Wegweisende Gestaltung nach 1945

Gerda Breuer - "Jupp Ernst - Designer, Grafiker, Pädagoge"

von Frank Becker

Wegweisende Gestaltung nach 1945

Prof. Dr. Gerda Breuer eröffnet eine neue Publikationsreihe zum Design des Deutschen Werkbundes I Gute Form mit einem repräsentativen Band über Jupp Ernst.



Das Fachgebiet Kunst- und Designgeschichte der Bergischen Universität Wuppertal hat durch die konsequente Arbeit seiner Dekanin Gerda Breuer seit 1995 kontinuierlich an überregionaler Bedeutung gewonnen. Der Ausbau der Designsammlung der Universität, die auf der Stiftung des Kölner Sammlers Josef Schriefers aufbauend jetzt eine Vielzahl internationaler Beispiele modernen Designs zeigen kann, etliche Ausstellung zum Design und zur Fotokunst des 20. Jahrhunderts sowie diverse Publikationen Gerda Breuers begründen den guten Ruf des Fachgebiets Kunst- und Designgeschichte der Wuppertaler Universität.

Neue Publikationsreihe

Mit einer neuen Publikationsreihe über die "energischen Designer" (Gerd Breuer) Max Burchartz, Heinz Rasch, Werner Graeff, Hans Schwippert und Jupp Ernst untermauert Gerda Breuer den Anspruch auf internationale Beachtung ihrer Arbeit. Als erster Band, erschienen beim Verlag Ernst Wasmuth, liegt jetzt vor: "Jupp Ernst 1905 - 1987  -  Designer, Grafiker, Pädagoge" - eine

© Anna-Renate Biermann-Ernst
Monographie, die allen Ansprüche eines Standardwerks zur Design-Entwicklung gerecht wird. Jupp Ernst, einer der großen deutschen Designer der Zeit nach 1945, hat als erklärter Werkbundmann das Konzept der Guten Form gepflegt. Als Lehrer und Leiter zweier namhafter Werkkunstschulen (Wuppertal und Kassel)  und als Publizist und Gründer der Zeitschriften "werk und zeit" (Werkbund, 1951 mit Hans Schwippert als Vorsitzendem) und "form" (1957, zusammen mit Willem Sandberg und Wilhelm Wagenfeld)
hat er die Entwicklung der Formgebung in hohem Maße beeinflussen können. Seine Gestaltung von Plakaten, Katalogen, Gebrauchsartikeln wie Porzellan und Möbeln sowie Warenzeichen hat die Zeit überdauert.

Melitta, Resopal® und die anderen

Denn wer kennt nicht die durch ihr aktuelles Revival in neues Licht gerückte legendäre Afri-Cola-Flasche mit ihrer unverwechselbaren Taille, die auf seinen Entwurf zurückgeht, die Werbung für Melitta-Kaffeefilter, den Musikschrank von Max Braun (1955) oder das populäre Kaffe- und

© Anna-Renate Biermann-Ernst
Tee-Porzellan "Zürich", das er wie das Steingutservice "Ascona" ebenfalls für Melitta entworfen hat. Wesentlich für die Küchengestaltung der 50er und 60er Jahre wurde Resopal®, der Werkstoff, der bis heute Farbe ins Leben bringt. Jupp Ernst hat die Formgestaltung und die Werbung für diesen modernen Kunststoff geprägt. Die Verpackung der Schokoladen von Moser-Roth und der Briefpapiere der Dürener Fabrik Bentz stammen in den 50er Jahren aus Jupp Ernsts Design- Schmiede, ebenso wie "profane" Produkte wie die "Gehwohl" Fußbalsam-Reklame und Entwürfe für dessen Verpackung. Für die Glas-Designs des Freundes Wilhelm Wagenfeld schuf Jupp Ernst die stimmige Werbung und für die SPD Wahlplakate gegen Atomrüstung und für soziale Sicherheit. Auch Agfa, Goldpfeil, der Krefelder Verlag Scherpe, die Deutschen Werkstätten Hellerau (DW) und die Tapetenfabrikation Rasch profitierten von Ernsts Kreativität.

Werkkunstschulen

Als Direktor der Werkkunstschule Wuppertal (1948-1954) begründete Jupp Ernst deren hervorragenden internationalen Ruf. Heute ist die Schule in der Universität Wuppertal als Fachbereich aufgegangen. 1954 an die Staatliche Werkkunstschule Kassel berufen und deren Leiter bis 1969, reformierte er diese zur Hochschule für Gestaltung und verschaffte ihr nicht zuletzt durch seine Mitgliedschaft im documenta-Rat weitere Bedeutung. Von Kassel aus wurde Ernst zu Ausstellungen und Design-Konferenzen in die USA, nach Japan, Frankreich und Holland eingeladen und mit der Reform der Hochschule für Gestaltung in Istanbul beauftragt. 1985 erhielt er das  Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Am 24. Oktober 1987 starb Jupp Ernst.  Einen Teil seines Nachlasses verwaltet die Sammlung der Universität Wuppertal.

Melitta Zürich - © Anna-Renate Biermann-Ernst

Die Monographie über sein Leben und Werk verbindet Zeit- und Kunstgeschichte anschaulich, nicht zuletzt durch die umfangreiche Ausstattung mit  Abbildungen seiner Entwürfe in Fotografie und Grafik.
 

Gerda Breuer
Jupp Ernst

1905–1987. Designer, Grafiker, Pädagoge
© 2007 Ernst Wasmuth Verlag Tübingen/Berlin
Ganzleinen mit farbigem Schutzumschlag, 23,5 x 27,5 cm
296 Seiten mit 235 Abbildungen, davon 115 in Farbe
Preis: 48.00 €

Die offizielle Präsentation dieses ersten Bandes einer Publikationsreihe "Fünf Gestalter - Deutscher Werkbund I Gute Form" findet am 12. Juni bei der Vernissage anläßlich der Eröffnung einer Ausstellung des Fachgebietes Kunst- und Designgeschichte der Bergischen Universität Wuppertal in den Räumen des Kolkmannhauses, Hofaue 51-55, 42103 Wuppertal statt. Es sprechen: Dr. Volker Ronge, Rektor der Universität, Marlis Drevermann, Kulturdezernentin der Stadt Wuppertal und die Autorin Prof. Dr. Gerda Breuer.
Die Ausstellung vom 13. Juni - 23. November wird gefördert  u.a. von der Jackstädt-Stiftung, dem Remscheider General Anzeiger, der Stadtsparkasse Wuppertal und Resopal®.

Weitere Informationen unter: www.wasmuth-verlag.de und www.uni-wuppertal.de