Kurzweilige Operettengeschichte(n)

Tanja Hamleh in "Die lästige Witwe"

von Frank Becker

Foto: Jürgen Ferber
Operettengeschichte(n)
 
Tanja Hamleh präsentiert in „Die lästige Witwe“ einen kurzweiligen Querschnitt durch Operette, Musical und Tonfilmschlager
 

Ihr junger, morgenfrischer Sopran zeigt Volumen, Reinheit und beachtliche Reife, ihre glänzenden Koloraturen perlen glockenhell – die Mannheimerin Tanja Hamleh ist eine beschenkte Sängerin. Mehrere erfolgreiche Jahre in den USA und England haben sie überdies die Grundlagen des Showbiz gelehrt. Nun tritt sie mit ihrem Solo-Programm (pardon: plus Pianist Stefan Kammerer) „Die lästige Witwe“ vor ihr deutsches Publikum. In der Lenneper Talentschmiede des „Rotationstheater“ konnte sie bei einem ihrer Auftritte in Nordrhein-Westfalen mehr als deutlich punkten. Soviel Sympathie ist zwischen Künstler und Publikum selten zu spüren.
Hier war der Draht kurz, die Wellenlänge gleich, die Stimmung ausgezeichnet.

Beschenkt ist Tanja Hamleh aber auch durch ihre hinreißende Erscheinung und zauberhafte Bühnenpräsenz. Bildhübsch und vom eleganten Wuchs einer jungen Birke bezauberte sie vom ersten Moment an ihr Publikum, hatte es für fast zwei Stunden Programm charmant, beredt und eloquent im Griff. Daß so viele Gäste zu einem Operetten-Programm gekommen waren, zeigte deutlich, daß das Genre wieder ausgesprochen gefragt ist. Die Besucherzahlen der Theater bei großen Operetten-Abenden haben das ja schon vorgelegt. Hier bekamen die Gäste einen kundig zusammengestellten und stimmsicher vorgetragenen Querschnitt durch das untrennbar mit Namen wie u.a. Franz Lehár, Johann Strauß, Emerich Kalmàn, Friedrich Hollaender, Willi Forst, Ralph Benatzky oder Peter Kreuder verbundene Genre.

Beim Auftritt schon im Autoschlüssel-Extemporé brillant, überzeugte Tanja Tamleh als „Dozentin“ im Operettenseminar, auch mit leichter Hand als Chorleiterin, der das aufgeschlossene Publikum vergnügt und stimmkräftig folgte und federleicht elegant als Walzertänzerin. Ausgehend von der „Fledermaus“, deren unsterblichen Melodien sie als Adele und Rosalinde Leben gab, über Lehárs „Giuditta“, deren „Meine Lippen, sie küssen so heiß“ von ihren Lippen durchaus glaubhaft klang, bis zu Friedrich Hollaenders „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ wurde ihr Bogen um und über die unterhaltsame Gattung zur unterhaltsamen Lehrstunde mit vielen musikalischen Höhepunkten.
Fast war ihr Sopran, der durchaus auch Mezzo-Qualitäten zeigen kann, zu groß für das kleine Theater. Größere Säle ständen ihr gut zu Gesicht. Was nun am schönsten war? Fragen Sie nicht. Benatzkys „Im Weißen Rössl am Wolfgangsee“ bei dessen Lied „Im Salzkammergut, da kammer gut lustig sein“ das Publikum vortrefflich mittat, Hans Mays berauschendes „Ein Lied geht um die Welt“, das den Tenor Josef Schmidt unsterblich machte, das „Vilja-Lied“, die „Christl von der Post“ oder die Zugabe-Erkenntnis „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ – überzeugend war alles.
Glücklich, wer dabei war. Eine Empfehlung.
 
Einen Auszug aus dem Programm gibt es auf einer CD:
1. Mondarie (Rusalka/Dvorak) – 2. Denk an mich (Phantom/Webber) – 3. So elend und so treu (Zigeunerbaron/Strauß) – 4. Filmsong-Medley – 5. Gold von den Sternen (Mozart/Kunze) – 6. Quando m´en vo (Puccini/La Bohème) – 7. One Moment in Time (Hammond) – 8. Mein Herr Marquis (Strauß/Fledermaus) – 9. Die Ruhe (Ferber) – 10. Darei tutto per lui (Gabriel/Rachel)  -  Gesamtzeit: 39:42
 
Informationen wo und wie es die CD gibt, unter www.amazon.de
Weitere Informationen über Auftritte mit ihrem musikalischen Kleinkunstprogramm und Termine ihrer Kinderoper „Tim und Tam“ mit der Tourneeoper Mannheim unter: www.tanja-hamleh.de
und www.tourneeoper-mannheim.de