Plauderstunde

Über Piusbrüder, Jesuiten und Benedikt XVI

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Konrad Beikircher
Plauderstunde

Über Piusbrüder, Jesuiten und Benedikt XVI


Hallo und einen schönen guten Morgen, liebe Musen-Freunde, wollte sagen: Freunde der Musenblätter! Ihr Konrad Beikircher begrüßt Sie herzlich.
 
Na? Gut erholt vom Karnevalsstress, noch Kraft in dem Armen trotz Schneeschippen? Jetz is et ewwer jot, stöhnt man und man ist geneigt seinen Vertrag mit Petrus noch ens zu überdenken.
 
Egal: lehnen Sie sich zurück, schütten Sie sich noch was Kaffee nach – lecker Täßchen Kaffee, wie man im Rheinland sagt – vielleicht ist noch etwas Himbeer-Konfitüre da und gehen Sie bis mindestens 10 Uhr nicht ans Telefon, weil man sich nicht allen Diktaturen der Zivilisation ergeben muß. Manchmal kann Freiheit so einfach sein: Handy aus – und wenn es zehnmal die eigenen Kinder sind, die anrufen, wir sind weiß Gott oft genug aufgestanden, als sie noch klein waren, um sie zu wickeln, ihnen das Fläschchen zurecht zu machen, sie in die Schule zu fahren oder ihnen das Nutella-Brot nachzutragen, jetzt können sie auch mal warten und erleben, wie wir uns langsam die Hoheit über unsere Zeit zurückerobern! Dazu sollten wir uns eine schöne Musik anhören, zum Chillen, wie unsere Kinder und Enkel sagen würden, in der Zeit gucken wir, ob noch ein Croissant da ist und lassen uns behaglich in den Tag hineintragen
 
Wilhelm Busch hat es so ausgedrückt:
Schweigen will ich von Lokalen,
wo der Böse nächtlich praßt,
wo im Kreis der Liberalen
man den Heil’gen Vater haßt!
 
Das waren noch Zeiten, als die Gegner des Papstes außen herum saßen. Sie saßen in verräucherten Gasthäusern, reckten die Fäuste gen Himmel und schimpften auf die Jesuiten - das hat ja jetzt aktuell einen unangenehmen homoerotischen Beigeschmack bekommen - und den Klerus in Rom. Mancher Protestant schürte die Anti-Rom-Stimmung um auf diesem Feuer sein eigenes Süppchen kochen zu können und alles war überschaubar: die Claims waren abgesteckt, der Pfarrer wußte genau, wer statt in die Kirche zu gehen im Gasthaus sitzt und es gab zur Messe im tridentinischen Ritus keine allgemeinverständliche Alternative. Diese Zeiten sind vorbei und ich bin ganz sicher, daß niemand das mehr bedauert als unser Benedikt XVI. Der Feind des Heiligen Stuhls steht weder links noch rechts, er steht innerhalb. Er gibt sich als Hüter der ewigen Werte aus, beruft sich auf einen der reaktionärsten Päpste aller Zeiten, Pius X. und nennt sich Priesterbruderschaft des heiligen Pius. Pius X. übrigens war so rückwärtig orientiert, daß er - wie manche sagen: aus Überzeugung - den letzten Kastraten im Vatikan beschäftigte, das heißt: singen ließ: Alessandro Moreschi.

Daß in der Piusbruderschaft Leute dabei sind, die den Holocaust leugnen, ist gar nicht mal der springende Punkt, solche ewig gestrigen Idioten und gewissenlose Wirklichkeitsverweigerer gibt es auch anderswo, die laufen meistens von ganz alleine gegen die Wand, womit ich meine: sie sind keine Gefahr für den Heiligen Stuhl. Selbst die Piusbruderschaft scheint sich ja von solchen Mitgliedern zu distanzieren. Der springende Punkt ist, daß diese Bruderschaft mit Argumenten, die einem konservativen Papst, wie es Benedikt XVI. ja ist, eigentlich nahe stehen, die Kirche als solche um Jahrhunderte zurückbeamt, sozusagen ins Zeitalter des finstersten Mittelalters. Warum? Weil sie die ewig gleiche Leier abnudeln, die immer schon ätzend war: die Kirche dürfe sich nicht an das Neue verlieren, die Kirche dürfe den Zeitläufen nicht nachgeben, die Kirche dürfe schon gar nicht den Glauben von Muslimen, Protestanten, Buddhisten oder Juden anerkennen, die Kirche dürfe niemals auf den Alleinvertretungsanspruch verzichten. Tja, Herrschaften, da sind wir beim Kern: Alleinvertretungsanspruch. Meinen Sie nicht, daß das doch ein ärmlicher Herrgott wäre, der zwischen katholischen Christen und protestantischen unterschiede, der einen Moslem, der eine gute Lebensbilanz aufzuweisen hat, nicht in den Himmel aufnähme, weil er den ‚falschen’ Glauben habe? Ich, liebe Freunde der Musenblätter, lasse mir meinen Gott von solchen hirnlosen Soutaneträgern nicht kleinreden, Gott hat die Gartenzäune, welche die Lefebristen immer noch bauen, nicht nötig, die brauchen die Piusbrüder nur selber, vielleicht, weil sie ahnen, das sie Gartenzwerge sind. Komm, Benedikt, hol den Weihrauch und schmeiß sie noch mal raus, sie haben es nicht anders verdient! Und was die Sittenstrolche in Soutanen angeht - dazu hat mein Freund und Redakteur Frank Becker ja kürzlich in seinem Kommentar "Sittenstrolche in Soutanen" ein paar deutliche Worte geschrieben.
 
Machen Sie es gut, ich wünsche allen eine gute Woche und drücke die Daumen für Sonnenschein und Frühlingsgefühle!
 
Ihr
Konrad Beikircher



© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2010
Redaktion: Frank Becker