Sinatra is back!

Tom Gaebel auf seiner „Don´t wanna dance - Tour 2009“

von Peter Bilsing
Sinatra is back!
 
Tom Gaebel verzaubert
mit seiner Big Band das Publikum
 
Philharmonie Essen 18.3.2009
 

Seit 2005 läßt ein Name in der anspruchsvollen Musikszene aufhorchen: Tom Gaebel. Zusammen mit seiner Big Band bringt er den Swing der Crooners auf deutsche Bühnen; und was für einen Swing. Eine Stimme - wie der legendäre Frank Sinatra. Wer hätte gedacht, daß einmal ein deutscher Sänger mit solcher Verve und diesem unvergleichlichen Timbre reüssiert. Wer ihn gehört hat, ist sofort begeistert. Mittlerweile hat Tom Gaebel sein Repertoire mit Pop erweitert, gespickt mit alten Motown-Soul-Hits. Gaebel ist ein Allroundtalent, ein Tausendsassa und Alleskönner. Er spielt „nebenbei“ Violine, Klavier, Posaune, perfekt Schlagzeug und hat im Fach Jazz-Gesang promoviert. Soviel echte und hart erarbeitete Professionalität ist hörbar. Was für ein musikalischer Stern, leuchtend im derzeitigen Einerlei geschmackloser Maggi-Buchstabensuppen-Sänger und sound-mulchender „Superstars“ der deutschen Musikszene! Bravo!
 
Selten erlebte das Publikum einen so kurzweiligen Abend, wie am Mittwoch in der Essener
Philharmonie. Musik von höchster Qualität bietet die Truppe, und es macht einfach Spaß Gaebel mit seiner Big Band zu sehen und zu hören. Sie bieten eine ehrliche, gut zweieinhalb-stündige Show, die nicht in Routine erstarrt, sondern mit jedem Hit neu das Auditorium mitreißt. Gaebel ist ein superber, erstklassiger Entertainer mit immer besseren eigenen Arrangements geworden, seine Stimme ist in den letzten Jahren sehr gereift. Die Band hat einfach Klasse. Sie vermitteln auch am Ende der Tournee noch Spielfreude, Spontanität und den gewissen Live-Groove, der das Publikum mitreißt.
 
Da tauchen neben den klassischen Sinatra–Songs auch Cover-Versionen alter Stevie-Wonder-Titel oder gar eine brillante Bearbeitung des Stones Hits „Satisfaction“ auf, aber Gaebel kann mehr und will mehr. Da ist die phänomenale Bond-Musik „Catch me if you can“, die nur leider bisher keinen der Original-Filme ziert, obwohl sie es verdient hätte, weil man in Hollywood anscheinend noch nichts von Gaebel gehört hat. Eine Schande! So versucht er auf seiner diesjährigen „Don´t wanna dance - Tour 2009“, auch die große Musikwelt und Vielfalt der 60er und 70er Jahre mit in sein Konzert einzubeziehen. Exemplarisches Beispiel ist u.v.a. Nina Simones Hit „My Baby just cares for me“, ein traumhafter Song, den Gaebel in neuer Auslegung und Blüte wiedererstrahlen läßt.
 
Und auch wenn er in die großen Schuhe Frankie-Boys tritt (die ihm erstaunlich gut passen), versucht er doch die alten Songs stets in seinem eigenen Stil rüberzubringen. Sein „New York“ oder „Bad, bad Leroy Brown“ erklingen neu, aber immer authentisch. Es ist kein Nachspielen oder Singen allein; jedes Stück ist ein persönliche Hommage an die großen Künstler der Vergangenheit. Das überzeugt nachhaltig. Nach gründlichem Studium seiner CDs muß ich sagen, auch wenn es die Plattenfirma betrübt: Tom Gaebel muß man live erleben! Auf Konserve ist mir sein Musikstil allzu geglättet, einzig die DVD überzeugt, wenn auch die Ton- und Bildqualität demnächst noch besser sein müßte.
 
„Tom Gaebel Live“ ist ein Muß für Freunde guter Musik, insbesondere des Swing. Wie schrieb mein Freund Frank Becker in den Musenblättern zurecht: „Gaebel ist fraglos ein Künstler mit eigener Sprache und eigenem Stil; einer, der sich eben wegen seiner eigenen Qualität an Sinatra messen lassen muß - und den Vergleich mit Eleganz besteht. Musik, die in keiner gut sortierten Swing-Sammlung fehlen dürfte. Musik, die für sich spricht.“ Dem ist auch heuer nichts hinzu zu fügen.
 
Hoffentlich gibt es von dieser Tournee auch bald eine neue DVD, wenn nicht, ist die alte von 2006 zwar nicht das Maß der Dinge, aber stimmungsmäßig überzeugend. Nach diesem Konzert bekenne ich mich nach wie vor als treuer Tom Gaebel & His Big Band-Fan.
Lesen Sie auch: www.musenblaetter.de/artikel

Redaktion: Frank Becker