Johannes Brahms - Ein deutsches Requiem, op.45

Musiksommer Obermain in der Basilika Vierzehnheiligen

von Alexander Hauer
Musiksommer Obermain  
Basilika Vierzehnheiligen  

Johannes Brahms -
Ein deutsches Requiem, op.45
 



Philharmonischer Chor Bayreuth
Uwe Schenker-Primus, Bariton
Angelina Ruzzafante, Sopran
Hofer Symphoniker
Leitung Arn Goerke


Besinnliches am Volkstrauertag
 
Eduard Hanslick urteilte „Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag“ . Nun, ohne anmaßend zu sein, dies kann man getrost unterschreiben. Besonders wenn man das Vergnügen hatte, am Volkstrauertag in der Barock-Basilika Vierzehnheiligen, der wohl schönsten Kirche Frankens sein zu dürfen.
 
Johannes Brahms schrieb sein Requiem unter dem Eindruck großer persönlicher Verluste. Sein Freund und Förderer Robert Schumann starb 1856 geistig umnachtet in der Nervenheilanstalt Enderich bei Bonn, Brahms’ Mutter starb 1865.
Johannes Brahms löste sich bei der Komposition vom liturgischen Schema, bewies protestantisches Selbstbewußtsein, indem er sein Requiem nicht als Bittmesse für die Verstorbenen gestaltete, sondern einen eigenen Text, den er selbst aus Zitaten der Lutherbibel zusammengestellt hatte, zu Grunde legte. Sein Requiem sollte den Hinterbliebenen Trost und Zuspruch vermitteln.
Arn Goerke, musikalischer Leiter der Hofer Symphoniker und des Philharmonischen Chor Bayreuth hatte mit Angelina Ruzzafante vom Anhaltischen Staatstheater Dessau und Uwe Schenker-Primus vom Deutschen Nationaltheater Weimar zwei überragende Solisten für die schwierigen Solopartien engagiert.
 
Die Musik entfaltet sich wie ein aufgehender Stern am Abendhimmel. Zunächst eher leise, quasi aus dem Nichts kommend, beginnt der erste Satz „Selig sind die Leid tragen“. Zwei Hörner und die Streicher beginnen in einem zarten Piano, Harfen, Holz, Flöten, Harfen und Posaunen kommen hinzu, verschmelzen mit einem zart gestimmten Chor, erzeugen eine fast überirdische Stimmung, die das ganze Requiem über beibehalten wird. Das erste Baritonsolo „Herr, lehre mich doch“ wird von Uwe Schenker-Primus als verzweifelte Bitte eines Menschen gestaltet, der vor den Trümmern seines Seins steht. Die Antwort auf diese Bitte gibt dann der 4. Satz “Wie lieblich sind deine Wohnungen“.  Dieser Chorsatz ist die Spiegelachse des Werkes. Angelina Ruzzafante gestaltet den 5. Satz voller Innigkeit, zart und lyrisch. Ihre Stimme schwebte durch den Raum, klar verständlich, warm, ohne Verluste in den Höhen und den Tiefen. Die Verheißungen auf ein ewiges Leben im 6. Satz „Denn wir haben hier keine bleibende Statt“ korrespondieren mit dem 2. „Denn alles Fleisch es ist wie Gras“. Der 7. Satz „Selig sind die Toten“ endet, wie der erste begann. Die Musik entseelt sich in eine tröstende Ruhe.
Ein makellos musizierendes Orchester, eine fehlerlos singender Chor und zwei Solisten der Sonderklasse wurden mit befreiendem Applaus bedacht.
Brahms Werk, das von Schütz und Bach beeinflußt wurde, geriet in der Basilika Vierzehnheiligen zu einem Abend der religionsübergreifend das Herz des Menschen anrührte, zu Toleranz und Humanität aufrief.

Redaktion: Frank Becker