Huldigung an das Malergenie Claude Monet

Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum zeigt alle Schaffensperioden des großen französischen Impressionisten

von Andreas Rehnolt mit Fotos von Frank Becker
Wuppertal huldigt dem Malergenie Monet
 
Das Von-der-Heydt-Museum zeigt ab heute
mit 100 Werken alle Schaffensperioden
des großen französischen Impressionisten



"Monets Bild 'Impression - Soleil levant' (Sonnenaufgang) von 1872 gab dem Impressionismus seinen Namen. Dieses Bild ist leider nicht bei uns im Original zu sehen." So Museumsdirektor Gerhard Finckh am Donnerstag in Wuppertal bei der Präsentation der wohl umfangreichsten Ausstellung zum Gesamtwerk des weltberühmten Malers Claude Monet (1840 - 1926), die heute im Von-der-Heydt-Museum eröffnet wird. Das ganze zweite Stockwerk des

Karikatur (1860) - Foto © Frank Becker
Museums wurde für die optimale Zurschaustellung der insgesamt 100 Werke Monets aus all seinen Schaffensperioden genutzt. Die Hängung ist großzügig, die Lichtverhältnisse sind hervorragend. Ein ovaler Raum, der Rotunde der Pariser Orangerie nachempfunden, zeigt ein riesiges Seerosenbild in Tapetenform - allerdings nur als Fotografie. Das Bild stimmt ein auf die deutschlandweit erste Ausstellung zum Gesamtwerk des Künstlers.
 
Frechheiten mit dem Zeichenstift

Welcher Normal-Kunstinteressierte hätte gewußt, daß Monet als Schüler mit Karikaturen sein Taschengeld aufgebessert hat? Einige davon sind in Wuppertal zu sehen. Frech etwa die 1860 entstandene Bleistiftzeichnung "Kleine Gruppe bedeutender Theaterleute", die vor lauter Kopf kaum Körper haben. Im Alter von 16 Jahren zeichnete er eine Dorfszene "An den Ufern der Lezarde", mit 21 malte er in herbstlichen Farben das Bild "Waldweg", und 1868 das Gemälde "Die Mahlzeit", das zwei Frauen und ein kleines Kind am Esstisch zeigt, während ein Dienstmädchen im Hintergrund steht. Wuppertal zeigt auch "den kaum bekannten Monet", so Finckh, der stolz und glücklich darüber ist, daß er die meisten Exponate vom renommierten Musée Marmottan Monet in Paris ausleihen konnte.
 
Monet, Die Mahlzeit (1868) - Foto © Frank Becker
 
Frühe bürgerliche Sujets

"Segelboote auf dem Meer", "Am Strand von Trouville", "Mühlen in Zandam" oder "Das Hafenbecken von Le Havre", sind Bilder, die Monet auf seinen zahlreichen Reisen etwa durch Frankreich, die Niederlande, England oder Venedig schuf. Wunderschön das 1886 entstandene Bild "Tulpenfeld in Holland", "Waterloo Bridge im Sonnenlicht" im London des Jahres 1902 oder der "Palazzo Contarini" aus dem Venedig von 1908. "Monet brachte von all seinen Reisen Eindrücke und die unterschiedlichsten Einflüsse zurück", so der Museumschef. "Später dann wurde sein legendärer Garten in Giverny und der Seerosenteich seine ganze Welt", ergänzte Finckh. Beim Betrachten des Bildes "Spaziergang bei Argenteuil" glaubt man, den Windhauch zu spüren, der durch die Blumen und Gräser streift und am Kleid der Frau zu zupfen scheint. Winterlandschaften mit Lokomotiven und das Gemälde "Bahnhof Saint Lazare, Eisenbahnbrücke" zeugen von der Reiselust des Malers und davon, daß für ihn auch der Weg das Ziel war.
 
Reise-Impressionen

1878 zog Monet mit seiner Frau Camille und den beiden Söhnen in das Dorf Vetheuil an der Seine. Der Künstler malte das Dorf in der Nähe der Stadt Mantes aus vielen verschiedenen Blickwinkeln

Monet, Segelboote auf dem Meer (1868) - Foto © Frank Becker
und porträtierte es von allen Seiten, zu allen Jahreszeiten und mit all den unterschiedlichen Farben, die Lust darauf machen, den Ort kennen zu lernen. Beim Gang durch die unterschiedlich großen Räume des Museums fällt auf, daß Monet wohl immer einen Hang zum Wasser hatte. Bilder vom Meer, von der Seine, von Booten und Anglern, von Inseln und Felsenlandschaften etwa der Belle-Ile zeugen davon. Wunderschön das Gemälde "Pappeln an der Epte" von 1891, in dem sich Bäume, Himmel und Wolken im Fluß spiegeln. Und dann in der Chronologie der Jahre seines Schaffens großformatige Bilder der erhabenen Kathedrale von Rouen, mal im Sonnenschein am Ende eines Sommertags, mal eher im wolkenverhangenen oder verregneten Licht eines Herbst- oder Wintertages.
 

Blütenpracht mit Duftillusion und Seerosen in allen Variationen


Schließlich - natürlich – und endlich Monets Garten in Giverny mit einer Fülle unterschiedlicher Blumen und blühenden Pflanzen.
Iris, Hemerocallis, Agapanthus, Glyzinen. Fast möchte man als Betrachter mit der Nase bis zur Leinwand, um die erahnten Gerüche in sich aufzusaugen. Schließlich die zahlreichen Seerosen-Bilder, die seit Jahrzehnten für den Maler stehen und die jeder Kunstfreund mit Monet in Verbindung bringt. Der Seerosenteich seines Gartens mit Trauerweide, japanischer Brücke, den runden Blättern der Wasserpflanze und den unterschiedlichsten Blüten.
Mal weiß, mal rosa, mal gelb und mal purpurrot.
 
 
Monet, Rosa Seerosen (1899) - Foto © Frank Becker

Monet, Seerosen (1915) - Foto © Frank Becker















Überschattet und überspiegelt von Bäumen, Wolken oder blauem Himmel. Man kann als Besucher dieser zauberhaften Ausstellung kaum genug bekommen von diesen Bildern, die Weite und Tiefe des Seerosenteichs erahnen lassen und die einem mitunter das Gefühl geben, mittendrin zu sein, in diesem stehenden Gewässer. 80 meist großformatige Bilder und 20 Zeichnungen gibt es im Von-der-Heydt-Museum in der bergischen Metropole Wuppertal noch bis zum 28. Februar nächsten Jahres zu bewundern. Der 276-seitige Katalog zeigt alle ausgestellten Werke und kostet 25 Euro an der Museumskasse.


Monet, Brücke über den Seerosenteich (1899) - Foto © Frank Becker
 
Das Museum ist Dienstag und Mittwoch von 11 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag von 11 bis 20 Uhr und Samstag/Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
 
 
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Fotografien und Redaktion: Frank Becker