1000 heitere Schüttelreime

Erwin Thieleke - "Erwin macht ein Gedicht - dann brauch´ ich keine Rosen..."

von Frank Becker
Geschüttelt, nicht gerührt

„Such nicht Halt an schwanken Dingen,
wenn höher die Gedanken schwingen!“
 
Ein Schüttelreim ist eine Form des Doppelreims aus zwei Versen, die paarweise geordnet als Zwei- bis Achtzeiler gebildet werden. Die Anfangskonsonanten der am Reim beteiligten Wörter werden über Kreuz (chiastisch) ausgetauscht. Das kann auch bei Konsonantengruppen so gemacht werden. Der Göttinger, Celler, Lüneburger und Baden-Badener Schlaraffe Erwin Thieleke (1908-1998), al. „Aristos from Shake-end“ hat sich zeitlebens dieser humorvollen lyrischen Kunstform gewidmet und einen umfangreichen Fundus an Schüttelreimen hinterlassen, als er am zweiten Weihnachtstag 1998 in den Schlaraffen-Himmel einzog.
 
Sein Sohn und lyrischer Nachlaßverwalter Jens Thieleke hat 1.000 – wir haben es nicht nachgezählt – geschüttelte Reime zu einem kurzweiligen Kompendium dieser heiteren Spielart der Literatur zusammengestellt, der Media Tec Verlag des Literaturwissenschaftlers Dr. Marduk Buscher hat mit Schmunzeln die Herausgabe besorgt, und Matthias Weber hat den Band illustriert. Auf 120 Seiten finden wir freche Verse, kauzige epische Balladen und nicht ganz ernste (doch ernst zu nehmende) Reflexionen über das Leben. Da geht es natürlich gerne und oft um die Lust am Leben, ums Essen und Trinken um Wein Weib und Gesang.
 
Aale
 
Drum wähle dir beim Aaleschmaus
Mehr dickere als schmale aus;
Denn lieber dicke Aale schlecken,
als dünne aus der Schale lecken...
 
Und es darf auch gerne mal barer Unfug sein, Spiel mit den Silben, denn ernst ist das Leben und heiter die Kunst:
Im Urwald gibt kein Kunde ruh;
er brüllt, wie eine runde Kuh.
 
Weil draußen jetzt grimme Kälte herrscht, paßt auch dieser Schüttelreim:
 
Winterstimmung
 
Denn selbst im fernen Hinterwald
von Frostgeklirr der Winter hallt.
An wem vereiste Klumpen hängen,
der fliehe drum zu Humpenklängen,
daß es ihm nicht die Ohren frißt,
wenn er nicht schon erfroren ist!
 
Den Rest sollten Sie sich bei einem vollen Humpen selber erlesen. Das Buch ist im Handel und bei Media Tec zu bekommen.
Erwin Thieleke – „Erwin macht ein Gedicht – dann brauch´ ich keine Rosen“ – 1.000 heitere Schüttelreime, © 2009 Jens Thieleke, Media Tec Verlag, Baden-Baden, 120 Seiten, Klebebindung, Querformat, 19,90 €
 
Weitere Informationen unter: www.media-tec-web.de  und  www.schuettel-schuettel.de