"The Spice of Life"

Die Elite der akustischen Gitarre mit einem langen Abend in Wermelskirchen

von Frank Becker

Peter Finger - Foto © Frank Becker
Das Gewürz des Lebens
 
Die Elite der akustischen Gitarre
mit einem langen Abend
in der Kattwinkelschen Fabrik
 

Wermelskirchen. Wie beliebt „echte“ Musik beim Fachpublikum ist, zeigte einmal wieder die ausverkaufte „International Guitar Night“ in der Kattwinkelschen Fabrik, zu der am vergangenen Mittwoch neben dem deutschen Organisator und Spitzengitarristen Peter Finger drei erlesene Gäste eingeladen waren: Dylan Fowler (GB), David Goodman (CAN) und Karim Baggli (B). Geboten wurde delikateste Artistik an akustischen Gitarren – vier Persönlichkeiten, vier Stile, vier Stimmungen. Da mochte man meist den Blick nicht abwenden, um ja keinen Griff, keinen Fingerschlag zu verpassen, bei anderen Stücken des abwechslungsreichen Programms schloß man überwältigt die Augen, um den wundervollen Läufen besonders innig folgen zu können und sich von der Poesie dieser herrlichen Instrumente wegtragen zu lassen. Der Waliser Dylan Fowler, der die Volksmusik seiner Heimat kultiviert, ist ein unprätentiöser Musiker, dessen konzentriert introvertiertes Spiel unmittelbar gefangen nimmt. Die bisweilen aufblitzenden perkussiven Elemente und temperamentvollen spanischen Akzente, wie auch seine Eigenkompositionen, die sich u.a. der skandinavischen Folklore zuwenden, zeigen seine große Bandbreite.

Humorvoll präsentierte sich der in Deutschland lebende Kanadier Dave Goodman, ein Singer/ Songwriter, der mit seinen beiden Yamaha-Gitarren „plugged“ und mit Bottleneck den Blues zelebriert, ein Fingerpicker, der deutlich Country im Blut hat. „Tiger by the Tail“ hat er seiner Exfrau gewidmet und die Ballade „My Only Friend“ dem Alkohol. Sein eingängiger Rhythmus wurde bald stimmungsvoll vom schnipsenden Publikum aufgenommen. Im kultivierten Bluegrass-Sound ließ er mit hohem Tempo den „Eastbound Train“ durch den Saal donnern – ein Heidenvergnügen!

Karim Baggli - Foto © Frank Becker
Ein Wendung zur puren Poesie brachte dem andächtig lauschenden Publikum der junge, in Belgien lebende Virtuose Karim Baggli, dessen jordanische und kosovarische Wurzeln mitunter hörbar werden. „U-Turn“ zeigte deutlich spanischen Flamenco-Einfluß, atemberaubend die Geschwindigkeit und Eleganz seines Spiels. „Lua“ (Der Mond) war so ein wie oben erwähntes Stück zum Träumen und „Le Manoir“ entführte in ein verwunschenes Geisterhaus. Baggli gab, wie auch später auf der 12-saitigen Laute mit orientalischen Klängen eine brillante Visitenkarte ab.

Schließlich Peter Finger, den man mitunter auch „Fasthand Finger“ nennt. Er ist ein phänomenaler Fingerpicker mit Charisma, der ganz nebenbei in Osnabrück das beste Label für akustische Gitarrenmusik überhaupt betreibt (Acoustic Music Records) und zu den begehrtesten Gitarrenlehrern Deutschlands zählt. Tempo und Virtuosität mischen sich in „Spice of Life“, bewegend die Hommage an seine Muter „We´ll Meet Again“. Wohl niemand sonst bekommt den Klang von Stahlsaiten so sanft hin wie er in diesem Stück. Bei „Getaway“ mochte man weder seinen Ohren noch seinen Augen trauen. Ein wirbelnder Traum! 


von links: Karim Baggli, Dylan Fowler, Peter Finger, Dave Goodman - Foto © Frank Becker

Im späteren Verlauf des Abends fanden sich die vier Ausnahmemusiker (Dylan Fowler sogar an der lyrischen Flöte) zu Duos, Trios und zum Quartett zusammen. Ein Abend voller Leckerbissen für Liebhaber und Genießer, der keine Wünsche offen ließ – zum „in den Ohren zergehen lassen“.

Informationen über alle Musiker und ihre Alben unter: www.acoustic-music.de