Buslaus Meisterstück - ("Illuminati" waren gestern...)

Oliver Buslau - "Die 5. Passion"

von Jürgen Kasten
Mysterienthriller und Musikgeschichte -
meisterhaft!
 
Vor kurzem besprach ich Buslaus ersten Fantasyroman „Der Vampir von Melaten“ und bewunderte, wie schön er über Musik schreiben kann. Nachdem ich nun den Roman „Die 5. Passion“ gelesen habe, der auch in diesem Jahr veröffentlicht wurde, muß ich das revidieren. Buslau schreibt nicht nur schön über Musik, sondern obsessiv. Er reißt den Leser, in diesem Fall mich, der nichts von klassischer Musik versteht, in den Sog einer Handlung, die sich um J.S. Bach und die Zahlenmystik seiner Werke dreht. Friedrich Nietzsche („Gott ist tot…“) jubelte seinerzeit: „Bei Bachs Musik ist uns zumute, als ob wir dabei wären, wie Gott die Welt erschuf.“ Wie das gewesen sein könnte, läßt Buslau uns miterleben. Nicht daß er das schöpferische Werk Bachs musikalisch erklingen ließe; aber er läßt es durch seine Protagonisten mathematisch auseinandernehmen.
 
Gwendolyn Fischer hält gar nichts davon. Sie ist eine junge, schöne Opernsängerin, kurz vor dem Durchbruch zum Weltstar. Die Passionen und Kantaten Bachs liegen ihr gar nicht. Ihr Vater hat ihr das verleidet, denn schon als Jugendliche hat er sie mit komplizierter Musiktheorie und Zahlenspielen gequält. Als Professor kannte er nur ein Ziel: Mystische Zahlen im Werk Bachs zu entdecken und zu entschlüsseln. Er war auf der Suche nach einer angeblich 5. Passion, die Bach schrieb, die aber verschollen war. Darüber zerbrach das Verhältnis zwischen Vater und Tochter.
Nun ist Gwendolyns Vater tot. Ein findiger Hauptkommissar der Kölner Kripo vermutet ein Gewaltdelikt und läßt die Leiche exhumieren. Im Sarg finden sich handschriftliche Originalnoten, gezeichnet mit den Initialen Bachs. Sie könnten der Schlüssel zu der 5. Passion sein und damit auch wahrscheinlich Gottes Schöpfung offenbaren, in der möglicherweise sogar der genaue Tag des „Jüngsten Gerichtes“ genannt werde.
 
So jedenfalls erklärt es Gwendolyn ein unheimlicher Fremder, der sich ihr andient. Aber nicht nur er ist an den Aufzeichnungen interessiert. Gwendolyn findet sich plötzlich im Fokus unbekannter Mächte, Erpresser und Mörder. Buslau läßt seine Leser an einer rasanten Jagd zwischen Köln, Leipzig und Paris teilnehmen. Geheimnisumwitterte Orte wie zum Beispiel die Kathedrale von Chartres oder der Fundort der Himmelsscheibe von Nebra werden aufgesucht und in dem berühmten Bachporträt von Elias Gottlob Hausmann wird nach verstecken Botschaften geforscht. Was ist dagegen Bestsellerliteratur a´ la „Illuminati“.
Hier wird die Mathematik eines Pythagoras, die Architektur der Kirchenerbauer und werden magische Orte Europas in einen schöpferischen Zusammenhang gebracht, die in den Bachschen Werken zu einer Einheit verschmelzen, wie der Schöpfer sie selber vorgab. So suggeriert es der Roman und es klingt wie ein Tatsachenbericht, ist aber doch überwiegend Fiktion.
 
Das ist ganz große Klasse. Das ist Mysterienthriller, Kriminalroman und Musikgeschichte in einem. Ungemein spannend und anregend. Meine nächste CD wird von Bach sein und Ihr nächster Einkauf sollte Sie in einen Buchladen führen. Sie werden es nicht bereuen – ehrlich.
Beispielbild


Oliver Buslau
Die 5. Passion

©
2009 Goldmann Verlag München
Broschur, 542 Seiten
ISBN: 978-3-442-46511-8
€ 8,95 (D), € 9,20 (A)

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