Gartenlaube

Garten-Arkadien (3)

von Friederike Zelesko

Foto © Frank Becker

Gartenlaube
 
Heute ist das Interesse am Garten und zur unverdorbenen Natur ohne elementare Kraft. Die Erinnerung an die verlorene Vollkommenheit und Harmonie einer Gartenlaube, Nachmittage bei Bienenstich und Pflaumenkuchen ohne Ausschweifungen, sozusagen im Schoße der Natur, war hellwach.
Die Laube war seine Einsiedelei, sein Teehaus, seine Grotte, seine Lusthecke, sein Venustempel. Sie war keine Gartenschönheit und ihre schrullige Architektur folgte keinem Baugesetz. Sie war zusammengezimmert, offen gebaut nach Lust und Laune, nach Lebensgewohnheit und ohne künstlerische Qualität, aus Lattenrosten, Eisenstäben und Draht, die Zwergform einer Orangerie, in der sein Herz sprach. Jahrelang von Laubpflanzen überwachsen, war sie eine grüne Empfindsamkeit, die sich zur Schönheit mauserte, je älter und zugewachsener sie wurde.
Er verbrachte seine Sonntage dort, zwischen arbeitsgerechten Beeten mit Kohlköpfen, Salat, Lauch, Bohnen, Rettich und Erdbeeren, die er vorsichtig zur endgültigen Reife auf Holzwolle bettete.
Er sah wie seine Laube, dieses Glanzstück, nach dem Geschmack der Zeit gestrichen, und mit unbequemen Bänken und Tischen auf festem Postament möbliert, ihrer restlosen Vernichtung entgegenging. Er war am Ende eingefaßter Gartenwege und Obstspaliere angekommen, spürte ihren Schatten, ihre Kühle und verband Mensch, Bauwerk und Pflanze in seiner Gefühlsphilosophie.


© Friederike Zelesko - Erstveröffentlichung in den Musenblättern 2009