Grabenkämpfe
Das Euro-Studio Landgraf mit
„Die Grönholm-Methode“ von Jordi Galceran in einer Inszenierung von Johannes Zametzer Inszenierung: Johannes Zametzer - Bühne: Jeanny Kratchowil – Kostüme: Kara Schutte - Fotos: Dietrich Dettmann
Besetzung: Fernando Porta: Luc Feit - Enrique Font: Carsten Klemm - Mercedes Degas: Claudia Buser - Carlos Bueno: Klaus Nierhoff
Vier Kandidaten – ein Ziel
Ein sachlicher Konferenzraum mit Designer-Sesseln, eher vom Charakter eines neutralen Foyers, an einer Wand ein großformatiges abstraktes Gemälde, in eine andere eingelassen eine verborgene Klappe. Jeanny Kratchowil hat auf der Bühne eine zeitgemäß kühle Atmosphäre für die packende Inszenierung von Johannes Zametzer geschaffen. Drei Herren, eine Dame treten auf, Bewerber für
Bis an die Grenzen
Jordi Galcerans intelligentes, blitzschnelles Stück nimmt sich die Assessment-Methoden vor, die von im großen Rahmen operierenden Firmen tatsächlich benutzt werden, um durch psychologische Test-Spiele die Eignung von Bewerbern für hoch dotierte Führungsposten herauszufinden. Daß dabei bis an die Grenzen psychischer Belastbarkeit und darüber hinaus gegangen wird, zeigt sich sehr schnell in „Die Grönholm-Methode“. Die vier belauern sich, beziehen wechselnde Positionen. Wer ist der „Verräter“? Ist es vielleicht ein weiterer Trick und keiner ist falsch? Ist Team-Arbeit angezeigt oder Grabenkampf? Was erwartet man von ihnen? Alle belauern sich gegenseitig und mißtrauen einander. Eloquent und in hohem Tempo fliegen die Dialoge, überraschen mit immer neuen Wendungen. Obwohl seit drei Jahren auf dem Tournee-Spielplan des Eurostudio Landgraf, wirkt nichts routiniert oder abgespielt. Die perfekte Inszenierung läßt durch die Eloquenz der Spieler die Spannung beklemmend ansteigen.
Demaskierung
Weitere Aufgaben folgen, die den vier Opfern – denn nicht anderes sind sie in diesem Auswahlverfahren - intimste Bekenntnisse bis zur Peinlichkeit und Entblößung und völlige Rücksichtslosigkeit den anderen gegenüber abverlangen. Wer den Raum vor der Zeit verläßt, ist unwiderruflich raus aus dem „Spiel“, das brutal mit Lebenskatastrophen und seelischen Lasten jongliert. Wie weit werden sich die Kandidaten der Verletzung aussetzen, ihre Würde mit Füßen treten lassen? Wie weit darf und wird ein Unternehmen gehen und wie weit läßt sich jemand treiben, der ausgerechnet diesem Unternehmen angehören will?
Das perfide Spiel gibt anfangs noch Raum für Lacher, doch der Kloß im Hals wird größer, die Lacher mischen sich mit Entsetzen. Nicht komisch! Im schnellen Schlagabtausch und Aufeinanderprallen der Charaktere beweisen alle vier Darsteller hohe Schauspielkunst, wobei Luc Feit und Claudia Buser ihre Anteile noch ein wenig intensiver ausleben. Die Entwicklung auf das überraschende Ende zu ist kompromißlos und demaskiert die Methode. Die Wirklichkeit wohl auch. Geschont wird nicht, es gibt noch andere Bewerber. Denn gesucht wird „nicht der gute Mensch, der nach außen ein Arschloch ist, sondern ein Arschloch, das nach außen ein guter Mensch ist“. Wenn das die Kriterien sind (und das sind sie wohl), nach denen die Vorstandsposten der Wirtschaft und Finanzwelt besetzt werden, wissen wir, warum alles so ist, wie es derzeit ist. Zynischer, hässlicher, böser geht es kaum. Ein wichtiges Stück, eine ausgezeichnete Inszenierung.
Weitere Informationen unter: www.landgraf.de
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