Tribünenplätze

Franz Wittenbrinks Revue "Männer" im Wuppertaler tic theater

von Frank Becker

Das tic-atelier - Foto © tic-Theater
"Alles supergut!"

Ralf Budde inszeniert Franz Wittenbrinks
Schlagerrevue "Männer"


Regie: Ralf Budde - Musikalische Leitung: Stefan Hüfner - Choreografie: Dana Großmann - Bühne: Iljas Enkaschew - Kostüme: Kerstin Faber - Maske: Heike Kehrwisch
Besetzung: Oliver Brick (der Erfolgreiche mit Schlips und Aktenkoffer) - André Klem (der Hemdsärmelige mit Hut und Wut) - Carsten Müller (das schüchterne Muttersöhnchen) - Ulrich Rattunde (der Macho im Seidenanzug) - Tobias Unverzagt (der Softie-Müsli-Typ) - Andreas Wirth (der Hardcore-Fußball-Fan) - und als Gast Martina Anhang (die Putze)


Lonely Boys

Endlich sagt - seit Herbert Grönemeyers Bekenntnis-Ballade "Männer" war das mal dringend wieder nötig - jemand offen, wie es um uns Männer wirklich bestellt ist. Franz Wittenbrink hat das routiniert

Das tic-atelier - Foto © tic-Theater
nach dem erfolgreichen und sicheren Rezept von "Sekretärinnen", "Mütter", "Lust", Zigarren" und vielen anderen seiner in der Republik landauf, landab vor vollen Häusern gespielten Liederabende 1997 getan - jetzt ist das Stück bei dem engagierten Wuppertaler "tic"-
Theater angekommen. Man nehme das bitte wörtlich, denn bei der Premiere gestern Abend in der Bar-Atmosphäre des ausverkauften tic-atelier kam die bunte Schlager- Revue beim amüsierten Publikum hervorragend an. Das lag zum einen an der treffsicheren Zusammenstellung von Schlagern und Hits aus fast 40 Jahren (auch das eine oder andere passende Volksliedchen schlich sich mit hinein), zum anderen an der gut besetzten und hochmotivierten Theatertruppe. Die sechs Herren - die Typen sehen Sie oben in der Besetzungsliste umrissen) konnten den eigenen Leistungspegel über die komplette Zeit von 90 Minuten, mit einer Pause nach zwei Dritteln, ganz oben halten, womit zugleich der hohe Spaß-Pegel der Gäste garantiert war. Daß sich ganz besonders die Damen für die Männerprobleme interessieren, belegte die weibliche Übermacht im Saal.  Es konnten alleine sechs reine Damen-Tische gezählt werden. Schön, daß Ihr uns endlich mal zuhört, Mädels!

Wenn ein Mann eine Frau liebt...

Mit Paul Ankas "Lonely Boy" sang das Ensemble sich und seine Gäste in der deutschen Fassung "Ich

Tobias Unverzagt - Foto © tic
bin ja so allein" (Peter Kraus) als Slow erstmal warm. Gehört sich ja so bei einer Sportveranstaltung, denn die Szene war die Tribüne eines Fußballstadions, die Herren offensichtlich Anhänger des gleichen Vereins in blau und rot. Was ich hier nicht zitiere, ist das höchst frauenfeindliche
ordinäre Fan-Lied, das leider allzu oft angestimmt wurde - nicht nur ein Affront gegen die Damen im Saal, auch gegen den guten Geschmack. Einmal hätte ausgereicht, zum Glück eine Marginalie. Denn was die Jungs ansonsten zu bieten hatten, war ausgesprochen gelungen, ja teilweise auf höchstem Niveau. Wer als der Softie (Tobias Unverzagt) konnte Peter Maffeys "Und es war Sommer" singen, und wem hätte Götz Alsmanns "Ein kleiner Bär..." besser gestanden als unserem gepflegten Schlipsträger

Oliver Brick - Foto © tic
(Oliver Brick)? Einige der mitreißendsten Nummern hatte der
ungemein ausdrucksstarke André Klem, der mit "Wenn ein Mann eine Frau liebt" (Percy Sledge "When a man loves a woman"), Frank Zanders "Ich trink auf dein Wohl Marie" und Joe Cockers "You are so beautiful...to me" alle Sympathien hatte. Da konnten bei aller Fülle des Gebotenen nur noch Oliver Brick mit "O nein, nicht ich" (Gloria Gaynor "I will survive") und einer grandiosen Ensemble-Choreographie und Grönemeyers "Flugzeuge im Bauch" und Tobias Unverzagt mit der Alexandra-Ballade "Mein Freund der Baum ist tot" mit.

Supergut


André Klem - Foto © tic
Unter den Ensemble-Nummern ragte Sailors "Girls, girls, girls" - auch hier hatte Dana Großmann wieder choreografisch die Hand im Spiel - hoch heraus, Grund genug, es als Zugabe noch einmal an den Schluß zu stellen. Der Knaller es Abends aber war "Supergut" von Arno Steffen, das André Klem noch einen Tic (sic!) besser interpretierte als der NDW-Barde. Ein supergutes, starkes Solo, ein wandelbarer Darsteller.
An die Rückwand hinter der Tribüne hatten prophetische Narrenhände übrigens den Spruch "So sehen Sieger aus..." gesprüht. Geht in Ordnung.


Weitere Informationen unter:
www.tic-theater.de