Verbrannte Erde

Die Wuppertaler Stadtverwaltung spart die Kultur der Bergischen Metropole in Grund und Boden

von Frank Becker
Das Streich-Konzert geht weiter



Foto © die boerse

Gestern errreichte nach dem allgemein noch unverdauten Beschluß der Wuppertaler Verwaltung, die traditionsreiche Sparte "Schauspiel" der Städtischen Bühnen aus Kostengründen einzusparen und das Baudenkmal Schauspielhaus zu wasweißich umzuwidmen (Tip: es gibt noch viel zu wenige 1-€-Läden in den Innenstädten), eine neue Alarmmeldung die Öffentlichkeit: auch dem ersten Kommunikationszentrum Deutschlands "die börse" (früher "Impuls") will der Kämmerer der Stadt auf Vorschlag des Sozialdezernenten Stefan Kühn die öffentliche Unterstützung von 190.000 € streichen und damit der unabhängigen Jugendarbeit mit einem Ruck den Boden entziehen. Das bedeutet mit Sicherheit das Aus für diese wegweisende Einrichtung, mit der dann auch eine weitere für das Kulturangebot der langsam aber sicher kulturell austrocknenden Stadt Wuppertal wichtige Facette fehlen wird. Unter dem Strich bedeutet das doch nichts anderes, als daß Wuppertal, das sich doch so gerne die "Bergische Metropole" nennt, zur kulturellen Diaspora wird, die dann auch getrost noch Sinfonieorchester und Oper einsparen und auch dem Musentempel Rex-Theater, der viele Gäste ins enge Tal der Wupper lockt, den Hahn abdrehen kann.

Dafür baut man ein neues Jugendgefängnis (wird dann auch dringend nötig sein) und verjagt die noch verbliebenen potentiellen Käufer des schon längst unattraktiven Sortiments der wenigen verbliebenen interessanten Geschäfte in die "Einkaufsstadt" Düsseldorf. Was bleibt, sind am Ende Dutzende von Schnellbäckerei-Ketten, 1-€-Läden, Billigfrisöre an jeder Ecke, herumlungernde Jugendliche und eine im übrigen verwaiste Stadt. Die wird dadurch gänzlich unattraktiv. Dazu zählt auch, daß an jedem Schlagloch, das mit einem
"Frostschäden!"-Tempo-30-Schild (wie in der Nützenberger Straße) ein Radarknipser der Stadt lauert, um wenigstens die letzten harmlosen Bürger abzugreifen, die noch einen Euro haben. Wer will schon noch in eine solche Stadt ziehen? Wuppertal betreibt keine Sparpolitik, sondern eine Politik der verbrannten Erde.