Mensch und Übermensch
Claudia Sowa inszeniert
Carl Sternheims Lustspiel „Die Hose“ als amüsantes Kammerspiel mit Tiefgang Regie und Bühne: Claudia Sowa - Kostüme: Lolita Erlenmaier
Besetzung: Theobald Maske: Daniel Therjung - Luise Maske: Verena Sander - Frank Scarron: Thomas Ritzinger - Benjamin Mandelstam (Björn Lukas) - Gertrud Deuter: Pascale-Viviane Flückinger
Premiere am 12.9.2009 - Wiederaufnahme am 3. April 2011 (Termine unten) Remscheid. Als Carl Sternheim in seinem Lustspiel „Die Hose“ 1911 mit beißender Ironie und scharfen Hieben gegen bedenkliche intellektuelle und gesellschaftliche Strömungen die Scheinmoral und Deutschtümelei des kaisertreuen preußischen Spießbürgers aufs Korn nahm, verlegte er die Handlung vorsichtshalber auf 1875. Dennoch griff die Zensur ein, der Titel schien zu unmoralisch. Es hinderte das Stück jedoch nicht, zu einer der bis heute meistgespielten Komödien auf deutschen Bühnen zu werden. Schwenk ins Wirtschaftwunder
Mit einem witzigen Schwenk läßt Claudia Sowa mit ihrer Inszenierung für das Westdeutsche
Nietzsche vs. Wagner
Der Dichter Frank Scarron (Thomas Ritzinger) trumpft mit lyrischem Vermögen bei Luisen, die sich
Sanders Luise greift ans Gemüt
Verena Sander gibt subtil tragikomisch die sich für einen kurzen Wahn im Bewußtsein ihres Wertes aus der ehelichen Unterdrückung befreiende junge Ehefrau. Sie verleiht dem braven, vernachlässigten, doch begehrenswert drallen Weibchen im 50er Jahre Blumenkleid besonders liebenswerte Züge. Ihr fühlbarer Kummer und ihre Liebessehnsucht greifen ans Gemüt. Auch sie hat eine Gegenspielerin: die Nachbarin Gertrud Deuter (Pascale-Viviane Flückinger), die sich um der Sensation willen als Freundin anbiedert, um auf ihre altjüngferlichen Tage wenigstens aus der zweiten Reihe einmal von der Unmoral kosten zu können. Daß schließlich sie die einzige ist, die erotischen Profit aus der kuriosen Konstellation zieht - sieht man von Maske („Zu seinem Glück ist der Mensch berechtigt!“) ab, der ihr die spontane „Packung“ gibt - ist Teil der Ironie, die dem Stück aus allen Knopflöchern platzt. Das für diese Szene von Lolita Erlenmaier geschneiderte Kleid rückt Flückinger als ernst zu nehmende Konkurrenz für die (jungen) Kessler-Zwillinge ins Licht. Da wir grade über ein Kleid sprechen: auch die übrigen Damengarderoben von der Hand Lolita Erlenmaiers müssen lobend erwähnt werden. Ob Hauskleid, elegantes Cocktailkleid (mit einreihiger Perlenkette), besagtes Babydoll, großes Geblümtes oder Stufenschnitt – jedes Stück einen Seufzer wert - und die Frisuren der Damen: göttlich! Claudia Sowa ist mit einem hochmotivierten Ensemble eine intelligente und höchst amüsante Inszenierung gelungen. Ein spritziger Theaterabend mit Tiefgang, der eine nachhaltige Empfehlung wert ist.
Schulterzuckendes Fazit mit Theobald Maske (ihn geht das alles nichts an), der im Bewußtsein seiner Mitte unerschütterlich monolithisch im Zentrum der philosophischen und erotischen Scharaden steht: „Merkwürdige Dinge gibt es hinter den Tapeten des Lebens“. Westdeutsches Tourneetheater Remscheid GmbH Bismarckstr. 138 - 42859 Remscheid - Telefon: 02191/32285 - Fax: 02191/34 37 98 per E-Mail: wtt-remscheid@t-online.de Die neuen Termine: So., 03.04.2011, 16 Uhr
Fr., 13.05.2011, 20 Uhr - Sa., 14.05.2011, 20 Uhr Weitere Informationen unter: www.wtt-remscheid.de |