Venedig

Von Canaletto und Turner bis Monet

von Frank Becker

© Hatje Cantz- Monet, Le Palais Contarini
Das Wunder Venedig

Ein traumschöner Bildband als Visitenkarte
der schönsten Stadt der Welt



Wer je seinen Fuß auf den Boden der Serenissima gesetzt und dieses einzigartige, seit dem 6. Jahrhundert auf hundert Inseln und Inselchen und ungezählten Stelzen im Morast und Brackwasser der Bucht vor Mestre errichtete Gebilde gesehen hat, ist ihm verfallen. Das ging Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke und Thomas Mann so - dem Bann dieses wunderbaren Traumgebildes, das auf der Welt einmalig ist, konnten sich Lord Byron, Richard Wagner, Marcel Proust, William Turner, Auguste Renoir und ungezählte andere Maler und Dichter nicht entziehen. Millionen von Touristen und ungezählte Liebespaare tun es ihnen jährlich nach – überwiegend im Frühling und Sommer – und besuchen die Stadt Canalettos, Guardis und Tiepolos, Casanovas und Goldonis, um ihren Duft zu atmen. Im Dämmer der Gassen, auf den 400 Brücken über 150 Kanäle, den stillen Plätzen abseits der Piazetta und in den kleinen Bars, Bacaris und „Caffés“ lassen sie sich in ihren Zauber einhüllen, im Versuch, das unlösbare Geheimnis ihres Charmes zu ergründen.

Canaletto - Il Molo

In der morbiden Stimmung der kalten Jahreszeit hat Robert Browning am 12. Dezember 1889 seinen letzten Seufzer getan, Rilke hat die „Eisige Ruh“ bedichtet und Joseph Brodsky reist seit 1972 jedes Jahr nach Venedig, wohlgemerkt im Winter, wenn die Luft klar ist und nachts „König Nebel“ die Stadt einhüllt. Es ist fast eine Haßliebe, doch er würde niemals im Sommer hinfahren, „nicht einmal, wenn man mir ein Gewehr auf die Brust setzte“.
In kalten Wintern friert sogar die Lagune zu, wie es Ende des 18. Jahrhunderts ein Schüler Francesco Battagliolis auf einem Gemälde zeigt, und man kann das Festland zu Fuß erreichen. Die Zeit von Kälte und Nebel regt Autoren nicht minder an als das Flimmern der Sommerhitze. Patricia Highsmith läßt ihren Kriminalroman „Venedig kann sehr kalt sein“ in der winterlichen Lagunenstadt spielen und Donna Leon, der wir den Commissario Brunetti in ihren mittlerweile 16 Venedig-Romanen verdanken (der 17. ist vom Diogenes Verlag angekündigt), führt auf der Suche nach den Tätern wie durch die flirrende Hitze und das „Aqua alta“ auch durch die klirrende Kälte der Calle, Rive, Ponte und Fondamente. Richard Wagner vollendet im venezianischen Winter 1858/59 den zweiten Akt seiner Oper Tristan und Isolde – 24 Jahre später kehrt er, wieder im Winter, dorthin zurück und stirbt am 13. Februar 1883 im Palazzo Vendramin. Die Literaturen über Venedig sind ebenso Legion wie die von allen Großen der Malerei festgehaltenen Bilder der Stadt.

Der Verlag Hatje Cantz hat anläßlich einer Ausstellung in der Fondation Beyeler, Riehen/Basel einen

John Singer Sargent
prachtvollen Band mit 182 der schönsten Gemälde Venedigs zusammengestellt, der unter dem Titel "Venedig - Von Canaletto und Turner bis Monet" ein ewiges Lob der Serenissima singt. Begleitet von kundigen Texten ausgewiesener Kunsthistoriker wird die schönste Stadt auf diesem Erdenrund mit Bildern von
Canaletto, Francesco Guardi, J. M. William Turner, James McNeill Whistler, John Singer Sargent, Anders Zorn, Edouard Manet, Pierre-Auguste Renoir, Pietro Fragiacomo, Odilon Redon, Paul Signac und Claude Monet vorgestellt. Martin Schwander zeichnet als Herausgeber für dieses einzigartige Buch, dessen Schönheit seinem Thema angemessen ist. Zauberhafte Pastellskizzen von James McNeill Whistler, durchscheinende Aquarelle und Impressionen in Öl William Turners, kraftvolle Ölgemälde Claude Monets und pointilistische Tupfgemälde Paul Signacs zeigen den Rausch, dem alle Maler erlegen, die Venedig sahen. Dunkle Genrebilder und lichte Aquarelle Jong Singer Sargents vom Ende des 19. Jahrhunderts und die gut 150 Jahre früher entstandenen Gemälde Canalettos und Francesco Guardis ergeben in der Summe ein Charaktebild dieser Stadt, deren Untergang schon lange prophezeit wird, die sich aber beharrlich dagegen auflehnt, wieder von dem Meer verschlungen zu werden, dem sie einst abgetrotzt wurde.

Hier liegt nun ein Buch vor, das (die Ausstellung, die 226.000 Besucher sahen, ist schon vorbei)

Edouard Manet - Canal Grande
durch seine Zusammenstellung und Kommentierung als Referenzwerk zur Darstellung Venedigs in der Malerei gelten darf, wenn auch nicht alle Maler Venedigs berücksichtigt wurden, sondern eine gezielte internationale Auswahl getroffen wurde.

Venedig
- Von Canaletto und Turner bis Monet
Hrsg. Martin Schwander im Auftrag der Fondation Beyeler , Text von Gottfried Boehm, Alan Chong, Anne Distel, Dario Gamboni, Elaine Kilmurray, Bozena Anna Kowalczyk, Margaret F. MacDonald, Christopher Riopelle, Giandomenico Romanelli, Martin Schwander, Ian Warrell, Juliet Wilson-Bareau
2008. 224 Seiten, 182 farbige Abb. - 25,50 x 31,20 cm - gebunden mit Schutzumschlag - 49,80 € - 88,- sfr
- ISBN 978-3-7757-2240-7 – (Englische Ausgabe ISBN 978-3-7757-2241-4)

Weitere Informationen unter:  www.hatjecantz.de