Kult!

Pink Martini - "Hey Eugene!"

von Frank Becker
Hey China!

Vergeßt Doris Day und all die wunderbaren und glamourösen US-Sängerinnen der 50er und 60er Jahre. Deutsche und Schweizer, macht noch mal eine artige Verbeugung vor Lys Assia - und schließt das Kapitel. Legt die alten Platten von Perez Prado, Xavier Cugar & Co. beiseite - Pink Martini ist da! Die phantastische Combo von Thomas M. Lauderdale mit der unvergleichlichen Sängerin China Forbes hat dem neuen (dritten) Album "Hey Eugene!" den Knüller der Saison gelandet! Es ist nicht der erste sensationelle Coup von Pink Martini, die vor zehn Jahren mit "Sympathique" einen grandiosen Einstand gaben. Erst sieben Jahre später folgte nach langer Vorbereitung Album 2 "Hang on Little Tomato", und die drei Jahre bis zum Hattrick mit "Hey Eugene" wurden ganz offenbar ebenfalls sorgfältig genutzt, um ein rundum perfektes Album herauszubringen - Pop-Musik auf allerhöchstem Niveau.

Wunderbare Streicher-Arrangements, Engelsklänge von Maureen Loves Harfe und der schimmernd glänzende Ton aus Robert Taylors Posaune eröffnen mit "Everywhere" eine traumhafte Dreiviertelstunde mit internationalen Rhythmen, einer multilingualen Sängerin und einem Ensemble von Gnaden. "Tempo perdido" geht mit seiner eleganten Rumba unmittelbar in Hüften und Knie, "Mar Desconocido" hat melancholischen Schmelz und in Taku Izumis "Taya Tan" wird China Forbes Stimme zur zierlichen japanischen Miniatur. So schön hat das vor 44 Jahren zuletzt Jacqueline Boyer hinbekommen. "City of Night" (dramatisch), "Ojala" (verliebt) und Chinas grandiose Interpretation von Mounir Mourads "Bukra wba´do" mit den Texten von Fahti Qorah und den Farben des Orients folgen. Pink Martini beweisen sich hier als perfekte Grenzgänger zwischen den musikalischen Kulturen.

Phil Bakers zärtliches "Cante e Dance" kommt in rosa Farben und mit leichtem Blumenschmuck daher, mit Dan Faehnle als sensiblem Fingerpicker, und der Titelsong "Hey Eugene"  ist eine Reminiszenz an den "Walk on the Wild Side" Lou Reeds. So bunt wie die Welt ist auch das Angebot des Albums, in dem China Forbes nichts ausläßt: spätestens mit Henri Salvadors "Syracuse" zementiert sie ihren Ruf als hervorragende Chanteuse.
In dem etwas kuriosen "Dosvedanya mio bombino" schwenkt China ihren russisch-italienischen Tirolerhut und der Ohrwurm "Tea for Two" aus dem Musical "Nanette" bekommt durch das anrührende Duett mit der großen Jimmy Scott (*1925) - "The Singer´s Singer" - und die gefühlvolle Quartett-Begleitung von Dan Faehnle, Phil Baker Martin Zarzar und Thomas M. Lauderdale einen ganz besonderen Reiz. Unter den Pop-Alben, die ich im Mai (und davor) gehört habe - es schlägt auch etliche Jazz-Produktionen um Längen - eindeutig das beste und mein CD-Tip. 
Beispielbild
Cover-Photo © Mildred Eichler

Pink Martini
Hey Eugene!

China Forbes  -  Vocals
Timothy Nishimoto  -  Vocals, Percussion
Gavin Bondy  -  Trumpet
Robert Taylor  -  Trombone, Trumpet
Nicholas Crosa, Paloma Griffin  -    
   Violin
Pansy Chang, Brant Taylor  -  Cello
Dan Faehnle  -  Guitar
Phil Baker  -  Guitar, Upright Bass
Maureen Love  -  Harp
Brian Davis, Derek Rieth  -  Congas, Percussion
Martin Zarzar  -  Drums, Percussion
Thomas M. Lauderdale  -  Piano

Produced by Thomas M. Lauderdale & China Forbes

(P) + © 2007 Heinz Records

Titel:
1. Everywhere    3:10
2. Tempo Perdido   3:40
3. Mar Desconocido   3:09
4. Taya Tan   2:39
5. City Of Night   4:16
6. Ojala   2:59
7. Bukra Wba´do   3:52
8. Cante e Dance   4:25
9. Hey Eugene   3:06
10. Syracuse   3:46
11. Dosvedanya mio bombino   4:35
12. Tea For Two   5:02

Gesamtzeit:   45:23

Weitere Informationen unter:
www.pinkmartini.com
www.naive.fr
www.edel.de