Präser, Pümpel, Spiegelei

Tetsche - "Hoffentlich ist es nichts Ernstes!"

von Frank Becker

"Hoffentlich ist es nichts Ernstes!" © Tetsche
Scherzkeks

Regelmäßige Stern-Leser und andere Freunde absurden Humors wissen seit fast 30 Jahren: wenn auf einem Cartoon in wechselnder Zusammensetzung (oft genug in Häufung) gewisse Elemente auftauchen, kann dahinter nur einer stecken, der den Ernst des Lebens ganz und gar begriffen hat - und dem energisch gegensteuert. Tetsche. Fans muß ich es nicht erzählen, aber denen, die seine kostbaren und köstlichen Einfälle noch nicht so richtig kennen, gebe ich gerne ein paar Stichworte. Ein geballte Witz-Ladung der besonderen Art gibt Anlaß: Tetsches neuer Sammelband "Hoffentlich ist es nichts Ernstes". Nee, keine Sorge, ist nichts Ernstes.

Der opulente Band offeriert auf 205 farbigen Seiten ein üppiges Angebot von Lachgeschichten mit dem bekannten und beliebten Tetsche-Personal. Schlachter Düwermann hats immer gerne mit der Gans, die Couch des Psychoanalytikers ist reichlich frequentiert, Freund Hein hat die Sense geschultert, der Onkel Doktor ist ratlos wie stets, Frösche, Fische, Pinguine, Schweine und Igel tummeln sich, lustige Rebusse schärfen den Verstand, bunte Briefmacken machen Lust auf Post, kleine Comic-Strips und Bildmontagen ergötzen, und Suchbilder könnten dazu verleiten, in dem schönen Buch herumzukritzeln (man will ja schließlich die gefundenen Fehler einkreisen!). Tetsche schafft eine skurrile Welt, in der vieles stimmt, weil er es mal andersrum sieht und in der Dinge passieren, die wir uns schon lange gewünscht haben.

Wenn die Sterne nicht gut stehen (S. 181), läßt Tetsche keinen Zweifel daran, daß man bei der Christlichen Seefahrt das Segel streichen nicht zu wörtlich nehmen sollte wird auf Seite 41 deutlich gemacht, wenn bei Tetsche ein Mutiger den Gipfel erklimmt, war gewiß schon vor ihm jemand da, im Zweifelsfall Tetsche selber. Die Spurenlage auf Seite 102 weist jedenfalls darauf hin. Tetsche lehrt, daß man auch mal loslassen können muß, daß Liebe zwischen Menschen durchaus enttäuschend,

"Hast du Weihnachten schon was vor?" - "Leck mich!!!"
© Tetsche
unter Tieren aber auch frei von Rassenschranken erfüllend sein kann. Mädels mit großen Augen und hübschen Brüsten zeichnet der Schlawiner neben anderen Schnecken, süßen Käfern, Hasen und Gänsen besonders gerne. Honi soit qui mal y pense! Ach was erzähl ich - der durchaus erschwingliche Preis dieses hier ja regelrecht über den Klee (S. 165) gelobten Lach-Kompendiums rechtfertigt die Ausgabe, die sich mehr als 205-fach bezahlt machen wird.

Aber die dezenten Hinweise habe ich über dem Plaudern und Ergötzen ganz vergessen - achten Sie beim amüsierten Durchblättern mal auf Kippen, Pümpel, Präser, Spiegeleier, Heftpflaster, Klorollen, Spritzen, Prosecco-Korken, Zettel, Zähne, Rückenakte, Op Art und Sektkelche. Haben Sie früher bei den Witzen von Sepp Arnemann auch immer nach der Katze und der Maus gesucht? Bitte auch bei Tetsche genau hinschauen und auf Marginalien, Kritzeleien, Wortspiele und andere köstliche Details achten. Tetsche ist, was er auf Seite 88 herausstellt: ein Scherzkeks. Ein guter zumal. Ein lustiges Buch, das die Musenblätter-Auszeichnung bekommt: den Musenkuß.


© Tetsche
Tetsche - "Hoffentlich ist es nichts Ernstes"
 © 2010 Lappan Verlag, 205 farbige Seiten, gebunden, 22,6 cm x 27,6 cm
ISBN: 978-3-8303-3245-9
19,95 € [DE], 20,50 € [AT]
 
Weitere Informationen unter:
www.lappan.de und www.tetsche.de