"Es braust unser Panzer im Sturmwind dahin..."

TUI wirbt für Panzerfahren zum Vatertag

von Andreas Rehnolt, mit einem Kommentar von Frank Becker

Foto © Frank Becker
TUI wirbt für Panzerfahren zum Vatertag
 
Hannover - Unter der Werbe-Überschrift "Erlebnistour (nicht nur) zum Vatertag" wirbt der Reiseveranstalter TUI derzeit für "Panzerfahren für Jedermann". Panzer, so das Unternehmen "faszinieren alle Jungs ob große oder kleine gleichermaßen". Wer selber einen 14 Tonnen schweren Stahlkoloss auf Ketten über steiniges Gelände fahren möchte, sei bei diesen Angebot richtig, so der Veranstalter. Deutschlands führender Reiseveranstalter bietet Fahrten im Schützenpanzer "auf Deutschlands größem Männerspielplatz in Brandenburg" an und wirbt für ein "ideales Geschenk" zum Vatertag.
 
Nach einer Sicherheitsbelehrung und einer kurzen Einweisung in das Panzerfahren geht es nach Angaben des Reiseveranstalters mit 300 PS direkt auf das Übungsgelände mit Hindernissen "und Schikanen wie Doppelwippe, Steilhang oder Panzergraben." Die Fahrt im BMP Schützenpanzer dauert etwa 35 Minuten. Im Reisepaket inklusive sind zwei Nächte in einem Vier-Sterne-Seehotel in Falkenhagen. In dem naturnahen Hotel mit eigenem Badestrand direkt am Gabelsee sollen sich die Panzerfahrer dann optimal von ihrem Abenteuer erholen können. Das Paket ist erst ab 16 Jahren buchbar ( Information und Buchung in allen Reisebüros mit dem TUI Zeichen oder unter www.tui.com ) .

Anmerkungen der Redaktion: Schon 1939-1945 war so ein Erlebnispaket in Deutschland im Angebot und ganz einfach buchbar. Das rührige Unternehmen, welches es anbot, hieß übrigens Wehrmacht und firmierte im Auftrag der Firma Hitler & Co. unter Panzertruppe. Da gab es - heißa! - auch schon lustige Ausflüge zu Männerspielplätzen wie Witebsk und Stalingrad, Tobruk und El Alamein, Kursk und Hürtgenwald. Jungs, war das ein Spaß! Nervenkitzel, inklusive Tod und Verstümmelung, waren gratis im großzügig geschnürten Paket dabei. Ach ja, das waren Zeiten, als Männer noch Männer sein und fröhlich das Panzerlied auf den Lippen in ihren stählernen Särgen verrecken durften. Da hat sich der Reiseveranstalter TUI wirklich etwas Feines ausgedacht. Sicher bekommt ein jeder hirnrissige Dämlack, der dieses über alle Maßen dumme Angebot bucht, auch gleich das feine Liederbuch der Wehmacht in die Hand gedrückt, damit er das lustige Panzerlied gleich mitsingen kann. Übrigens war unter dem GröFaZ und seinen Kretins die Altersgrenze streng gezogen worden: Bewerber der HJ-Panzertruppe mußten 17 Jahre alt sein, um für Führer, Volk und Vaterland zu sterben, der Volkssturm ließ ab September 1944 (akkurat fünf Jahre nach dem Überfall auf Polen) auch 16-jährige Buben zum Sterben antreten. Aber bei der TUI bekommt man das ja (noch) ohne Sterben.

Mal im Ernst, liebe Leser: wie bar jeden guten Geschmacks muß das Management eines Reiseveranstalters eigentlich sein, wir wollen gar nicht von revanchistisch oder rechtsradikal reden,  um dem Publikum so etwas allen Ernstes anzubieten? Sind diese Leute von allen guten Geistern verlassen? Sollte man nicht dem Mitarbeiter, der auf die grandiose Idee gekommen ist, so lange den TUI-Katalog (aber bitte den dicken) um die Ohren hauen, bis er bußfertig ist? Und für die Schwachköpfe, die das Pauschal-Angebot von Panzerfahren mit anschließendem Entspannen im Vier-Sterne-Hotel als Nervenkitzel buchen, empfehle ich aus pädagogischen Gründen das Telefonbuch der Reichshauptstadt als erzieherisches Hilfsmittel. Pfui Deibel, TUI - das bringt Ihnen die negativste Bewertung der Musenblätter ein: den Musenblattschuß.