Berlusconi und die Realität

Der italienische Ministerpräsident zur Erbebenkatastrophe in den Abruzzen

Ein offenes Wort von Frank Becker

Foto © Jürgen Kasten
Da lachse dich kapott
(dat nennt mer Camping...)



Ja hat denn dieser Mensch vollständig den Kontakt zur Wirklichkeit verloren? Meint doch der mehrfach geliftete, haartransplantierte, gefärbte, zu heiß gebadete und mit dem Klammerbeutel gepuderte italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu den Folgen der Erdbebenkatastrophe in den Abruzzen in grenzenloser Arroganz, das sei doch alles gar nicht so schlimm. Man habe doch jetzt Zelte, Wasser, Strom, zu Essen und zu Trinken. Es gehe den Leuten gut, sie sollten das Ganze doch einfach sportlich betrachten und wie ein Camping-Wochenende sehen. Sofort angebotene internationale Hilfe lehnt er ab, das schaffe Italien schon selbst. Wahrscheinlich ebenso effektiv wie die Müllbeseitigung in Neapel.

Es fällt schwer, Worte dafür zu finden, mit welcher Chuzpe, Kaltschneuzigkeit und welcher Arroganz des Reichtums und der Macht dieser dreimal chemisch gereinigte Schwadroneur mit den Menschen, seinen Landsleuten umgeht, deren Freunde und Familien bei dem Erdbeben umgekommen sind, die Hab und Gut und ihre Heimat und Häuser verloren haben. Soll sich der gestärkte und gebügelte Gockel doch mal zu seinen Mitbürgern wenigstens für die ersten vier Wochen der Aufräumphase in den "Camping"-Zelten einquartieren und mit anpacken, anstatt sich auf der Sonnenbank zu räkeln. Wäre interessant zu erfahren, ob ihm dabei seine Geschmacklosigkeiten vielleicht ebenso faulig auf der Zunge liegen wie den Betroffenen jetzt. Dummheit darf nicht als Entschuldigung für soviel Instinktlosigkeit ins Feld geführt werden.