Living next door to ALICE

Eine Telekommunikations-Glosse

von Peter Bilsing

Peter Bilsing

ALICE – vom Wunderland zum Alptraum

"Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben...." (Jürgen Marcus)




Die flotte Brünette mit den schönen Beinen

ALICE, liebe Online-Freunde ist die flotte Brünette aus der Werbung, die uns mittlerweile von allen Plakaten und aus -zig Werbespots bekannt ist; ja genau die mit dem wehenden roten Schal – ein Rasseweib! Superschickes Mädel! Beine hat die, wie ein Traum - und dann dieses alles versprechende Lächeln. - Doch wer sich mit ihr anfreundet, landet nicht im Wunderland, sondern wird eventuell – so die Götter schlecht gestimmt sind, wie bei mir – sein blaues Wunder erleben und bald rot sehen.

Götterwerk?

Mittlerweile kenne ich die Dame und das technische Online-Götterwerk (Hanse-Net), welches dahinter steckt, gut 10 Tage. Doch statt 10 Tagen heißer Liebe, wie das Mädel mir glutheiß lächelnd vom Plakat verhieß, liegen Tage der Unbill hinter mir. Von Sex keine Spur, von Freude noch weniger… Nicht mal im Internet. „Sad songs say so much.“ Leider kann ich nicht singen wie Elton John, so muß ich´s aufschreiben.
Und dabei denke ich stets an Frank Zanders Schmutzfinkenlied, welches so ähnlich ging: „Oh Alice was hast Du getan? Oh Alice, Du machst mich nicht mehr an ! Meine … schrumpft wie ein … in Deiner Hand und nichts an Dir turnt mich mehr an. Bäh!“

Wär ich doch...

Parallel dazu trällert alltäglich das alte Lied von Dorthe in mir "Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben, schöner Playboy, Du wirst nie ein Cowboy sein…“ - Mädel! Tönt es dann in mir tief aus meiner geschundenen Seele: „Ich will kein Cowboy sein – will nur ins Internet! ….und nach Hause telefonieren!!! Zu meiner Mama nach Düsseldorf! Warum klappt das nicht? Es sind doch nur schlappe 20 Km Luftlinie von Meerbusch!!! Da kann ich ja fast trommeln!
Ein Kobold in mir, ein böser kleiner Teufel im Innenohr, hat aus dem Lied natürlich schon „Wärst Du doch bei Telekom geblieben!“ gemacht; damit werde ich jeden Morgen schadenfroh geweckt.
Doch ich ärgere mich nicht, wirklich nicht, liebe Freunde! „Geiz ist geil“ heißt doch die neue Philosophie und die erste Freude keimt langsam auf: Hipp hipp hurrah! Endlich funktioniert von den 3 neuen ISDN-Nummern eine. „Lost in Space“ ist beendet, denn: „Immer, immer wieder geht die Sonne auf!“ Udo hat recht.

Holdrio vom Königssee

Ich kann endlich auf der ersten meiner neuen Nummern jetzt sowohl raus, als auch rein telefonieren...Thank you boys & girls von Hanse-Net! I love you. („Ähem, aber das war doch bei der alten Tante T-Com eigentlich immer der Normalzustand!“ – meckert schon wieder mein Ohrenteufel.)
 „Die hard!“ ruf ich ihm zu und mache vor dem Spiegel ein Gesicht wir Bruce Willis. Er verschwindet. Und ich genieße mein erstes Telefonat….wunderbar, und dieser Hall, dieses Echo meiner eigenen Stimme, als wäre ich am Königssee. Die können schon was diese heutigen Techniker! Als Jugendlicher hatte ich mir mal ein Hallgerät gebaut für meine Diskjockeyauftritte – da klang meine Stimme ähnlich.
Doch zurück zum Thema: Die beiden anderen Nummern funktionieren jetzt auch, wenngleich sporadisch; d. h. sie reagieren launisch, wie ein Weib. Heißt es deshalb „Alice“? Mal komme ich raus aber andere nicht rein, mal kommen Auswärtige nicht rein aber ich auch nicht raus, und manchmal komme ich rein und raus, aber Anrufer weder raus noch rein…so ist halt das Leben. Bedauerlich nur, daß Faxe weiterhin trotz Nachweis des Absenders in meinem Alice-Modem wie im Bermuda-Dreieck verschwinden. Spurlos! Gnadenlos! Sollte mich das beunruhigen? Aber wer faxt schon noch im heutigen Simms- und Summs-Zeitalter. Wenn nur meine Finger nicht so klobig wären…

Hotline, "kluge" Damen und "freundliche" Techniker

Jetzt aber mal was Positives: Die Hotline meiner geliebten Alice ist für schlappe 24 Cent pro Minute (He Leute, das ist ein Supersonderpreis, früher habe ich 1,99/Min. für die Damen bezahlt!) ist glücklicher weise meist spätestens nach 15 Minuten und einem Loriot-würdigen Procedere erreichbar, aber überwiegend inkompetent. Leider kommt man an die Techniker erst ran, wenn man den Damen des Call-Centers eine derartige Tragikomödie erzählt, daß sie gerührt und weinend weiterverbinden. Manche tun´s nicht! Hatte schon öfter diese Sherlock-Holmes-Mädels dran – sie kennen den Typ! Frauen, die alles können wollen, aber eigentlich nichts wissen; breche dann immer schnell ab mit den Worten „Sorry, es klingelt an meiner Tür.“
Hat man die Fehler dann zum 259. Mal erklärt, gelingt tatsächlich der große Sprung zu männlicher Kompetenz. Bei Hanse-Net ist das DER TECHNIKER.

Schon vom Sprachduktus ein King. Die meisten haben die nüchterne „Freundlichkeit“ der Organe der ehemaligen DDR-Grenztruppen. Nichtsdestotrotz läßt auch DER TECHNIKER sich die Probleme noch einmal erklären. Zeit ist für diesen Personenkreis halt kein Geld. Ihre guten Ratschläge klingen überzeugend, helfen aber kaum. Und nach jedem Gespräch habe ich irgendwie den Eindruck, noch nichtsnutziger, inkompetenter und unwürdiger geworden zu sein.

Ich will ALICE!!! Gebt mir endlich, was Alice versprochen hat! Ich will doch wirklich nur nach Hause telefonieren!

Euer Peter Bilsing

P.S.
Also Ihr Lieben, was lernen wir daraus? Manch heißblütiges, auf den ersten getrübten Blick supergeizgeilpreiswürdige Mädel entpuppt sich beim zweiten Hinschauen oft als echt teures Luxus-Luder. Und wenn dann noch die Luden auftauchen...