Asche zu Asche

Ein aktueller Kommentar (20. April 2010, 13.30 Uhr)

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Asche zu Asche


Dublin
- Zu früh gefreut. Am Montagabend hatte es noch geheißen, daß wegen weniger gewordener Eruptionen des teuflischen Vulkans auf Island erste Flüge vom Flughafen der irischen Hauptstadt Dublin aus starten könnten. Doch der Vulkan hat allen Verkehrsplanern, allen Flughäfen, Fluggesellschaften und nicht zuletzt den Reisenden bereits in der Nacht zum Dienstag was gehustet.

Prompt meldeten TV-Sender in aller Welt wieder verstärkte Aschewolken über Island, mögliche Gefahren für die Fluggäste und die Maschinen und zeigten seit den frühen Morgenstunden wieder die beängstigenden Bilder der gigantischen Eruptionen. Erstmal geht wohl weiter nichts - jedenfalls von den irischen und britischen Flughäfen.

Die Internet/Cafes in der irischen Hauptstadt verdienen sich dumm und dusselig. Stundenlang sitzen potentielle und durchaus willige Fluggäste vor den Bildschirmen und suchen nach Bus-, Fähr- und Bahnverbindungen in die Heimat. Unmittelbar vor dem Denkmal des irischen Dichters James Joyce sitzen im Internet/Cafe von Frank und Susan gestrandete Touristen und Journalisten, Es riecht muffig nach Schweiß und schmutziger Wäsche. Nicht alle Reisenden hatten für ihren Kurzurlaub auf der grünen Insel mehr Unterwäsche, Strümpfe und T-Shirts eingepackt, als es Reisetage gab. Das riecht man, egal ob im Doppeldecker-Bus der Dublin-Bus-Tour (Gott sei Dank gibt es die Möglichkeit auch auf das Oben-Ohne-Deck zu gehen), beim Frühstück im Hotel oder im Aufzug.

In der Innenstadt von Dublin freuen sich unterdessen manche Kaufhäuser, die am 6. Tag der Aschewolken Unterhosen, T/Shirts und Socken verkaufen. "Eigentlich wollte ich Waschpaste holen, aber neue Unterwäsche ist hier billiger als die Paste", sagt die 28 Jahre alte Birgit, die aus Süddeutschland stammt und eigentlich seit Sonntagabend schon wieder bei ihren beiden Jungs sein wollte. Auch die Hoteliers und die Bed-and-Breakfast-Anbieter in Dublin reiben sich die Hände.
Während sonst zu dieser Jahreszeit nach dem Wochenende meist bis zum folgenden Freitag eher Flaute in den Bettenstätten herrscht, ist jetzt "der Asche sei Dank", wie B-and-B-Anbieter Brendan Worker am Dienstagmittag sagt, auch seit dem Wochenanfang reichlich zu tun.

Auch in mancher Kirche in Dublin merkt man etwas vom Vulkanausbruch. "Lieber Gott, laß die Asche endlich verwehen, ich will nach Hause", schrieb etwa die 17-jaehrige Nathalie aus Frankreich.
Die 35 Jahre alte Marie Dust aus den USA malte dicke Wolken in ein Kirchenbuch und zwei Hände, die den darunter liegenden Erdball halten. "Die Menschen kommen jetzt auch verstärkt in die Kirche, um zu beten, Kerzen anzuzünden oder einfach, um einen Ort der Hoffnung zu haben“, sagt ein älterer Mann in der St. Patrick's Cathedral.

Redaktion: Frank Becker