Aktuelles aus der Kultur

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt





Feierstunde im Kölner Rathaus für die Dichterin Hilde Domin
 
Die gebürtige Kölnerin wäre am 27. Juli 100 Jahre alt geworden
 
Köln/Düsseldorf - Mit einer Feierstunde im historischen Rathaus ehrt die Stadt Köln am kommenden Montag die in Köln geborene Dichterin Hilde Domin. Sie wäre am 27. Juli 100 Jahre alt geworden. Nach einer Begrüßungsrede durch Oberbürgermeister Fritz Schramma gibt es einen Vortrag über Leben und Werk von Domin, die zu den bedeutendsten und erfolgreichsten Lyrikerinnen Deutschlands zählt. Außerdem gibt es eine Lesung von Gedichten und Auszügen aus den Briefen Hilde Domins sowie die Vorführung zweier Filme, die sich mit ihrem Werk beschäftigen. In Düsseldorf gratulieren die Stadtbüchereien am kommenden Mittwoch zum 100. Geburtstag. In der Zentralbibliothek am Bertha-von-Suttner-Platz präsentiert Domins langjährige Mitarbeiterin Marion Tauschwitz ihr Buch "Daß ich sein kann, wie ich bin: Hilde Domin. Die Biografie". 
 
Hilde Domin wurde am 27. Juli 1909 in Köln als Hilde Löwenstein geboren. Ihr Vater, der jüdische Rechtsanwalt Siegfried Löwenstein, war in unmittelbarer Nähe am Gericht tätig. Aus Bewunderung für ihren Vater begann Hilde Domin nach dem Abitur zuerst ein Jurastudium. Später wechselte sie zu Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Philosophie. Sie studierte unter anderem in Heidelberg, Berlin und Bonn. 1932 emigrierte sie nach Rom. 1939 floh sie dann zunächst nach England, dann über die USA in die Dominikanische Republik nach Santo Domingo. Hilde Palm, so ihr damaliger Name, arbeitete dort als Dozentin, Übersetzerin und Architektur-Fotografin.
 
1951, nach dem Tod ihrer Eltern, begann sie wie in einer Art Schockzustand mit dem Schreiben und legte 1959 ihren ersten Gedichtband "Nur eine Rose als Stütze" vor. 1961 kehrte Hilde Domin nach Deutschland zurück und ließ sich in Heidelberg nieder, wo sie 2006 starb. Aus Dankbarkeit für den Schutz im Exil der Dominikanischen Republik hatte sie sich den Künstlernamen "Domin" zugelegt. Die Lyrikerin verfaßte auch Prosa, Essays, autobiografische und literaturtheoretische Schriften und bekam zahlreiche Preise und Auszeichnungen. In Köln erinnert seit dem vergangenen Jahr ein Hilde-Domin-Park an die Dichterin. Auch eine Schule in der Domstadt ist nach ihr benannt.
 
 
Kunstmuseum Mülheim/Ruhr wird am Samstag wiedereröffnet
 
Zum Neustart gibt es gleich zwei Einzelausstellungen
 
Mülheim/Ruhr - Nach mehrmonatigen Umbauarbeiten wird das Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr heute wiedereröffnet. Zum Start in den umgestalteten Räumen gibt es nach Angaben der neuen Museumschefin Beate Reese gleich zwei Einzelausstellungen, die beide einen besonderen Blick auf Arbeiten auf Papier werfen. Bis zum 6. September ist die Schau "linea clivia" zu sehen, die das Werk der Künstlerin Clivia Vorrath präsentiert. Die 1989 verstorbene Künstlerin experimentierte nach den Worten von Reese mit einfachsten Mitteln und Materialien. Gewöhnliche Papiertüten inklusive Gebrauchsspuren avancieren hier zu Bildträgern für ihr ausdrucksstarkes Linienspiel. Distanziert und nah zugleich wird mit Tusche und Bleistift das Thema des menschlichen Körpers und seiner psychischen Befindlichkeit in allen Lebenslagen ausgelotet. Zu sehen sind 120 Zeichnungen und Fotografien.
 
Die ebenfalls am Samstag startende Ausstellung "Das Eine ist Eins und Vieles" zeigt bis zum 20. September Arbeiten des Oberhausener Künstlers Hermann EsRichter. Aus Anlaß seines 70. Geburtstages sind Zeichnungen, Collagen und Objekte aus einem Zeitraum von über 30 Jahren zu sehen. EsRichters Kunst läßt sich nach Angaben der Kuratoren auf keine eindeutige Stilrichtung festlegen. "Irgendwo zwischen gegenständlicher und konkreter Kunst, individuell und geometrisch, hat EsRichter eine Metasprache entwickelt, deren zentrales Bindeglied ein philosophisch-naturwissenschaftlicher Ansatz ist", hieß es bei der Vorstellung der Schau am Donnerstag. Vor diesem Hintergrund werden unterschiedliche Wirklichkeitsbereiche analysiert und in einer erweiterten Dimension der Wahrnehmung aufgezeigt.
 
Das Kunstmuseum ist dienstags, mittwochs und freitags von 11 bis 17 Uhr, donnerstags von 11 bis 21 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
 
 
Kunsthalle Recklinghausen zeigt "Fremde Welten"
 
Die Bilder des Künstlers Martin Dammann verfremden Fotografien und Filme aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts
 
Recklinghausen - Unter dem Titel "Fremde Freunde" präsentiert die Kunsthalle Recklinghausen ab heute eine Ausstellung zum Werk des Künstlers Martin Dammann. Rund 50 Werke, darunter großformatige Aquarelle und Zeichnungen, aber auch Fotografien und Videos sind bis zum 6. September zu sehen, teilte eine Sprecherin der Kunsthalle mit. Die Werke des 1965 geborenen Dammann beziehen sich nach Angaben der Kuratoren auf fotografische und filmische Zeugnisse aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts, die der Künstler in privaten Archiven aufspürt. Dabei kommt das Kriegsgeschehen selbst oft nur am Rande vor. Es sind mehr die privaten Augenblicke und Freizeitaktivitäten der Soldaten am Rande von Kampfhandlungen, welche die Aufmerksamkeit Dammanns erregen, hieß es vor dem Start der Ausstellung.
 
Bei der Übertragung der Fotografien in die Technik der Auarellmalerei verlieren die Aufnahmen einmal mehr ihre vermeintliche Eindeutigkeit, so die Aussteller weiter. Die ästhetische Wirkung des Aquarells verkläre die belastete Wirklichkeit der Fotografie. Gesichter werden undeutlich und lösen sich in Leerstellen auf, Architektur und Landschaft verschwimmen zu abstrakten Farbflächen, während unbelastete Motive durch bedeutungsgeladene Titel überlagert werden. "Durch die Transformation inoffizieller Kriegsdokumente in verschiedene Medien vermischt sich die Frage nach ihrer individuellen Entstehungsgeschichte mit der übergeordneten Frage nach der Wirkungsmacht und dokumentarischen Funktion von Kriegsfotografie", betonten die Kuratoren der Ausstellung, die in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin entstand.
 
Die Kunsthalle ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.kunst-re.de

Redaktion: Frank Becker