"Ich dachte, sie wären in Sardinien!"
Wer da nicht lacht, ist zu bedauern: Michael Frayns Farce "Der nackte Wahnsinn"
kehrt nach 21 Jahren mit Verve an die Wuppertaler Bühnen zurück.
Inszenierung: Robin Telfer - Bühne: Monika Frenz - Kostüme: Miriam Dadel - Dramaturgie: Alexandra Jacob - Maske: Barbara Junge-Dörr - Fotos: Michael Hörnschemeyer
Dotty Otley: Ingeborg Wolff - Garry Lejeune: Thomas Birnstiel - Brooke Ashton: Anja Barth - Frederick Fellowes: Andreas Möckel - Belinda Blair: An Kuohn - Selsdon Mowbray: Peter K. Hoffmann - Lloyd Dallas: Georg Lenzen - Poppy Norton-Taylor: Mi-Sah Rehnolt - Tim Allgood: Frederik Leberle Sechs Personen suchen ein Konzept "Gibt es etwas Schöneres als Hauptproben?" - Sechs Schauspieler, Regisseur Lloyd Dallas (Georg Lenzen), seine Assistentin Poppy Norton-Taylor (Mi-Sah Rehnolt) und der völlig überforderte
Klassischer Plot Ein Haus auf dem Lande. Makler Roger Tramplemain (Garry Lejeune: Thomas Birnstiel), will mit Vicki (Brooke Ashton; Anja Barth) dort ein Schäferstündchen verbringen, weil er den Eigentümer und
Wer mit wem? Die Handlung parallel zum Stück: Der sensible Garry (Thomas Birnstiel als Meister unvollendeter Gedanken und Sätze) hat ein Verhältnis mit der wesentlich älteren Dotty (Ingeborg Wolff in der anspruchsvollen Situation, eine schlechte Schauspielerin zu spielen). Frederick (Andreas Möckel, selbst mit heruntergelassener Hose komisch und nicht lächerlich) kann keine Gewalt ertragen,
Sardinen Techniker und Mädchen für alles Tim rundet die Chaos-Truppe, die das vollkommen überdrehte Tür-auf-Tür-zu-Stück auf die Bretter bringen soll, Screwball vom Feinsten, in dem besagte Paare, eine mürrische Haushälterin und ein ehrpusseliger Einbrecher, Bettlaken, Pappkartons, ein Brief und Sardinen, vor allem Sardinen eine Rolle spielen. Und Eifersüchteleien, Emotionen, Mißverständnisse, noch einmal Sardinen, immer wieder Sardinen, ein Scheich mit Scheichin, ein schrumpfender Blumenstrauß sowie ein Telefon. Das verlangt von den Schauspielern alles. Und auch den Türklinken und Scharnieren in Monika Frenz´ klassischem Boulevard-Bühnenbild (7 Türen, eine Treppe, ein Fenster zum Einbrechen und ein „Backstage“), in und hinter dem das atemberaubend rasante, höchst turbulente und intelligente Stück seinen Lauf nimmt, wird alles abverlangt. Großes Lob auch Kostümen und Maske - Anja Barths Garderobe ist ein Knaller! Theater auf dem Theater
Theater ist ein schweres Geschäft, Theater auf dem Theater eine Delikatesse, Boulevard ein oft unterschätztes Genre. Boulevard über Boulevard ist ein geradezu abenteuerliches Unternehmen.
Kabinettstücke
Stumme und beredte Turbulenzen, eine von Hand zu Hand gehende Feueraxt und eins ums andere Mal schauspielerische Kabinettstücke in Serie halten die Zwerchfelle in Bewegung. Andreas Möckel ist als Sensibelchen fast zum Liebhaben, Ingeborg Wolff zeigt sich derb im ersten und im zweiten Akt als große Tragödin, die in der Klamotte tiefe Gefühle zu vermitteln vermag. Anja Barth, die wie
Die Eigendynamik der Darstellung des Theaters auf dem Theater bis zum vollständigen Aus-dem-Ruder-laufen im dritten Akt, eben bis zum „Nackten Wahnsinn“ gelingt dieser Aufführung so überzeugend, daß mit den Programmheften eigentlich auch Papiertücher zum Trocknen der Lachtränen verteilt werden müßten. Wer einmal so richtig von Herzen lachen möchte: Hingehen – es gibt nur noch wenige Vorstellungen! Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de |