Cançao do Brasil

Hotel Bossa Nova - "Supresa"

von Frank Becker
Sommerjazz

Es kann schon ein ganz klein wenig Neid aufkommen, wenn man  die lebensfrohe, Musik Brasiliens in so brillanter Form hört wie auf "Supresa", dem neuen Album von Hotel Bossa Nova. Umso größer dann die Überraschung, liest man die Namen der beteiligten Künstler: deutsche Namen, mal abgesehen von dem der charismatischen Sängerin Liza de Costa. Gut 50 Jahre nach der "Erfindung" der Bossa Nova und 47 Jahre nach der Sternstunde von Stan Getz´/Charlie Byrds "Jazz Samba" hat dieses zum Schönsten der musikalischen Welt gehörende beschwingte Jazz-Genre wohl auch endgültig Eingang in die deutsche Musikszene gefunden. Ein anderes hervorragendes Beispiel ist die Formation "Bossa Sempre Nova" um die Sängerin
Regina Advento, den Gitarristen Lutz Griebel, den Cellisten Michael Halbitzel und den Pianisten Christoph Iacono. Aber das nur am Rande, hier und heute geht es ja um Hotal Bossa Nova.

Es ist purer Sommerjazz, genau richtig für die Jahreszeit und (fast) ausschließlich von dem Ensemble selbst und neu geschrieben. Nur ein Stück des für das Album aufgenommenen Dutzend ist eine Verneigung vor einem der ganz Großen - "Corcovado" von Antonio Carlos "Tom" Jobim. Mit diesem melancholischen Tribut, bei dem Gitarrist Tilmann Höhn und Bassist Wolfgang Stamm solistisch und Liza de Costa stimmlich glänzen, legen "Hotel Bossa Nova" Ehre ein, doch nicht weniger mit den elf eigenen Stücken. Da wäre natürlich der Titelsong zu nennen, bei dem Alexander Sonntag hinreißend seine Finger auf dem Kontrabaß tanzen läßt und mit dem Bogen zaubert. Die sanfte Stimmung der blauen Mitternachtsstunde fließt bei "Cançao Da Meia Noite" mit Tilmann Höhns Gitarre und Wolfgang Stamms gefühlvoll behandeltem Drumset elegant rhythmisch aus den Lautsprechern. Annegret Cratz tritt mit dem Akkordeon (leider nur einmal, wenn man dem Booklet glaubt) in den Dialog mit Liza da Costa: "Meu Bairro" ist ein besonders delikater Ohrenschmaus. Doch auch als Background für Harold Todds Flöte ist sie in "Perder e encontrar" kurz zu hören.

In "Al-oud" spricht Tilmann Höhns Gitarre in Zungen, mal hat sie den Klang der brasilianischen Samba, dann meldet sich Spanien zu Wort und wieder ein anderes Mal glaubt man die Koto Japans zu hören. Mit "Amor do mar", "Paisagem" und "Sonho" sind wird wieder mittendrin im lebensfrohen Brasilien - drei  Paradestücke der Bossa Nova, ansteckend fröhlich und federleicht virtuos in der Behandlung von Instrumenten und Stimme. Sollte auf keiner Sommerparty fehlen. Eine Empfehlung der Musenblätter.

Beispielbild


Hotel Bossa Nova
Supresa

Liza da Costa  -  Gesang
Alexander Sonntag  -  Kontrabaß
Wolfgang Stamm  -  Schlagzeug
Tilmann Höhn  -  Gitarren
Gäste:
Ulf Kleiner  -  Rhodes (2)
Harold Todd  -  (Flöte (1, 6)
Annegret Cratz  -  Akkordeon (5)
 
© 2009 Home Family Records

Titel:
1. Aguas (5:07)
2. Nada Pra Esquecer (4:31)
3. Cançao Da Meia Noite (7:56)
4. Musica Escondida (2:08)
5. Meu Bairro (5:54
6. Perder e encontrar (5:20)
7. Corcovado (5:22)
8. Supresa (5:40)
9. Al-oud (1:36)
10. Amor do mar (5:26)
11. Paisagem (7:32)
12. Sonho (3:16)
 
Gesamtzeit:  59:55
 
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