. Die vom CIA unterstützte und letztlich gescheiterte Invasion von Exilkubanern in der Schweinebucht, die "Raketenkrise" aber auch die jahrzehntelange Mangelwirtschaft auf der Karibikinsel infolge des US-Handelsembargos bringen dem Leser in einprägsamer Weise ein Stück Weltgeschichte nahe.
 
Verschwiegen wird auch nicht, daß die Revolutionäre ebenfalls Andersdenkende verfolgen, daß Zehntausende von Kubanern in der Hoffnung auf ein besseres Leben die Insel verlassen und daß Castros Ideale mit der Realität immer weniger vereinbar zu sein scheinen. Am Ende des Bandes bleibt die Zukunft Kubas im Ungewissen. Der von seiner Krankheit schwer gezeichnete Fidel Castro schaut auf der letzten Zeichnung des Buches aus einem Fenster seiner Klinik und sagt: "Ich habe versucht, die Welt zu verändern. Doch es ist eine Illusion. Aber wenn ich von vorn anfangen müßte, würde ich den selben Weg wieder einschlagen."
 
 
Reinhard Kleist - "Castro" - © 2010 Carlsen-Verlag, 280 Seiten, Broschur,
16,90 € - ISBN 978-3-551-78965-5

Weitere Informationen unter: www.carlsen.de

Redaktion: Frank Becker