Lebt Elvis?

Rich Koslowski - „The King“

von Frank Becker

© Edition 52
Lebt Elvis?
 
„The King“ – eine brillante Graphic Novel
von Rich Koslowski

... wenn man nicht mehr über dich spricht, bist du tot.
Elvis Presley



Am 16. August 1977 meldeten Radiostationen rund um den Erdball – für alle unbegreiflich – den plötzlichen Tod Elvis Presley, des „King“. Ich selbst hörte die Nachricht nachts um 23.00 Uhr im Autoradio und konnte es nicht fassen. Wie bei vielen anderen Berühmtheiten, deren Tod von Rätseln umgeben ist (denken wir nur an Buddy Holly oder Michael Jackson) tauchten auch hier bald Verschwörungs-Theorien darüber auf, daß Presley gar nicht gestorben sei: „Der King lebt!“ Elvis-Imitatoren geistern vor allem durch zweitklassige US-Shows und über Off-Bühnen, und eine jährliche Convention in Las Vergas sucht nach dem besten Elvis-Kopie.
 
Mit diesem populären Phänomen spielt Rich Koslowski in seiner großartigen Graphic Novel „The King“, die bereits 2008 bei der exquisiten Edition 52 erschienen ist. Koslowski läßt den „Time Magazine“-Reporter Paul Erfurt 2005 im brütend heißen Las Vegas die Spur eines Mannes aufnehmen, der unter einer goldenen Helm-Maske als beleibte Inkarnation des King of Rock n Roll auftritt – und im „Trident“ ein großes Publikum mit seiner Show begeistert. Oder ist der von einem verschworenen Troß, der an den Presleys erinnert, begleitete geheimnisvolle Unbekannte vielleicht doch der wahre King? Paul Erfurt versucht, sich dem rätselhaften Mann in Interviews zu nähern, dessen Umwelt über Gespräche mit Leuten zu entschlüsseln, die dem Burschen begegnet sind, trifft dubiose Gestalten, stochert in dunklen Geheimnissen, sucht Hinweise.

DNA-Spuren, Fingerabdrücke auf einem Whisky-Glas? Kryptische Auskünfte des mysteriösen "King", der mit Paul Erfurt zu spielen scheint. Dann Spuren, die ihn als Timothy Dowringer identifizieren

 © Rich Koslowski
könnten – ein Sackgasse. Koslowski versteht es in intensiven, beinahe bewegten Bildern von hoher Authentizität und intelligenten Dialogen die Atmosphäre von Las Vegas, des Showbiz dort und der US-Gesellschaft zu skizzieren. Er baut dabei eine stetig ansteigende Spannung auf, die er durch geschickte Wendungen nie abreißen läßt. Koslowski rät übrigens in einer Nachbemerkung dazu, beim Lesen unbedingt im Hintergrund leise Schallplatten von Elvis Presley laufen zu lassen. "Es hilft den wahren Geist des Stoffes heraufzubeschwören"...
Ein wirkliches Muß für alle Fans von Elvis Presley, Kenner des Genres Graphic Novel und Freunde des „schwarzen Kinos“ – ein Meisterstück von Rich Koslowski und seinem Co-Zeichner Adam Wallenta.
 
Rich Koslowski – „The King“
© 2008 Edition 52, 264 Seiten
, broschiert, durchgehend zweifarbig illustriert, Sketchbook-Anhang ISBN 978-3-935229-59-3
17,00 €
 
Weitere Informationen unter: www.edition52.de