Landestheater Coburg
Manon
Oper von Jules Massenet Frauenschicksal? Frauenschicksal!
Schon gleich während der knappen Ouvertüre zeigt Roman Hovenbitzer den Beginn der Karriere der
Jede Herausforderung gemeistert
Allen voran das tragische Liebespaar Manon und Des Grieux. Sofia Kallio erreicht mit scheinbarer Leichtigkeit die höchsten Töne ohne zu forcieren. Ihr koloratursicherer lyrischer Sopran paßt sich, auch in den dramatischen Passagen, jeder musikalischen Herausforderung der Partitur an. Milen Bozhkov ist ihr als Des Grieux ein ebenbürtiger Partner. Sein fein geführter klarer Tenor schwankt zwischen Ekstase und Enthaltsamkeit. Genauigkeit in der Prononcierung ist den beiden genauso sicher wie dem Rest des Ensembles, das sich rollenbedingt nur noch als Stichwortgeber betätigen kann. Dennoch, Jason Tomory gibt den baritonalen Kontrapunkt zu Des Grieux, der Rolle
Hoverbitzer gelingt die Darstellung des Aufstiegs und vor allem der Fall der Manon glaubwürdig. Der Wandel der Klosterschülerin über die Femme fatale hin zur abgestürzten Hure wird von seiner Manon Sofia Kallio anrührend dargestellt. Auch Milen Bozhkov glänzt als naiver, verführbarer Liebhaber genau wie der von weiblicher Sexualität bedrohte Priester. Marek Reichert gibt den Cousin Lescaut als hinterhältiger drogendealender Zuhälter. Hoverbitzer bleibt in seiner Darstellung der Tragödie distanziert, am Ende, wenn Manon mißhandelt vor einer Polizeistation ein letztes Mal durchgevögelt wird, hält sich das Mitleid des Zuschauers in Grenzen. Zu sehr war sie in ihrem Vorleben auf ihren Vorteil bedacht.
Trümpfe
Zwei weitere Trümpfe hat das Landestheater Coburg noch zu verzeichnen. Da wäre auf der einen Seite das Philharmonische Orchester unter Hans Stähli. Französischer Wohlklang strömt aus dem Graben, transparent und mit der nötigen Kraft in den Tutti. Stähli klebt mit den Augen auf der Bühne, modelliert aus dem Graben mit der Bühne einen selten gehörten Wohlklang. Desweiteren sei der wie immer spielfreudige und perfekt einstudierte Chor unter Stefan Meier erwähnt, der in der Manon
Hoverbitzer und Steffen gelingt eine fulminante Deutung der Prévost’schen Vorlage. Gerade weil sie auf jeden geschichtlichen Bezug verzichten, wird ihre Manon so aktuell, ohne daß die Erotik der Partitur von Massenet leidet. Der Premierenabend endete im unverständlicherweise nicht ganz ausverkauften Haus unter langanhaltendem dankbarem Applaus für eine Gesamtleistung, die es mit Leichtigkeit mit jeder Hochglanzproduktion aufnehmen kann.
Redaktion: Frank Becker |