Herr Tretoh und Jimi Hendrix

von Erwin Grosche

© Chrome Dreams / In-Akustik
Herr Tretoh und Jimi Hendrix

Einmal kaufte sich Herr Tretoh im Marktkauf eine Dop­pel-CD von Jimi Hendrix. Nicht, daß ihm Jimi Hendrix unbedingt in seiner CD-Sammlung gefehlt hätte, aber die Hendrix-CDs wurden im Regal für 4 Euro 99 angeboten, und so konnte Herr Tretoh nicht widerstehen, seine frü­heren Vorbehalte gegen diesen wilden Gitarristen erneut zu hinterfragen. Es war einfach auch sonderbar, die Musik dieses Revoluzzers im Marktkauf vorzufinden, und viel­leicht verlangte auch der Rock'n'Roll-Anstand, diesen Gi­tarrengott aus der doch eher bürgerlichen Marktkaufum­gebung zu befreien. Vor allen Dingen bekam Herr Tretoh für 4 Euro 99 sonst gerade mal sein Meerschweinchenheu, denn eine Dose Hundefutter kostete schon 7 Euro 40.
  
Für 4 Euro 99, dachte Herr Tretoh also, kann man nichts falsch machen.
 
Wie erstaunt war er dann, als er nach dem Hören dieser CDs bemerkts, daß auf diesen CDs gar nicht Jimi Hen­drix zu hören war, sondern ein Hammondorgelspieler na­mens Uwe Kopinski. Es war noch nicht mal so, daß dies als Zeitgeistlala oder als Parodie gedacht war, sondern ein­fach nur Hendrixkompositionen auf der Hammondorgel interpretiert worden waren. Was es alles gibt, dachte Herr Tretoh und trank weiter seinen Latte Macciato aus einem Plastikbecher.



© Erwin Grosche
Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:
"Die Wirklichkeit und andere Übertreibungen"