Aktuelles aus der Kultur
Für die Musenblätter zusammengestellt von Andreas Rehnolt
Thema heute: Theater
Elmar Goerden lockte in seiner 5-jährigen Bochumer Intendanz rund 910.000 Theaterbesucher
Bochum - Ende Juni endet nach fünf Jahren die Intendanz von Elmar Goerden als künstlerischer Leiter des traditionsreichen Bochumer Schauspielhauses. Der in weiten Strecken relativ glücklos agierende Theatermann konnte in 3.656 Vorstellungen rund 910.000 Zuschauer im Theater begrüßen. In der vergangenen Spielzeit 2009/2010 kamen etwa 186.000 Gäste. In Erinnerung bleiben sicherlich die Regiearbeiten von Burghart Klaußner - allen voran die deutsche Erstaufführung von Yasmina Rezas "Der Gott des Gemetzels" mit Imogen Kogge und Felix Vörtler in zwei Hauptrollen.
Höhepunkte waren sicherlich auch die beiden musikalischen Stücke "A Tribute to Johnny Cash" mit Tomas Anzenhofer und "A Tribute to Quentin Tarantino" mit Oliver Möller in der Hauptrolle. Die Johnny Cash-Produktion brachte es auf über 60 Vorstellungen und deutlich über 25.000 Zuschauer. Auch die Produktion "A Tribute to Quentin Tarantino" lief bombig. Weitere Publikumserfolge waren "I hired a contract killer", "König Lear" und zuletzt "Nora". Goerden setzte zudem in seiner fünfjährigen Intendanz mehrfach Akzente durch ungewöhnliche Theaterformate oder Festivals.
Zwölf erfolgreiche Abende erlebten "Die Boten" im Schauspielhaus Bochum. Dem Projekt lag ein Konzept ganz im Gegensatz zur herkömmlichen Theaterpraxis zu Grunde. Es gab weder Probe, noch Regisseur, weder Dramaturgie, Dekoration oder Gage. Dennoch kamen so prominente Boten wie Cornelia Froboess, Bruno Ganz, August Zirner oder Christoph Waltz. In fünf Jahren Spielzeit wurden in Bochum 22 Uraufführungen präsentiert.
Von Anfang seiner Intendantentätigkeit in Bochum stand Goerden ein wenig im Schatten des deutlich kleineren Essener Grillo-Theaters. Dort war Intendant Anselm Weber zeitgleich extrem erfolgreich und verdrängte die Bochumer Bühne von dem jahrzehntelang besetzten ersten Platz der Theater im Revier. Weber tritt nun in der Spielzeit 2010/2011 die Nachfolge von Goerden in Bochum an.
Neuinszenierung der Barockoper "Montezuma" eröffnet Festival Theater-der-Welt
Mülheim/Ruhr - Die international koproduzierte Neuinszenierung der Barockoper "Montezuma" eröffnet in diesem Jahr das Festival Theater der Welt. Das Festival findet vom 30. Juni bis zum 17. Juli in Mülheim/Ruhr und in Essen statt. Die Barockoper erzählt, so Programmdirektorin Frie Leysen, die Eroberung Mexikos durch Hernán Cortés und dessen Komplott gegen den Gottkönig Montezuma. Das Libretto stammt von Friedrich II. Claudio Valdés Kuri holte die lange vergessene Oper im 200. Jahr der Unabhängigkeit Mexikos zurück in sein Heimatland.
In seiner Regie und unter der musikalischen Leitung des Argentiniers Gabriel Garrido wollen Sänger und Musiker ihre Version der Geburt des modernen Mexiko erschaffen, hieß es bei einem Probenbesuch des 150-minütigen Stücks, das am 30. Juni in der Stadthalle Mülheim seine Weltpremiere erleben wird. Koproduzenten sind unter anderem Kampnagel Hamburg, das Edinburgh International Festival, das Theatro Real in Madrid und das Cervantino Festival Mexiko. Theater-der-Welt holt insgesamt rund 400 Schauspieler, Filmemacher, Choreographen, Musiker, Theatermacher, Tänzer und Sänger aller Kontinente in die beiden Ruhrgebietsstädte.
Unter anderem gibt es am 3. Juli den Puppentrickfilm "Cabaret Crusades". Er erzählt die Kreuzzüge aus Sicht der Araber. Der aus Alexandria stammende Wael Shawky verknüpft darin die Perspektive von Kreuzritter und "Muselmann" immer wieder neu, wodurch es ihm gelingt, die Klischees von Gut gegen Böse und Richtig oder Falsch für kurze Momente aufzuheben. Außerdem gibt es die Theaterproduktion "Yume no shiro - Schloß der Träume" des japanischen Regisseurs Daisuke Miura, der darin - ganz ohne Worte - Kritik an der Wohlstandsgesellschaft übt.
Internet: www.theaterderwelt.de
Redaktion: Frank Becker |
Bühne
30.06.10
