Frauen und Landschaft, Liebe und Heimat

Klangkosmos Serbien mit den Teofilovici Twins

von Frank Becker

Teofilovici Twins - Foto © Frank Becker
Landschaft und Liebe
 
Klangkosmos Serbien mit den
 Teofilovici Twins
 

Den Zwillingsbrüdern Ratko und Radisa Teofilovic geht seit 15 Jahren mit allem Recht ein großer Ruf voraus: als stimmkräftige und artistische Wanderer zwischen den musikalischen Welten ihrer serbischen Heimat und als Bewahrer des reichen Liedguts der Völker und Nationen des Balkan. Bei ihrem Konzert am Donnerstagabend im Remscheider Teo Otto Theater traten sie eindrucksvoll den Beweis dafür an.
 
Die Schönheit der Frauen und der Reiz der Landschaft

Um das Leben und die Liebe, um die Schönheit und den Reiz der Frauen und der Landschaft geht es in den Liedern, die sie zweistimmig a cappella vortragen, um Krieg, Hochzeit und die Sehnsucht nach zu Hause. Der seelenvolle, hör- und spürbar mit dem ganzen Herzen empfundene Vortrag berührte auch die merkbar faszinierte Hörerschaft zutiefst. Zärtlich warme Liebeslieder wechseln mit kräftigen stimmlichen „Fanfaren“, ansteckender Rhythmus wird von sanften, melodisch schmeichelnden Klängen abgelöst. Aufgeräumt und heiter reizen Hochzeitslieder zum Mitfeiern und Tanzen. Gelegentlich unterstützt rhythmisches Klatschen oder eine kleine Handtrommel ähnlich der Dharbuka die mitunter nicht länger als eine Minute währenden Lieder, die oft aber auch episch erzählen. Man versteht ohne Sprachkenntnisse die Liebe und die Sehnsucht, die aus diesen beiden Kehlen strömt, und durchaus sind die beiden Sänger in der Lage, die phantastische Klangfülle eines Chores zu erreichen.
 
Perfekte Harmonie

Hier harmonieren zwei Stimmen von großer Aussagekraft perfekt miteinander – und mit den Stoffen,

Teofilovici Twins - Foto © Frank Becker
die sie vortragen. Ob sie von „Magdalena“ singen, dem schönen Mädchen mit schimmernder Haut, schwarzem, langem Haar und wunderschönen dunklen Augen (eine ebensolche schöne junge Frau saß im Publikum, und das Lied schien nur für sie zu sein), von ländlichen Hochzeiten, den Weiten der Landschaft oder der wie in der Zugabe „Anja“ humorvoll über eine Ehe in dem einst viele Völker in Harmonie beherbergenden Balkan, wo die Frau ihren Mann nicht versteht, weil sie nicht Türkisch kann -  Lied für Lied ein Genuß.
Zum Träumen schön erklingt ein Lied über die Sonne Mazedoniens, und mit unüberhörbaren orientalischen Einflüssen warten Stücke wie „Dragan“ auf. Fast ein Choral mit der akustischen Illusion einer Kathedrale ist „Maria“, ein zauberhaftes Liebeslied, das eigentlich allen Frauen des Balkan gilt, ob sie nun Maria, Lena oder Zona heißen. Daß die Kultur des Balkan aber auch recht archaische Ordnungen hat, zeigt ein Lied, das den Wert der Liebe eines Mannes zu einer Frau ordnet: an erster Stelle steht die zur Mutter, an zweiter die zur Schwester, und erst an dritter und letzter Stelle rangiert die Ehefrau.
 
Beglückend

Zwei Männer – eine Stimme! Ein südserbisches Lied läßt bei geschlossenen Augen (sie fordern dazu auf) die Stimmen der Zwillingsbrüder zu einer verschmelzen, eine akustische wie musikalische Delikatesse. Kann man eigentlich Stimmbänder stimmen? Man kann, wie Ratko und Radisa Teofilovic vor jedem der 20 Lieder konzentriert wie beim Vortrag zeigten. Ein tief beglückender Abend, von dem man ein Gefühl der Dankbarkeit für solch schöne Musik mit nach Hause nimmt.
 

Die nächsten Termine der Teofilovici Twins:

Teofilovici Twins - Foto © Frank Becker

18.4.2010 Brilon, Kirche St. Michael Gudenhagen
20.4.2010 Hamm, Lutherkirche
21.4.2010 Siegen, KrönchenCenter
22.4.2010 Gütersloh, Theater
23.4.2010 Dortmund, Dietrich-Keuning-Haus
29.4.2010 Wuppertal, Thomaskirche

Auskünfte im Internet unter:
www.klangkosmos-nrw.de 
und  www.albakultur.de