KaiserschmarrnReinhardt Friese inszeniert das „Weiße Rössl“ in Krefeld als Volkstheater pur „Hollaheh jubidubideh hahaha, hollaheh jubidubideeeeh.“ (Heinz Erhardt)
"Im Weißen Rössl" - Singspiel in drei Akten Inszenierung: Reinhardt Friese
Josepha Vogelhuber, Wirtin zum „Weißen Rössl“: Esther Keil - Weißes Rössl - geht das noch? Benatzkys „Weißes Rössl“ ist nicht unproblematisch zu inszenieren. Die berechtigte Frage, ob dieses Stück überhaupt auf die hochsubventionierte Bühne heutiger Theater noch paßt, hatte letztes Jahr die
Mit Dirndl und Janker Das bewies schon am Premierenabend die Resonanz des Publikums, welches sich dem vermeintlichen Tenor dieser Operette/dieses Singspiels schon in adäquat adretter Kleidung zu nähern versuchte: fesche Dirndln, Trachtenjoppen und Jägerkleidung generierten zumindest optisch einen bemerkenswerten Erwartungsdruck, der – welch ein Stein fiel allen vom Herzen – dann schließlich gut 110-prozentig erfüllt wurde. Wann war das zuletzt der Fall?
Das Regie-Team bediente diese Erwartungshaltung sogar 200-prozentig. Es durfte mitgesungen, -geschunkelt und –geklatscht werden wie beim allerheiligen „Grand Prix der Volksmusik“ im ZDF. Selten war soviel Fröhlichkeit aus den heiligen Hallen des Krefelder Stadttheaters zu vermelden. Sic ! Vielleicht auch irgendwo verständlich, hatte die Direktion dem ehrenwerten Publikum in dieser Saison doch ziemlich harte Brocken (letztlich noch: „das Fest“, ein „Frauenorchester von Auschwitz“, den „Tod in Venedig“ sowie den des „Handlungsreisenden“, Schönbergs „Erwartung“ + eine Barockoper in der Irrenanstalt) aufgetischt. So war die Reaktion meines süddeutschen Nachbarn „Jo mei – ach wär´s Theaterl doch immer so schön gscheit, wia heut´!“ sicherlich auch mannigfacher Herzenswunsch gestresster Theaterbesucher zum Abschluß der Saison. Herzig! Alles war so richtig herzig. Die Bühne - welch selige Öde auf wonniger Almhöhe - ist putzig ausstaffiert; kunstrasengrün saftig ist die Weide, blau der Strahlen-Himmel, fröhlich grinst die Sonne und die (Kaffee)-milchgebenden (Papp)-Kühe muhen fröhlich dazu; felsig sind die Faller-Styropor-Berge und niedlich witzig die unvermeidliche Märklin-Modelleisenbahn Spur Null. Ausgesprochen brüllend komisch und mit Sonderbeifall schon ohne Vorleistung bedacht sind die 8 Hornochsen (sprich: Musiker), wenn sie sich in dieser possierlichen Maskerade dem Publikum
Bei soviel traditionell Schönem erwartete man geradezu, daß jeden Moment auch noch Karl Moik um die Theater-Ecke gekommen wäre und die ganze Sache als neue Form des Musikantenstadls enttarnt hätte. Der Jubel hätte wahrlich nicht größer sein können. Esther Keil perfekt - Chapeau! Gesungen wird von den überwiegend sonst mehr im Schau- als im Singspiel besetzten Darstellern trotz Mikroport sehr lauthals, kehlig, kernig, durchaus textgetreu und verständlich, aber stets notenirrelevant. Warum soll man auch singen, was in der von insbesondere Wagner bekannten Worttonsprache auch angenommen wird – außerdem kennt die alten Schlager doch ohnehin ein jeder der älteren Generation. Einzig Esther Keil als Wirtin verstößt gegen das Abendmotto; sie singt und spielt den Erwartungen eines geschulten Mörbischer Operettenohres adäquat, geradezu perfekt. Das Kritikerherz jubilierte! Was könnte der Rezensent sonst noch bemäkeln bei soviel populärer - oder sollte ich sagen populistischer (?) - Glückseligkeit in der Volkskunst. Panem et circenses !
Die nächsten Vorstellungen: 12.6., 15.6., 17.6. und 20. 6. 2007 im Theater Krefeld Theaterplatz 3 - 47798 Krefeld Weitere Informationen unter: www.theater-kr-mg.de |