Spur der Trümmer

von Dorothea Renckhoff

Foto © Frank Becker
Spur der Trümmer
 
Unter den Cafés, den Geschäften,
Den rieselnden Brunnen,
Unter bunt gepflasterten Wegen,
Wo sie gehen und schlendern
Mit Tüten und Taschen
Liegt noch immer der leere Platz
Im grauen Hemd aus Staub und Stille,
Mit dem getrampelten Pfad im Herzen
Quer durch Schutt und zertrümmerten Stein.
Schweigend wartet er
Auf den Glanz,
Auf die Wiederkehr der glühenden Farben
An den bebenden Flanken des Kamels,
Das einmal, einmal nur
Einen prunkenden Teppich trug
Durch die Öde von Nichtmehrhaus,
Nichtmehrzimmer, Nichtmehrboden und –wand.
Kein Hirte, kein König,
Kein Stern der Verheißung,
Nur das Tier.
Blüten und Ranken und persisches Rot
Sprachen in Leere und Staub
Von anderem Leben.
Unter den Schritten der Käufer
Wartet der Platz noch immer.
 
 
Dorothea Renckhoff


© Dorothea Renckhoff - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2010