Sayonara Nippon!

Die Sopranistin Elena Fink und Prof. Toshiyuki Kamioka als Klavierbegleiter gastierten mit einem Liederabend in Tokyo

von Frank Becker

Elena Fink - Foto © Christian Melchior

Sayonara Nippon!


Die deutsche Sopranistin Elena Fink gastierte im März mit prominentem Begleiter und einem erlesenen Liederabend
in Japan.
Exklusiv berichtet sie in den „Musenblättern“ von der ereignisreichen Reise.


Die Bitte, für einen einzigen Liederabend nach Japan zu reisen, kam für die junge Sopranistin Elena Fink denn doch etwas überraschend. Die Tokyoter Musashino Cultural Foundation hatte die schöne Sängerin, Star der Wuppertaler Oper, eingeladen, sich dem illustren Reigen von bedeutenden Musikern wie u.a. dem Pianisten Krystian Zimerman, der Sopranistin Robin Johannsen, dem Bariton Markus Brück, dem Tenor Lawrence Brownlee und dem Geiger Pekka Kuusisto anzuschließen, die bereits der Einladung gefolgt waren. Treibende Kraft hinter dieser Auszeichnung für die deutsche Künstlerin war Wuppertals Generalmusikdirektor Prof. Toshiyuki Kamioka, der nicht nur die Kontakte knüpfte, sondern es sich auch nicht nehmen ließ, Elena Fink in der Hauptstadt seines Heimatlandes als Klavierbegleiter zur Seite zu stehen.


© Musashino Cultural Hall

Den anspruchsvollen Ablauf für das hochkarätige musikalische Ereignis stellten Prof. Kamioka und Elena Fink gemeinsam zusammen: Brahms, Mozart und Schumann sollten den ersten Teil des Liederabends bestimmen, für den zweiten Teil hatte sich Kamioka die Brentano-Lieder op. 68 von Richard Strauss gewünscht. Also nicht nur ein erlesenes, auch ein kontrastreiches Programm. Nach intensiven Proben in Deutschland ging es am 2. März nach Japan - bis zum Konzert am 6. März noch Zeit genug für weitere Proben und sogar noch ein wenig Gelegenheit, Tokio anzuschauen.

Für Elena Fink, die zum ersten Mal im Land der aufgehenden Sonne war, eine wunderschöne Erfahrung: "Ich habe Tokio als eine weltoffene, prächtige und hochinteressante Stadt empfunden. Die Sorge, man könne sich dort nicht zurechtfinden oder gar

verloren gehen, war schnell verflogen, da völlig unberechtigt. Zum einen habe ich nur freundliche, hilfsbereite Menschen getroffen, zum anderen ist die Orientierung dank englischer Beschriftungen auf Straßenschildern, Bahnen und Stadtplänen ganz leicht. Durch Besuche in New York und Paris U-Bahn-erfahren, habe ich das Tokioter U-Bahn-Netz für meine Stadtbesichtigungen und die Wege zu den Proben genutzt. Auch zu Fuß fühlte ich mich in der quirligen Metropole sicher und wohl. Was mir ganz besonders imponiert hat, war die Sauberkeit auf den Straßen, obwohl es keine Mülleimer wie bei uns an jeder Ecke gibt. Die Menschen werfen einfach nichts hin. Ebenfalls anders als hierzulande hat zwar auch jeder Japaner sein Mobiltelefon, doch habe ich nie eines klingeln oder jemanden damit lautstark telefonieren hören. Man nimmt Rücksicht aufeinander." Das friedfertige Nebeneinander von Tempeln und Bürohochhäusern hinterließ einen bleibenden Eindruck. "Bezaubernd war der Beginn der Kirschblüte, die ich zum Glück gerade noch mitbekam". Auch die japanische Küche hat es Elena Fink angetan, die sich von der Vielfalt und der Frische des Gebotenen beeindruckt zeigt: "Alles war leicht, mager und absolut

Foto © Elena Fink
delikat".

Aber schließlich war es ja in der Hauptsache ein Arbeitsbesuch, also wollen wir auch etwas über das Konzert erzählen. Der "kleinere" Saal der Musashino Civic Cultural Hall (Recital Hall) hat 580 Plätze – und jeder war besetzt.
"Das war überwältigend!", kommentiert Elena Fink das große Interesse der japanischen Musikfreunde für das deutsche Kunstlied. "Ganz offensichtlich waren die meisten von Prof. Kamioka und mir vorgetragenen Stücke Mozarts, Schumanns und Brahms´ dem ausgesprochen kultivierten Publikum bekannt, wie man an den Reaktionen merken konnte. Was wir anzubieten hatten, überschritt aber auch im zweiten Teil schon ein wenig den üblichen Rahmen des Kunstliedes, denn die Brentano-Lieder von Strauss, insbesondere das „Lied der Frauen“ sind schon


Foto © Elena Fink
als Arien angelegt und opernartig dramatisch. Und was die angebliche kühle Reserviertheit der Japaner angeht: ich habe sie als gefühlsbetont und begeisterungsfähig empfunden. Der Schlußapplaus war mächtig und spürbar herzlich. Nun ist aber auch Prof. Kamioka ein wunderbarer Begleiter, mit dem ich ein hervorragendes Miteinander hatte".

Der große Erfolg bewog die anwesenden Verantwortlichen verschiedener Orchester (allein Tokio hat 7 große klassische Klangkörper), Interesse an weiteren Auftritten Elena Finks für die jetzt zu planende Spielzeit 2011 zu zeigen. Gespräche werden bereits geführt. Auch deutet sich ein Projekt an, das Programm des Abends noch einmal für eine CD-Produktion bei einem deutschen Klassik-Label einzuspielen.

Weil noch etwas Zeit übrig war, machte Elena Fink mit dem berühmten japanischen Schnellzug Shinkansen eine Stippvisite in Kyoto. "Dort allerdings wäre ich ohne Orientierungshilfe verloren


Foto © Elena Fink
gewesen", lacht sie, "denn in Kyoto ist alles nur auf japanisch. Eine japanische Mitstudentin aus der Kölner Hochschulzeit lebt derzeit dort, die habe ich besucht". Ob sie wohl wieder gerne nach Japan reisen werde? "Jederzeit! – Sayonara Nippon!"

Weitere Informationen über Elena Fink unter:

www.elenafink.de
www.omm.de

www.musenblaetter.de