Ein paar ganz tiefe Seufzer wert

Klangkosmos: Lepistö & Lehti verzauberten ihr Publikum

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Ein paar ganz tiefe
Seufzer wert
 
Lepistö & Lehti
verzauberten ihr Publikum
 

Remscheid. Als hätte man es geahnt: das finnische Klangkosmos-Programm begann mit einem Tango. Elegant, zugleich sehnsüchtig brummelt der gestrichene Kontrabass Pekka Lehtis, erzählt das Knopfakkordeon Markku Lepistös eloquent von den Stimmungen der nordischen Nächte. Der „Minor Tango“, einer von zwei des Abends, bewies die bekannte Neigung der Finnen zu diesem südamerikanischen Tanz, welcher der Ausdruck von Leidenschaft, Melancholie, Schmerz und Begehren ist. Mit einer Hustenbonbon-Werbung: „Wer hat´s erfunden? Die Finnen!“. Im zweiten Tango entwickelte sich ein witziger, aufregender Dialog zwischen den beiden volkstümlichen Instrumenten, die in dieser Kombination zusammenpassen wie Topf und Deckel.

Gespielt wurden abwechselnd Kompositionen der beiden Virtuosen, die eine unmittelbar ans Gemüt und untere die Haut gehende Musik kreieren, Klänge zum Hineinsinken. „Helsinki“ von Lepistö malt auf dem Akkordeon Bilder, zu denen der Kontrabass Jazz-Harmonien beisteuert, „Sunset“ zeichnet die Abendstimmung der kleinen Insel vor Helsinki nach, auf der Lehti lebt. Lehti zeigt in diesem traumschönen Stück wie auch mit der Behandlung des Instruments seine Seelenverwandtschaft zu Charlie Haden und dessen zarten Stücken der 80er Jahre.
An melodischen Kontrasten reich gab es mit der „Caprice diatonic“ ein tänzerisches,  folkloristisch inspiriertes Stück wechselnder Tempi, ein zauberhaftes Bass-Solo als wohltönende Liebeserklärung an den wohlgeformten Klangkörper und ein Solo für Akkordeon „The Bridge“ für  Lepistös Großvater, der bei seinem Heimatort eine steinerne Brücke gebaut hatte. Unter all den berührenden Stücken war dies vielleicht das ergreifendste des Abends – eine wunderschöne, romantische Melodie, die Erinnerungen an eine bessere Zeit heraufbeschwor. Bezaubernd, verzaubernd- und ein paar ganz tiefe Seufzer wert!

Sonnenstrahlen schickte ein kleiner Walzer für Markkus Sohn in den Raum, als er die Lebensfreude und die fröhliche Lebhaftigkeit des Buben hörbar machte, und „Snanni“ hüllte zart episch „mit Pfiff“ in melodisches Wohlbehagen. Ein „Concerto diatonic“ und eine ganz leise Zugabe rundeten den köstlichen Abend, bei dem Lepistö & Lehti einen die Seele wärmenden bunten Bilderbogen entfalteten. Sicher das schönste Konzert der Saison! Lepistö & Lehti dürfen jederzeit wiederkommen.