Hof: Orpheus in der Unterwelt
Der Unterschied zwischen
gut gemeint und gut gemacht Als zu Beginn des Jahres die Gelegenheit hatte einen Blick auf die Besetzung von Jacques Offenbachs wohl bekanntester Opera bouffe zu werfen war ich glücklich. Das Theater Hof versprach einen musikalischen Hochgenuß. Marianne Lang als Öffentliche Meinung, Ingrid Katzengruber als Eurydike, Carsten Jesgarz als Orpheus, Thilo Anderson als Pluto. Das war schon sehr beeindruckend und es ging in gleichem Maße weiter. Die Erzkomödianten Peer Schüssler als John Styx und Jürgen Schultz, wer sonst, als Jupiter. Seine zickige Gattin wurde mit der bezaubernden Stephanie Rhaue besetzt, auch die „kleineren“ Götter großartig: Monika Hügel als Diana, Lisa Henningsohn als Cupido, Florian Bänsch als Merkur. Und Karl Prokopetz ernennt die musikalische Leitung zur Chefsache. Na, das kann doch nicht schief gehen. Ginge es auch nicht, zu mindestens musikalisch. Strapse statt Lämmer
Der Premierenabend war dann doch nicht überzeugend. Die Öffentliche Meinung sitzt trinkend und
Mythologie. Warum das Vorspiel dafür dreimal unterbrochen wurde, bleibt das Geheimnis von Karl Prokopetz und dem Regisseur Georg Blüml, der auch für die uninspirierte Textfassung verantwortlich ist. Aber dann geht’s los. Ort der Handlung: eine miefige Einfamilienhäuschensiedlung. Eurydike klagt der Öffentlichen Meinung ihr Los. Ihr Mann sei langweilig. Das glaubt man ihr gerne, wenn man Carsten Jesgarz - stimmlich in seinen Gesangstexten hervorragend - während der Dialogszenen auf einen einzigen Satz reduziert, den er wie ein Demenzkranker immer wieder von sich gibt: „Ich liebe Musik“. Schön, wir alle lieben die Musik, sonst würden wir nicht in die Oper gehen. Aber weiter geht’s. Auftritt Aristeus, ach ja, Herr Blüml verzichtet auf Aristeus, denn Thilo Anderson fährt teufelsgleich aus der Unterbühne hervor, nicht flankiert von den Lämmern und den Bienchen, nein, eine höllisch scharf bestrapste Begleiterin hat er dabei. Und Blüml verzichtet auch auf die mythologisch begründete Schlange, die Eurydike ins Totenreich befördert, nein Orpheus und Pluto handeln einen Auftragsmord aus, das heißt in diese Falle Pluto suggeriert Orpheus, daß er seine Frau los werden muß, und Orpheus stammelt: Ich liebe Musik. Ein kurzer Biß in den Hals und Eurydike weilt nicht mehr unter den Lebenden. Man fährt abwärts und Orpheus bekommt als Abschiedsgruß noch eine SMS seiner Gattin. Dem Glück des Witwers, sich jetzt ganz seiner Musik zu widmen, denn Frauengeschichten hat er ja nicht, steht nichts mehr im Wege, aber die Öffentliche Meinung zwingt den Musikus zum Olymp aufzusteigen und sein Weib zurückzufordern, dabei liebt er doch nur die Musik.
Sexuelle Freiheit für Oberfranken! Der Olymp, eine verschlafene Gesellschaft, mit all den üblichen Verdächtigen. Äußerst originell und
Auftritt Venus Mars und Cupido. Musikalisch überzeugend, der Text deckt sich leider nicht mit der Metrik der Musik, bleibt deshalb den ganzen Abend über sperrig und lästig. Das übliche Geplänkel zwischen Juno und Jupiter, Ankunft von Pluto, Revolution der Götter mit vor einem halben Jahr aktuellen politischen Anspielungen (Westentaschen-Lafontaine, Milchquote, etc). erscheinen von Orpheus und der öffentlichen Meinung und Abmarsch der Götter in die Hölle. Immer dann, wenn man sich an eine bewährte Übersetzung hielt, bekam die Show auf einmal Schwung. Pause – 2.Akt
Kußwalzer und Fliegenduett Die Einfamilienhäuser des ersten Aktes wiederholen sich, flankiert von einem Atomkraftwerk. Das also ist die persönliche Hölle von Eurydike, oder von Georg Blüml oder seiner Ausstatterin Tanja Hofmann. Peer Schüssler und einige Herren des Chores geben die „biertittigen“ Ausgaben (ich darf
Zauberhafter Cupido Mein Fazit, musikalisch war es ein sensationeller Abend, trotz Umstellung von einzelnen
Nach zweieinhalb Stunden und vielen verschwendeten Chancen endete der Abend unter, für Hofer Verhältnisse, sehr kurzem Applaus.
Fotos von SFF Fotodesign
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