Musikstunde

Was hat Mozart mit Galataseray zu tun?

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker

Konrad Beikircher
Musikstunde

Von Fußball und anderem Kräfte-Messen
oder:
was hat Mozart mit Galataseray zu tun?



Guten Tag, liebe Musenblätter-Leser, liebe Freunde meiner musikalischen Plaudereien, sind Sie bereit für die sportliche Seite der Musik? Heute möchte ich Ihnen nämlich mal den Ball zuspielen und vom Kämpferischen im musikalischen Wettbewerb erzählen - aber nehmen Sie nicht alles zu ernst!

Zu Beginn erlaube ich mir, den unverhleichlichen
Beckenbauer zu zitieren, der gesagt hat: „Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Niederlage oder Unentschieden!“ Aha! Aber wem sage ich das, Sie, meine sehr verehrten Leser, heben ihre Begeisterung natürlich für Würdigeres als den schnöden Sport auf, nicht wahr, dessen bin ich mir ganz sicher, andererseits: Alban Berg war Rapid Wien Fan (das aber wirklich!), und Bach soll ja sogar zu Fuß zu den Spielen von St. Pauli gepilgert sein – wie?: Buxtehude Orgelkonzert! Das war natürlich die offizielle Version...! Mozart hat seinen Janitscharen Marsch ja eigentlich für Galataseray Istanbul geschrieben - tja, da läßt `s Wölferl aber die Türken tanzen, daß es einen nur so freut, oder?!

Übrigens: das hat es ja immer schon gegeben: den Wettstreit, das Messen der Kräfte. Auch in der Musik. Da gäbe es jetzt jede Menge zu berichten, beschränken wir uns auf einen unserer Größten, auf Ludwig van Beethoven. Er eroberte Wien und sein verwöhntes Publikum zunächst mal eher als Pianist denn als Komponist. Da ließ er aber auch nichts aus, was „imageförderlich“ sein konnte. Graf Fries veranstaltete ein Duell zwischen Daniel Gottlieb Steibelt, Kirnberger-Schüler und einer der größten Klaviervirtuosen seiner Zeit, und Beethoven. Man haut einander zum Ergötzen der versammelten Erlauchtschaften die Arpeggi um die Ohren und Ludwig ist schon dabei, den Lorbeer zu erringen, da setzt er noch einen drauf: er schnappt sich ein Notenblatt von Steibelt, dreht es - aber so, daß es alle sehen konnten - auf den Kopf und improvisiert aus diesen auf den Kopf gestellten Noten aus dem Kopf Variationen, die Steibelt mit roten Ohren aus dem Saal und aus Wien (das er nachts fluchtartig verließ) fegten. Er hat also nicht nur gegen ihn gewonnen, er hat ihn fertig gemacht. Und ganz Wien sprach davon. Steibelt ging 1809 nach St. Petersburg, wo er als Nachfolger von Boieldieu die französische Oper leitete. Bis zu seinem Tod 1823 blieb er dort. Ob aus Angst vor Beethoven wissen wir nicht mit Gewißheit.

Vielleicht war es auch so, wie es Frau Dr. Erika Fuchs, die große Sprachschöpferin, die 40 Jahre lang die Donald – Duck – Geschichten ins Deutsche dichtete, unserem Helden in der Geschichte vom Goldenen Helm in den Mund schiebt: Wir sehen Donald als Museumswärter gelangweilt am Urrind lehnen und an der Perücke Karls des Kahlen vorbeischlurfen und hören ihn sagen: „Es ist zum Sterben langweilig! Seit zwei Monaten versehe ich meinen Dienst, und seitdem ist nicht das Geringste passiert. Jedoch - die Bezahlung ist gut, die Dienststunden liegen günstig. Kurz, es wäre unklug zu kündigen“.
Warum er also in Petersburg blieb, der Steibel, nicht Donald Duck, wissen wir nicht. Auf die ein oder andere Art wird es ihm schon gefallen haben.


Viel Spaß beim Endspurt der in diesem Jahr ja unglaublich spannenden Bundesliga (wer hätte geglaubt, daß Wolfsburg und Hertha die Bayern in der Zange haben und daß auch der 1. FC Köln seinen Platz im Mittelfeld halten kann?) wünscht Ihnen

Ihr
Konrad Beikircher



© Konrad Beikircher - Erste Veröffentlichung in dieser Form in den Musenblättern 2009
Redaktion: Frank Becker