Gartenkunst

von Friederike Zelesko

Foto © Bernhard Pixler / Pixelio
Gartenkunst


   
   Indem er die Trittsteine in einem runden Schwung durch den Garten gelegt hatte, verriet er sein enges Verhältnis zur Natur. Jetzt, wo sie nicht mehr Wildnis war, sondern begehbar, und die halbkugelförmig geschnittenen, sparsamen Büsche auf beiden Seiten jederzeit erreichbar, wurde sie zum Gleichnis.
       Er hatte die Steine, die er aus einer anderen Landschaft entnahm, so tief in die Erde gesetzt, dass sie noch sichtbar waren und sich in ihre neue Architektur fügten, als wären sie schon immer da. Ihr fester Platz war wohltuend und die nackten Flächen ihrer tausendjährigen Versteinerung verrieten willig ihr Geheimnis.
       Die überaus große Bescheidenheit bei der Gestaltung seines Gartens drückte seine Weltabgewandtheit aus, markierte seine vollkommene, innere Stille. In der äußeren, unvollkommenen Stille, war Stein nur Stein, Busch nur Busch, und das am Stein eng anliegende, figurbetonte Grün, nur Grün. Der wasserlose, kunstvolle Garten, der im Regen volltrunken der Landschaft ein glänzendes Schnippchen schlug, war in  seiner Geschlossenheit eine einzige Erholung.


© Friederike Zelesko - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2009